Die wertvollste Elf der vielversprechendsten Talente unter 21 Jahren

Von Niklas Staiger
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Forscher des CIES Football Observatory haben eine Liste mit den vielversprechendesten Talenten unter 21 Jahren und ihren jeweiligen Marktwerten veröffentlicht. Wir fassen für euch die teuerste Talente-Elf zusammen.

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Als unter 21 wurden alle Spieler gezählt, die am 1. Januar 2002 oder später geboren wurden. Die insgesamt 200 aufgelisteten Spieler sind in 20 verschiedene Spielertypen aufgeteilt. Dort wurden jeweils die zehn Spieler mit der höchsten Spielerfahrung im Jahr 2022 aufgelistet. Das bedeutet, dass Talente wie Florian Wirtz (Bayer Leverkusen, Kreuzbandriss), die nahezu das komplette Jahr mit einer Verletzung ausfielen, keine Chance hatten, sich in diese Top-10-Listen zu spielen und daher fehlen.

Um die verschiedenen Spielertypen einzuteilen, wurden acht Variablen unter den Spielern verglichen: Luftverteidigung, Bodenverteidigung, Balleroberungen, Passverteilung, Ballverarbeitung, Chancenkreation, Abschlüsse und Luftangriff.

Die Daten wurden durch die Statistikplattform InStat erhoben. Und immer sowohl in Relation zum eigenen Team als auch zu den Werten der Liga gesetzt. Ein Wert von 1,0 in der Luftverteidigung bedeutet also, dass sie in ihrem Team bzw. der Liga absolut durchschnittlich in der Luftverteidigung sind.

Die Schätzung des Marktwerts wurde anhand von statistischen Modellen berechnet, die Forscher des CIES entwickelt haben und exklusiv für sie vorliegen. Hier ist die Top-Elf der wertvollsten Talente nach Einschätzung des CIES.

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TW: Maarten Vandevoordt (KRC Genk, 18,1 Millionen Euro)

Der 20-jährige Maarten Vandevoordt hütet derzeit das Tor des KRC Genk, ist jedoch schon in der Zukunft verkauft worden: 2024 wird der Belgier zu RB Leipzig in die Bundesliga wechseln. Diese Konstellation hilft Vandevoordt dabei, viel Spielzeit zu sammeln. Damit kommt er auf einen Erfahrungs-Score der CIES-Studie von 27,2.

Vandevoordt war mit 17 Jahren und 287 Tagen der jüngste Torhüter, der jemals in der Champions League antrat. In 95 Pflichtspielen (dreimal Champions League) stand er in seinem jungen Alter bereits im Tor und blieb dabei 24-mal ohne Gegentor.

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RV: Devyne Rensch (Ajax Amsterdam, 18,5 Millionen Euro)

Für die Außenverteidiger gab es sogar sechs Kategorien, wobei in drei statistische Unterscheidungen jeweils auf beiden Seiten unterschieden wurden. Es gab defensive (hohe defensive Werte), offensive (hohe offensive Werte) sowie hybride Außenverteidiger-Kategorien (in beiden Ausprägungen stark).

Als wertvollsten Rechtsverteidiger ermittelte das CIES Devyne Rensch von Ajax Amsterdam. Rensch ist ein echtes Eigengewächs der Ajax-Jugend. Er gilt als defensiver Rechtsverteidiger und erreichte einen Erfahrungs-Wert von 18,6. Auf seiner Position ist das jedoch noch längst nicht Bestwert. Amar Dedic (RB Salzburg, hybrider RV) hat die meiste Spielerfahrung (25,8) gesammelt.

Doch Rensch besticht vor allem durch seine starke Balleroberung - hier holt er 1,2 im Vergleich zu seinen Mannschaftskameraden.

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IV: Josko Gvardiol (RB Leipzig, 122,4 Millionen Euro)

Die Innenverteidiger wurden von der Forschergruppe in zwei Kategorien geteilt. Entscheidend war dafür der Wert der Passverteilung in Relation zu den Mannschaftskollegen. Sortiert wurden ballspielende (Wert über 1,2) und defensivstarke Innenverteidiger (unter 1,2).

Der teuerste Innenverteidiger mit einem Marktwert von 122,4 Millionen Euro ist laut dem CIES RB Leipzigs Josko Gvardiol. Der Kroate wechselte im Sommer 2021 für 18,8 Millionen Euro von Dinamo Zagreb nach Deutschland und ist derzeit eines der begehrtesten Innenverteidiger-Talente der Welt. Real Madrid, der FC Chelsea oder auch Manchester City sollen am Top-Talent der Sachsen dran sein.

Mit einem Passverteilungs-Wert von 1,58 überschreitet er die Grenze deutlich und wird somit als ballspielender Innenverteidiger gelistet. Dazu gesellen sich Stärken in der Luftverteidigung (2,68), Bodenverteidigung (2,51) sowie der Balleroberung (1,41).

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IV: Piero Hincapié (Bayer 04 Leverkusen, 58 Millionen Euro)

Der zweitteuerste Innenverteidiger ist Piero Hincapié von Bayer 04 Leverkusen. Wie Gvardiol kam er im Sommer 2021 nach Deutschland, kostete Leverkusen aber nur 6,35 Millionen Euro. Hier gilt ebenfalls der FC Chelsea als interessiert, aber auch Stadtrivale FC Arsenal sowie Inter Mailand wurden zuletzt mit Hincapié in Verbindung gebracht.

Der Werkself-Verteidiger ist mit einem Passverteilungs-Wert von 1,29 ebenfalls ein ballspielender Innenverteidiger, jedoch hier sowie in der Balleroberung deutlich schwächer als Gvardiol. Dafür trumpft Hincapié in Sachen Verteidigung auf. Mit 3,0 in der Luft- sowie 2,59 in der Bodenverteidigung erzielt er hier im Vergleich zu seinen Mitspielern bessere Werte.

Der teuerste Innenverteidiger der Kategorie "defensivstark" wäre Olympique Lyons Castello Lukeba mit einem Wert von 37 Millionen Euro gewesen.

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LV: Nuno Mendes (Paris Saint-Germain, 66 Millionen Euro)

Der wertvollste Linksverteidiger ist in der Kategorie der hybriden Spieler zu finden und heißt Nuno Mendes. Der Portugiese ist mit nur 20 Jahren Stammspieler bei PSG und bringt sowohl offensiv als auch defensiv ein überragendes Profil mit.

Sein Wert von 1,15 kommt nahezu an Renschs Wert bei der Balleroberung ran, dabei ist er vor allem in Sachen Ballverarbeitung mit 1,53 (gegenüber Renschs 0,45) deutlich stärker in der Offensive.

Obwohl PSG im vergangenen Sommer mit 38 Millionen Euro eine stattliche Summe auf den Tisch gelegt hat, um Mendes zu verpflichten, schätzt das CIES das als gute Investition ein, wenn man seinen Transferwert von 66 Millionen Euro betrachtet.

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DM: Pedri González (FC Barcelona, 169,8 Millionen Euro)

Im defensiven Mittelfeld unterschied das CIES zwischen defensivstarken Mittelfeldspielern, Spielmachern und hybriden Spielern. Während Real Madrids Eduardo Camavinga (82,9 Millionen Euro, defensivstark) und Bayern Münchens Ryan Gravenberch (54,9 Millionen Euro, Allrounder) ihre Kategorien anführten, war der am wertvollsten eingeschätzte defensive Mittelfeldspieler unter den Spielmachern zu finden.

Pedri González, oft einfach nur Pedri genannt, vom FC Barcelona führt diese Kategorie mit deutlichem Abstand an. Mit 169,8 Millionen Euro geschätztem Marktwert gibt es nur einen Spieler, der mehr Wert ist als Pedri.

Während die Katalanen gerne Eigengewächse entwickeln, kam Pedri aus der Jugend von UD Las Palmas und wechselte im Sommer 2019 für 17,5 Millionen Euro nach Barcelona, wurde jedoch noch mal für ein Jahr zurückverliehen. Ein überragender Deal für Barça. Er ist Stammspieler beim FCB sowie bei der spanischen Nationalmannschaft.

Überragend stark ist dabei seine Chancenkreation. Im Vergleich zur restlichen Liga erreicht er ein Verhältnis von 2,17. Dafür weist er vor allem Schwächen in der Defensive auf. Bei den Bodenzweikämpfen ist er mit 0,1 deutlich schwächer als Liga und Verein. Auch im Vergleich unter den Defensiv-Spielmachern schneidet er schlecht ab, die liegen durchschnittlich bei 0,97 (Team) bzw. 1,06 (Liga). In Luftzweikämpfen ist er sogar noch schwächer - sein Vergleichswert liegt hier nur bei 0,05.

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ZOM: Jude Bellingham (Borussia Dortmund, 211,3 Millionen Euro)

Zwei weitere Mittelfeld-Kategorien finden sich im offensiven Mittelfeld. Die offensiven Spielmacher und die generell offensiv orientierten Mittelfeldspieler. Der teuerste unter den offensiven Spielmachern ist Kenneth Taylor (Ajax Amsterdam, 32,6 Millionen Euro), jedoch sind die Offensivpositionen im Mittelfeld mit zwei Spielern der anderen Kategorie besetzt.

Der wertvollste Spieler - nicht nur unter den Mittelfeldspielern - ist Jude Bellingham. Der Achter von Borussia Dortmund liegt mit einem errechneten Wert von 211,3 Millionen Euro noch deutlich vor Barcelonas Pedri.

Mit einem Erfahrungs-Score von 58,3 hatte er zudem auch die meiste Spielzeit im Jahr 2022 von allen aufgeführten Spielern und führt damit das generelle Erfahrungs-Ranking der vielversprechendsten Talente unter 21 Jahren an. Und das, obwohl er mit 19,5 Jahren noch ein Jahr jünger als der Cut-Off-Wert ist, das heißt im kommenden Jahr erneut in diesem Report auftauchen könnte.

Bis auf Chancenkreation und eigene Schüsse liegt Bellingham in allen Kategorien bei den Vergleichswerten über den Durchschnittswerten für seine Spielerkategorie. Besonders stark ist Bellingham bei der Ballverarbeitung, das heißt Dribblings und Flanken. Sein Wert liegt hier bei 1,71 im Mannschafts- und 1,91 im Ligavergleich. Auch seine Angriffsstärke in der Luft liegt mit 1,37 (Teamvergleich) deutlich über dem ZOM-Durchschnitt von 0,86.

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ZOM: Pablo Gavi (FC Barcelona, 159,8 Millionen Euro)

Wie die Kopa-Trophäe (bester U21-Spieler der Welt laut France Football) und den Golden-Boy-Award schnappt auch beim CIES-Ranking Barcelonas Gavi dem Bayern-Youngster Jamal Musiala den Platz weg. Mit einem geschätzten Wert von 159,8 Millionen Euro liegt Gavi knapp vor Musiala mit 158,4 Millionen Euro.

Gavi ist dabei noch über ein Jahr jünger als der Münchner. Dazu spielte er 2022 ganze 500 Spielminuten mehr und kommt auf einen höheren Erfahrungswert (51,2 zu 43,9).

Wie Bellingham ist auch Gavi enorm stark im Luftangriff, sein Team-Wert von 1,78 liegt sogar deutlich über dem Vergleichswert von Bellingham. Auch in der Arbeit gegen den Ball (Boden- und Luftverteidigung) hat Gavi die Nase leicht vor Bellingham. Dafür hat er in Sachen Balleroberung, Ballverteilung, Ballverarbeitung, Chancenkreation und eigene Abschlüsse das Nachsehen gegenüber dem Dortmunder.

Anders als Teamkollege Pedri ist Gavi ein Eigengewächs von Barças Nachwuchsakademie La Masia. Bereits 2015 im Alter von nur elf Jahren ging es für den Spanier von Betis Sevilla nach Katalonien. Wie Pedri ist Gavi auch aus dem Nationalkader nicht mehr wegzudenken. Er startete in allen vier WM-Spielen Spaniens. Beim FC Barcelona musste er diese Saison jedoch das eine oder andere Mal hinter Pedri und Frenkie de Jong auf der Bank Platz nehmen.

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RA: Yéremy Pino (FC Villarreal, 48,4 Millionen Euro)

Auf den Flügelpositionen unterteilt das CIES in vier Kategorien. Jeweils einmal pro Seite gibt es die schussorientierten und die Allround-Flügelspieler. Als schussorientiert galt ein Spieler für die Forschungsgruppe, wenn der entsprechende Wert für Abschlüsse zu den besten zwei Fähigkeiten der Spieler gehörte.

Der wertvollste Rechtsaußen ist Yéremy Pino - ein schussorientierter Flügelspieler. Nur sein Wert für den Luftangriff (1,78 im Teamvergleich) liegt über seinem Schusswert von 1,63. Damit liegt er zwar deutlich unter dem Durchschnittswert für diese Spielerkategorie (2,04), jedoch lassen ihn seine defensiven Werte enorm herausstechen. Auch sein Bestwert von 1,78 liegt deutlich über dem Durchschnitt der Konkurrenz.

Damit ist Pino laut der Einschätzung der CIES-Forscher 48,4 Millionen Euro wert. Der zweitwertvollste Spieler ist Borussia Dortmunds Karim Adeyemi, der bei 37,6 Millionen Euro liegt und ebenfalls schussorientiert agiert. Aus der Kategorie der Allrounder gilt Nico Williams (26,5 Millionen Euro) von Athletic Bilbao als der Wertvollste.

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LA: Ansu Fati (FC Barcelona, 42,5 Millionen Euro)

Der wertvollste Linksaußen ist ebenfalls ein schussorientierter Spieler. Ansu Fati vom FC Barcelona wird auf 42,5 Millionen Euro geschätzt. Jedoch musste er mit mehreren Verletzungen einiges an Spielzeit einbüßen, kam nur auf einen Erfahrungswert für das Kalenderjahr 2022 von 14,0 und ist damit der Top-Elf-Spieler mit der geringsten Einsatzzeit.

Wie Kollege Gavi stammt auch Fati aus La Masia, spielte als Kind aber in Sevilla - bei Betis-Rivale FC Sevilla. Zwei Jahre früher als Gavi, mit neun Jahren, ging es für ihn nach Barcelona.

Vor seinen Verletzungsproblemen knackte er einen Altersrekord nach dem nächsten. Er ist sowohl jüngster Torschütze des FC Barcelona mit 16 Jahren und zehn Monaten, als auch der Jüngste in der spanischen Nationalmannschaft. Auch wenn ihm Dortmunds Youssoufa Moukoko den Titel als jüngster Spieler der Champions League abnahm, ist er mit 17 Jahren, einem Monat und neun Tagen immer noch der jüngste Torschütze in der Historie der Königsklasse.

Der zweitplatzierte linke Flügelspieler ist Anthony Elanga (37,2 Millionen Euro), der diesmal direkt auch die zweite Spielerkategorie der Allrounder bedient. Die beiden erfahrensten Flügelspieler unter 21 Jahren spielen jedoch in der Bundesliga: Adam Hlozek (29,3 - LA, Allrounder) und Ansgar Knauff (28,3 - RA, Allrounder) belegen im Erfahrungs-Ranking von CIES die ersten Plätze.

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MS: Marcos Leonardo (FC Santos, 29,2 Millionen Euro)

Auch bei den Stürmern unterscheidet die Studie zwischen schussorientierten Stürmern, die Abschlüsse als Top-Zwei-Wert besitzen, und Allround-Stürmern. In den Durchschnittswerten fiel auf, dass beide Spielerkategorien sehr gute Werte im Luftangriff hatten und bei den Allroundern vor allem die Chancenkreation überwog.

Am wertvollsten wurde hier der Brasilianer Marcos Leonardo eingeschätzt. Der 19-Jährige spielt immer noch bei seinem Jugendklub FC Santos in der brasilianischen Heimat. Sein Schuss-Wert von 2,82 im Team- und 2,35 im Liga-Vergleich liegen deutlich über den Durchschnittswerten dieser Spielerkategorie.

Knapp hinter Leonardo landeten mit Georginio Rutter (28,2 Millionen Euro, TSG Hoffenheim) ein jetziger und Benjamin Sesko (27 Millionen Euro, RB Salzburg, ab Sommer RB Leipzig) ein zukünftiger Bundesligaspieler. Rutter liegt vor allem im Luftangriff deutlich unter dem Durchschnitt, dafür sind seine Ballverarbeitungs-Werte mit 2,31 weit überdurchschnittlich.

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Bank: Jamal Musiala (FC Bayern München, 158,4 Millionen Euro)

Verzichtet ein Trainer komplett auf Flügelspieler und stellt stattdessen eine enge Mittelfeldraute auf, könnte er die vier wertvollsten U21-Spieler der CIES-Studie gemeinsam auflaufen lassen. Dabei hätten jedoch alle vier Spieler eine offensive Ausrichtung. Deshalb scheiterte Jamal Musiala mit einem geschätzten Wert von 158,4 Millionen Euro an der Top-11 der vielversprechendsten U21-Youngster.

Doch durch seine Vielseitigkeit könnte der offensive Mittelfeldspieler auch als Flügelspieler oder sogar als falsche Neun eingesetzt werden, was er beim FC Bayern bereits unter Beweis gestellt hat. In einer Top-11 würde er also definitiv seinen Platz finden, weshalb er hier der erste Einwechsler sein darf - und der kommt eher in der Halbzeit als in der Nachspielzeit.