"Er ist ein Diktator": Die prominentesten "Opfer" von Thomas Tuchel

Von Christian Guinin
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Thomas Tuchel ist der neue Trainer des FC Bayern. Dass mit dem 49-Jährigen nicht immer gut Kirschen essen ist, musste so mancher Spieler bereits leidvoll erfahren. SPOX präsentiert Tuchels berühmteste "Opfer" - große Namen inbegriffen.

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FC Chelsea

Olivier Giroud
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Olivier Giroud

Der Franzose war einer der ersten Spieler, der Tuchel bei Chelsea zum Opfer fiel. Nach der Übernahme des Deutschen blieb Giroud noch ein halbes Jahr, danach zog er, weil er meist nur auf der Bank Platz nehmen musste, zur AC Milan weiter.

Später ließ er verlauten, dass er gerne noch länger in London geblieben wäre. "Meine letzten drei Monate dort - und das sagte ich Trainer Tuchel - waren zu schwierig. Es war unumgänglich, dass ich den Klub verlassen musste", so Giroud.

Romelu Lukaku
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Romelu Lukaku

Nach einem Interview, in dem er mit einer Rückkehr zu Inter Mailand liebäugelte, ging das Verhältnis zwischen dem Stürmer und Tuchel bei Chelsea in die Brüche. Zunächst wurde der Belgier für einige Spiele aus dem Kader gestrichen, später begnadigte ihn Tuchel wieder.

Dennoch war das Verhältnis nicht mehr wie zuvor. Lukaku legte nach und erzählte, mit dem Spielsystem Tuchels "nicht glücklich" zu sein, worauf der Deutsche abermals patzig reagierte.

"Mit Romelu ist es nicht schwierig, er ist Stürmer und dort stellen wir ihn auf. Wir haben nie etwas anderes getan. Es kommt darauf an, sich anzupassen, an die Liga und an den Verein", so der damalige Chelsea-Trainer.

Mittlerweile sind beide bei Chelsea Geschichte. Tuchel wurde zu Beginn der Saison 2022/23 als Cheftrainer der Londoner entlassen, zuvor hatte sich Lukaku seinen Wunsch einer Inter-Rückkehr erfüllt - wenn auch zunächst nur auf Leihbasis. Kehrt er im Sommer zurück, ist Tuchel immerhin nicht mehr da.

Tammy Abraham
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Tammy Abraham

Während der Stürmer unter Frank Lampard noch regelmäßig zum Zug kam, ließ die Spielzeit unter Tuchel sehr zu wünschen übrig. Oft durfte Abraham nur als Joker ran, manchmal wurde er komplett aus dem Kader gestrichen und außen vor gelassen.

Nach nur einem halben Jahr unter dem Deutschen ergriff der Engländer die Flucht und schloss sich der AS Roma an. Dort erlebte er eine Art Wiederauferstehung und gehört unter José Mourinho zum absoluten Stammpersonal.

Später bereute Tuchel den Schritt, so wenig Vertrauen in Abraham gesetzt zu haben: "Vielleicht hat er einen Grund, nicht happy zu sein und möglicherweise war es auch mein Fehler, dass ich ihn nicht angespornt habe, ihm nicht genauso vertraut habe."

Timo Werner
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Timo Werner

Auch der Stürmer war einer der Leidtragenden des Trainerwechsels von Frank Lampard zu Tuchel. "Der Trainer, der mich geholt hat [Lampard], wurde einige Monate später entlassen. Am Ende mag ein Trainer manche Spieler mehr als andere - das ist völlig normal und das muss man akzeptieren", ließ Werner im Interview mit der englischen Sun sein Blues-Engagement Revue passieren.

Unter Tuchel habe er dann nie die Chance bekommen, sich langfristig zu beweisen. "Ich habe die Tore geschossen und gute Spiele gemacht. Dann wird das alles vom Trainer ein bisschen vergessen, es war nicht wirklich fair. Das war auch ein Grund, warum ich zurück nach Leipzig gehen musste, um wieder Spaß zu haben", meinte der Stürmer.

 

Paris Saint-Germain

Dani Alves
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Dani Alves

Nachdem Tuchel und der Brasilianer zunächst sehr gut miteinander zurechtkamen, änderte sich die Situation, als PSG im März 2019 im CL-Achtelfinale gegen Manchester United ausschied.

Alves kritisierte im Anschluss die PSG-Führung um Tuchel, seinen Ideen als Führungsspieler zu wenig Gehör geschenkt zu haben: "Wenn ein Spieler bereits alles durchgemacht hat, ist es vielleicht notwendig, sich auf seine Erfahrung zu verlassen", schoss der Brasilianer gegen seinen Trainer.

Im Anschluss wurde seine eigentlich schon mündlich beschlossene Vertragsverlängerung auf Eis gelegt. Alves musste PSG ablösefrei verlassen und ging in seine Heimat zum FC Sao Paulo zurück.

Adrien Rabiot
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Adrien Rabiot

Ähnlich wie bei Alves verlief es beim Franzosen. Als dieser Ende 2018 ankündigte, seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern zu wollen, setzte ihn Tuchel auf Geheiß der PSG-Führung kurzerhand auf die Ersatzbank.

Wenig später legte Tuchsel sogar noch einmal nach und erteilte dem Mittelfeldspieler ein Kabinenverbot an Spieltagen. Ein Umdenken bei Rabiot wurde dadurch nicht bezweckt, im Sommer 2019 schloss dieser sich Juventus Turin an.

Layvin Kurzawa
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Layvin Kurzawa

Unter der Führung Tuchels wurde der Verteidiger vom Stammspieler zum Bankdrücker degradiert. Davon sollte sich die Karriere Kurzawas nicht mehr erholen. Aktuell ist er von PSG an Fulham verliehen, kommt dort aber auch kaum mehr zum Zug.

Auch der FC Chelsea soll Kurzawa zeitweise als mögliche Neuverpflichtung ins Auge gefasst haben, Tuchel - seinerzeit in Diensten der Londoner - sprach sich aber deutlich gegen einen Transfer aus. Er sei "kein Fan" des Franzosen.

 

FSV Mainz 05

Heinz Müller
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Heinz Müller

Bei Tuchels erster Station als Profi-Trainer in Mainz wurde der Keeper angeblich ohne jegliche Vorwarnung aussortiert und durch Loris Karius ersetzt. Später erhob Müller schwere Mobbing-Vorwürfe gegen den deutschen Trainer.

"Tuchel ist ein Diktator. Was er mit mir gemacht hat, war Mobbing hoch zehn", erzählte der Keeper im kicker. Tuchel habe ihn vor versammelter Mannschaft beleidigt und ihm ins Gesicht gesagt, "geh' zum Manager und lass dich ausbezahlen", so Müller.

Eine weitere böse Überraschung gab es nach seiner Abschiebung in die zweite Mannschaft. "Der Spind war ausgeräumt, sogar die Bilder meiner Kinder waren rausgerissen und in eine Kiste geworfen, die neben der Toilette stand."

Shawn Parker
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Shawn Parker

Der Stürmer ist das vielleicht prominenteste Opfer des deutschen Trainers. Beinahe schon legendär ist Tuchels Ausraster während einer Trainingseinheit des FSV Mainz 05, als er Parker fehlende Disziplin vorwarf und ihn vor versammelter Mannschaft zur Sau machte.

"Shawn, Shawn! Mit welchen Ideen spielst du Fußball? Du kommst ins Training und machst nur, was du willst. Da ist kein einziger Ball dabei für unser Spiel, es ist nur dein eigenes Spiel. Hier noch ein Trick, da noch ein Trick und hier noch eine Idee - und keine einzige klappt davon. Mir steht es hier oben, ehrlich!", tobte Tuchel damals.

Das spiegelte sich auch in der Einsatzzeit Parkers wider. Unter der Leitung des Deutschen hatte der Stürmer einen schweren Stand und kam - wenn überhaupt - nur als Joker zum Einsatz. Nach zwei Saisons floh er deshalb zum FC Augsburg.

 

Borussia Dortmund

BVB
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Auch wenn es während Tuchels Zeit in Dortmund keine wirklichen "Opfer" des Deutschen gab, so herrschte zwischen Vereinsführung, Spielern und Trainern nicht unbedingt das beste Verhältnis.

Vor allem nach dem Attentat auf den Teambus vor dem CL-Spiel gegen Monaco sei das Verhältnis zwischen Vereinsführung und Tuchel zu Bruch gegangen. In einem späteren offenen Brief von BVB-Boss Watzke sprach dieser Tuchel die Führungsfähigkeit ab.