Kylian Mbappé von PSG zu Real? Fünf Dinge, die passieren müssen, bevor der Transfer perfekt ist

Von Thomas Hindle / Daniel Buse
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Kylian Mbappé will angeblich zu Real Madrid wechseln - aber es gibt noch einige Hindernisse auf dem Weg zum Mega-Deal.

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Es hat fast drei Jahre gedauert, in denen es zwei in letzter Minute geplatzte Deals gab, aber nun ist es angeblich bald so weit: Kylian Mbappé hat sich wohl für einen Wechsel zu Real Madrid entschieden und soll sich den Königlichen im Sommer ablösefrei anschließen. Sein Plan, den er mit seiner Ankündigung, seinen am Saisonende auslaufenden Vertrag bei Paris Saint-Germain nicht zu verlängern, verfolgt, geht offensichtlich auf.

Mehrere Medien, darunter ESPN, Le Parisien und Fabrizio Romano, vermeldeten zuletzt Ähnliches. Kern der Botschaft: Mbappé will ab der nächsten Saison im Santiago Bernabéu spielen.

Das ist natürlich eine tolle Nachricht für die Blancos. Sie können sich auf einen der besten Spieler der Welt freuen, der das Potenzial hat, einer der Besten der Fußball-Geschichte zu werden. Wenn man mal das ganze Transfer-Drama beiseite schiebt, bleibt viel übrig: Mbappé ist der Rekord-Torschütze von PSG, Kapitän der französischen Nationalmannschaft und erst der zweite Spieler, der in einem WM-Finale einen Hattrick erzielt hat.

Auch PSG könnte von dem Wechsel profitieren - wenn auch nicht in sportlicher Hinsicht. Mbappé will den Verein im Guten verlassen und hat zugesichert, dass die Pariser eine wie auch immer geartete finanzielle Entschädigung für seinen Abgang bekommen, auch wenn er ablösefrei geht.

Und die Transfer-Saga, die für PSG das Potenzial zum PR-Desaster hat, ist bislang einigermaßen gut gemanagt worden. Das liegt auch an Mbappé, der in dieser Saison weiterhin sehr gute Leistungen zeigt. Der Abgang aus Paris mit mindestens einem weiteren Titel im Gepäck wird ihm wohl gelingen. Es ist mit Sicherheit keine schlechte Abschiedstournee - wenn es eine ist.

Denn die Mbappé-Saga ist noch nicht ganz vorbei. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass der PSG-Star nicht unbedingt die berechenbarste Person im Weltfußball ist. Deshalb kann bis zum Vertragsantritt bei Real im Juli noch vieles schiefgehen. SPOX wirft einen Blick auf die Hindernisse, die noch überwunden werden müssen, damit die Transfer-Saga in diesem Sommer endlich beendet wird.

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Mbappé muss PSG informieren

Mbappé hält sich zu diesem Thema, das die Medien und die Fans bewegt, seit Monaten bedeckt und weicht Fragen nach seiner sportlichen Zukunft aus. Nur dass er bis zum Saisonende bei PSG bleibt, war ihm vor der Winter-Transferperiode zu entlocken. Im Januar verkündete er immerhin, dass er mit PSG-Boss Nasser Al-Khelaifi "eine Vereinbarung" darüber getroffen habe, was am Ende der Saison passiert, auch wenn er dann keinen neuen Vertrag in Paris unterschreibt.

Es war eine vage Andeutung, wie es schon viele von Mbappé gegeben hat. Aber in der Transfer-Saga ist es das wohl Konkreteste, was von Mbappé zu hören war. Übersetzt bedeutete es: Er wird bis zum Ende der Saison bleiben. Und es gibt einen Plan, der sicherstellen soll, dass er den Verein im Guten verlassen kann.

Die Entwicklung Richtung Trennung läuft allem Anschein nach recht einvernehmlich und gut - vorausgesetzt, er teilt seine finale Entscheidung so mit, wie er es wohl mit dem Klub vereinbart hat.

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Kommt Kylian Mbappé? Real Madrid muss sich Geld besorgen

Obwohl es viele Fans glauben: Real Madrid schwimmt nicht im Geld. Ja, die Königlichen erwirtschaften die höchsten Einnahmen aller Klubs weltweit. Und ja, sie haben den größten Finanzrahmen für Spielergehälter und Transfers - 728 Millionen Euro -, der ihnen von LaLiga eingeräumt wurde. Und natürlich haben sie in der jüngeren Vergangenheit bei den Verpflichtungen von Jude Bellingham und Endrick gezeigt, dass sie auch bereit sind, viel Geld auszugeben.

Aber sie sind auch sehr vor- und umsichtig, was das Finanzielle angeht. In der Vergangenheit gab es natürlich auch einige teure Flops, aber vor allem in den letzten Jahren war Präsident Florentino Pérez auf dem Transfermarkt eher zurückhaltend. Und wenn nun einige Spieler gekauft werden, müssen andere gehen.

Die lange Karriere von Luka Modric zum Beispiel geht allem Anschein nach zu Ende. Der Kroate wird seit knapp drei Jahren nicht mehr in allen Spielen über die kompletten 90 Minuten gebracht. Schon im letzten Sommer hatte er einen Wechsel nach Saudi-Arabien in Erwägung gezogen. Mit seinen 38 Jahren ergibt es für ihn eigentlich wenig Sinn, noch ein weiteres Jahr im Verein zu bleiben. Sollte er gehen, würde das Madrids Gehaltsliste um satte 22 Millionen Euro entlasten.

Lucas Vázquez (9 Millionen Euro) und vielleicht auch Nacho (8,5 Millionen Euro) könnten den Verein ebenfalls verlassen. Auch über die sportliche Zukunft von Toni Kroos muss noch entschieden werden. Dessen gute aktuelle Form könnte die Madrilenen aber dazu bewegen, ihm einen weiteren Einjahresvertrag anzubieten.

Selbst wenn Kroos bleibt, wird Madrid mit den Abgängen wahrscheinlich mehr als 30 Millionen Euro pro Jahr für den Mbappé-Vertrag freiräumen können. Das wird zwar nicht annähernd ausreichen, um dessen Forderungen zu erfüllen, aber es ist mit Sicherheit ein Schritt in die richtige Richtung.

Die Forderungen Mbappés belaufen sich laut eines aktuellen Berichts der As übrigens auf ein Jahresgehalt von 50 Millionen Euro (weniger, als er bei PSG kassiert) und ein Handgeld von 120 Millionen Euro. Dazu sollen sich weitere Boni gesellen.

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Mbappé muss auf seinen Treue-Bonus verzichten

Mbappés PSG-Vertrag ist kompliziert, die Details wurden nie komplett veröffentlicht. Was The Athletic im Sommer allerdings berichtete, ist, dass die Pariser ihm allein in der Saison 2022/23 200 Millionen Euro gezahlt haben. Auch wenn die Gesamtsumme vielleicht etwas hoch gegriffen ist, soll PSG Mbappé allein 72 Millionen Euro als Grundgehalt überwiesen haben. Weitere Klauseln und Boni, die mit Sicherheit im Vertrag enthalten sind, dürften die Gesamtsumme tatsächlich in die Höhe schnellen lassen.

Eine der Klauseln ist der in den Medien schon oft angeführte Treue-Bonus, den Mbappé bei seiner Vertragsverlängerung mit dem Verein 2022 vereinbart hat. Diese Klausel garantiert dem Stürmer 80 Millionen Euro für jedes Jahr, das er beim Verein bleibt. Eine riesige Summe, die im Weltfußball wohl nur der PSG-Star in seinem Vertrag hat.

Wie genau PSG für den Mbappé-Abgang finanziell entschädigt werden soll, ist nicht bekannt. Aber Mbappé wird auf jeden Fall auf seinen nun fälligen Treue-Bonus verzichten müssen. Die 80 Millionen Euro wiegen seinen sportlichen Wert nicht auf - aber die Einsparung wird es den Parisern ermöglichen, Geld für den Kauf von neuen Spielern, die die Lücke füllen müssen, in der Kasse zu haben.

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Reals letztes Angebot

Was bietet man einem Spieler, der bereits Mega-Offerten aus Saudi-Arabien abgelehnt hat?

Real wird sicherlich nicht mit den Saudi-Summen mithalten können, nicht einmal annähernd. Höchstwahrscheinlich werden die Madrilenen auch nicht das aktuelle Gehalt von Mbappé bieten können. Sie können ihm aber ein Handgeld für die Unterschrift garantieren. Und sie werden ihn sicherlich zu ihrem bestverdienenden Spieler machen.

Außerdem bleibt die strittige Frage der Bildrechte: Mbappé wollte vor zwei Jahren bei PSG die volle Kontrolle über seine Marke, hat sie aber nicht bekommen. Berichten zufolge war Madrid damals bereit, ihm einen größeren prozentualen Anteil an den Bildrechten anzubieten. Diese kleinen, aber feinen Unterschiede könnten am Ende das Paket aufhübschen, das Madrid schnüren kann - und Mbappé zu Real bringen.

Zu einem kleineren Hindernis könnten auch noch die Olympischen Spiele im Sommer werden: Mbappé will angeblich unbedingt in seiner Heimatstadt Paris für Frankreich auflaufen - aber Real sieht die Einsätze aufgrund der Verletzungsgefahr kritisch. Die Königlichen wollen auf keinen Fall riskieren, dass Mbappé seinen Dienst in Madrid mit einer Blessur antritt, die ihn möglicherweise lange zuschauen lässt.

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Ancelottis Ja-Wort

Auch wenn viele es nicht glauben: Der Trainer hat bei diesem Transfer auch noch ein Wörtchen mitzureden - zumindest theoretisch. In dieser Saison macht Carlo Ancelotti bislang einen sehr guten Job. Sein Real-Kader schien zu Beginn der Saison völlig unausgewogen zu sein, da es zu viele zentrale Mittelfeldspieler und keine echte Nummer neun gab. Und drei Schlüsselspieler fielen innerhalb eines halben Jahres mit Kreuzbandrissen aus. Die meisten Mannschaften hätten das als Entschuldigung angeführt, warum es bei ihnen nicht läuft, aber nicht Ancelotti: Er entwickelte das Team stattdessen weiter.

Madrid spielt mit vier zentralen Mittelfeldspielern und kann problemlos zwischen einem 4-4-2, 4-2-2-2 und 4-3-1-2 wechseln. Vinícius Jr. und Rodrygo haben sich zu effizienten Halbstürmern entwickelt, Jude Bellingham entpuppte sich als überragender falscher Neuner. Mbappé, so scheint es, passt gar nicht in das aktuelle System. Er selbst hat immer wieder geäußert, dass er entweder als Linksaußen oder neben einem körperlich starken Mittelstürmer spielen möchte. Madrid hat aber mit Vinícius bereits einen erstklassigen Linksaußen. Und Joselu ist wahrscheinlich nicht der Sturmpartner, den sich Mbappé vorgestellt hat.

Ancelotti wird hier also vorsichtig vorgehen müssen. Mbappé ist natürlich ein Neuzugang, den man spielen lassen muss, aber um ihn im Team einzubauen, muss der Coach an anderer Stelle Abstriche machen. Wird Ancelotti zum System mit drei Mittelfeldspielern zurückkehren und Rodrygo und Vinícius in der Anfangself behalten? Das würde wahrscheinlich bedeuten, dass Mbappé als zentraler Stürmer spielen muss, während Bellingham in eine tiefere Rolle gedrängt wird - und dort könnte er verschenkt sein. Wenn man Mbappé links spielen lässt, müsste man Vinícius von der Position wegziehen, auf der er bislang am effektivsten ist.

Mbappé hat das Potenzial, in Madrid einiges durcheinanderzubringen, nicht nur bei der Aufstellung. Deshalb braucht der Klub das Ja-Wort von Ancelotti zu dem Deal, damit am Ende alle in der nächsten Saison an einem Strang ziehen.

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