Ein minimaler Hauch von Vizekusen! Bayer 04 Leverkusen verspielt womöglich einmalige Chance

Von Justin Kraft
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Bayer 04 Leverkusen verspielt in der Europa League eine womöglich einmalige und historische Chance. Es ist unwahrscheinlich, dass sich diese erneut ergibt. Ein Kommentar.

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Bayer Leverkusen hat Größe bewiesen. Mit einer unglaublichen Serie von 51 Spielen ohne Niederlage im Rücken trat das Team im Finale der Europa League an. Ein 52. Spiel sollte nicht hinzukommen. Atalanta siegte verdient mit 3:0 – auch in der Höhe ging das Ergebnis in Ordnung. "Extrem bitter" waren die beiden Worte, die anschließend am häufigsten von Leverkusener Seite zu hören waren.

Extrem bitter auch deshalb, weil die Werkself eine historische Chance verpasst hat. Vielleicht sogar eine einmalige Chance. Denn so herausragend die Saison von Bayer Leverkusen auch war, so unwahrscheinlich ist es, dass sie das nochmal wiederholen können.

Solche Serien sind im Fußball selten. Sie hängen zudem am seidenen Faden. Auch Leverkusen benötigte zahlreiche Last-Minute-Siege, um sie am Leben zu halten. Siege, die das Team zusammengeschweißt und den Lauf eher verstärkt haben. Doch das Pendel wird irgendwann in die andere Richtung ausschlagen.

Das bedeutet nicht, dass der große Absturz von Leverkusen bevorsteht. Es bedeutet aber, dass die Mannschaft ihren Höhepunkt womöglich hinter sich hat. Das liegt in der Natur der Sache. Es liegt auch in der Natur eines Klubs, der trotz starker Arbeit in den vergangenen Jahren nicht zu den absoluten Top-Vereinen in Europa zählt.

Schlüsselspieler werden in den kommenden Monaten und Jahren wechseln, auch Trainer Xabi Alonso wird eher früher als später die Herausforderung bei einem der Elite-Klubs suchen. Lange wird sich Bayer also nicht ganz oben halten können. Umso wichtiger wäre es gewesen, diese eine Saison zu krönen. Die eine Saison, die dieser Klub so vielleicht nie wieder erleben wird.

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Bayer Leverkusen: Historische Chance vertan

Ausgerechnet im Finale der Europa League zeigte Leverkusen nun die schwächste Leistung der vergangenen Wochen und Monate. Das lag sicher auch an einem besonders starken Gegner. Atalanta spielte mit einer Aggressivität und Schärfe, die Leverkusen nicht auf den Platz bringen konnte. In der gesamten Rückrunde kämpfte das Bayer-Team gegen zahlreiche Widerstände an und bewies vor allem in der Bundesliga, dass das Klischee "Vizekusen" Geschichte ist.

Ein Hauch von "Vizekusen" kehrte in Dublin dann aber doch wieder zurück. Die frühen Tore von Ademola Lookman schockten das Team sichtlich. Auch Xabi Alonso gab hinterher zu, dass er in der Halbzeit das Mindset der Spieler habe ändern wollen. Nur gelingen wollte es ihm nicht. Vielleicht war es die Angst davor, die erste Niederlage im wichtigsten Saisonspiel zu kassieren, die die Mannschaft derart lähmte.

Am Ende war es ein enttäuschender Abend für die Werkself. Ein Fleck auf einer weißen Weste in einer fast perfekten Saison. Eine Chance, die so wahrscheinlich nicht wiederkehren wird. Die Saison von Leverkusen bleibt historisch. Die Leistung bleibt beeindruckend. Daran ändert auch die Niederlage gegen Atalanta nichts.

Und doch wird man auf diese Saison immer mit einem Konjunktiv zurückblicken. Denn vermutlich muss man sich schon ab der kommenden Saison wieder häufiger ans Verlieren gewöhnen. Was nicht bedeutet, dass Leverkusen keine Chance haben wird, Titel zu gewinnen. Nur fühlt sich diese Saison eben an wie eine "Once in a lifetime"-Saison.

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