DFB-Team: Spieler, die genau einmal für Deutschland aufliefen - und danach nie wieder ran durften

Von Patrik Eisenacher
Hansi Flick
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Sechs Neulinge hat Bundestrainer Hansi Flick für die beiden Testspiele Ende März berufen. Die Vergangenheit zeigt: Für einige könnte es die einzige Berufung bzw. der einzige mögliche Einsatz werden. Die bisherigen Spieler, die nur einmal für Deutschland auflaufen durften, haben zahlreiche interessante Gemeinsamkeiten - doch einige stechen auch heraus: Darunter ein 33-jähriger 1860-Stürmer, zwei Hoffenheimer Herbstmeister und drei Fast-Weltmeister.

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Sechs Neulinge hat Flick für die anstehenden Länderspiele gegen Peru und Belgien berufen: Josha Vagnoman vom VfB, Marius Wolf vom BVB, den Wolfsburger Felix Nmecha, Mergim Berisha vom FCA, den Ex-Freiburger Kevin Schade (FC Brentford) und den für den verletzten Armel Bella-Kotchap nachnominierten Malick Thiaw von der AC Mailand.

Zahlreiche renommierte DFB-Stars erhalten dafür eine Pause, die neuen Gesichter dürfen sich zeigen: Langfristig geht es um einen Kaderplatz bei der Heim-EURO 2024.

Doch bei so vielen Neuen ist es wahrscheinlich, dass einige nur dieses eine Mal für Deutschland berufen werden. Flick verkündete zwar, ihnen gegen Peru und Belgien Spielzeit geben zu wollen - doch vielleicht bleibt der ein oder andere bei nur einem Länderspiel hängen.

Ist das der Fall, haben sie bisher exakt elf Vorgänger:

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Zoltan Sebescen

  • 23. Februar 2000, 1:2 vs. Niederlande als Rechtsverteidiger | VfL Wolfsburg, 24 Jahre

Sebescen ist wohl der unbekannteste Name unter den elf Spielern, die nur ein Spiel für die deutsche Nationalmannschaft machen durften.

Mit 24 Jahren debütierte er gegen die Niederlande, ein Jahr danach wechselte er nach Leverkusen. Doch schon vier Jahre später musste der Rechtsverteidiger allerdings seine Karriere wegen schweren Knieproblemen beenden.

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Martin Max

  • 17. April 2002, 0:1 vs. Argentinien als Stürmer | 1860 München, 33 Jahre

Erst im Alter von 33 Jahren durfte der Stürmer erstmals für den DFB spielen! Der Grund: In dieser Saison traf er in der Bundesliga 18-mal für München - allerdings nicht für die Bayern, sondern für 1860. Vor der dann großartig verlaufenden WM 2002 (Vize-Weltmeister gegen Brasilien) testete Trainer Rudi Völler gegen Mitfavorit Argentinien Alternativen aus, die Südamerikaner flogen jedoch schon in der Vorrunde raus.

2003/04 gelangen Max für Rostock dann sogar 20 Bundesliga-Tore, zur Belohnung ging er in den Ruhestand. Heute ist er Stürmertrainer in der Jugend von Schalke 04.

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Hanno Balitsch

  • 12. Februar 2003, 1:3 vs. Spanien als def. Mittelfeldspieler | Bayer Leverkusen, 23 Jahre

Im Sommer 2002 war Balitsch von Köln nach Leverkusen gewechselt und hätte dort der Ballack-Nachfolger werden können.

Bei seinem DFB-Debüt verlor er wie nahezu alle Spieler, die nur einmal für Deutschland auflaufen durften, gegen Spanien. Im Verlauf seiner Karriere spielte er noch für Mainz, Hannover, Nürnberg, den FSV Frankfurt und Mannheim.

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Marvin Compper

  • 19. November 2008, 1:2 vs. England als Linksverteidiger | Hoffenheim, 23 Jahre

2008 war das Jahr der TSG und somit auch von Stammspieler Compper: Zum Ende der Hinrunde standen die Hoffenheimer in der Tabelle ganz oben, während man sich in München über die neuen Wilden ärgerte.

Der 23-Jährige wurde mit Teamkollege Tobias Weis erstmals im November 2008 eingeladen - im Gegensatz zu Weis durfte Compper allerdings damals direkt spielen, beim 1:2 gegen England.

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Tobias Weis

  • 2. Juni 2009, 7:2 vs. Vereinigte Arabische Emirate als zentraler Mittelfeldspieler | Hoffenheim, 23 Jahre

Der damals 23-Jährige wurde zusammen mit Compper schon im November 2008 zum DFB eingeladen, durfte im Gegensatz zu seinem Teamkollegen aber gegen England noch nicht ran.

In der Rückrunde stürzte 1899 mit Weis in der Bundesliga ab, doch dann war in der Nationalmannschaft endlich seine Zeit gekommen - beim 7:2 gegen die Vereinigten Arabischen Emirate. Er kickte später für Frankfurt und Bochum, bis er seine Profikarriere 2016 beendete - bzw. zwei Jahre lang pausierte und dann unterklassig weiterspielte.

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Oliver Sorg

  • 13. Mai 2014, 0:0 vs. Polen als Linksverteidiger | SC Freiburg, 23 Jahre

Weltmeister-Trikot, aber nur mit vier Sternen - doch sechs Spieler auf diesem Bild wurden wenige Monate später nie Weltmeister im Maracana. Darunter auch Oliver Sorg, der zweite von rechts in der unteren Reihe.

Der Hintergrund: Vor der WM 2014 in Brasilien testete Löw noch einmal ordentlich. Gegen Polen gab er sogar gleich drei Debütanten eine Chance: Sorg, Jung und Hahn - alle an diesem Tag 23 Jahre alt.

Doch keiner der drei kam in den WM-Kader und wurde somit Weltmeister. Und wohl auch, weil die 23, die im Kader gestanden hatten, ablieferten, bekamen Sorg, Jung und Hahn danach nie wieder eine Chance. Sorg ging 2015 zu Hannover, 2019 nach Nürnberg und beendete schon 2021, im Alter von 31 Jahren, seine Profikarriere.

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Sebastian Jung

  • 13. Mai 2014, 0:0 vs. Polen als rechter Mittelfeldspieler | Eintracht Frankfurt, 23 Jahre

Bereits Ende 2012 war Jung von Löw in die Nationalmannschaft berufen worden, kam gegen die Niederlande jedoch nicht zum Einsatz. Der rechte Verteidiger durfte sich dafür wie auch Sorg kurz vor der WM 2014 zeigen, weil es genau auf dieser Position große Fragezeichen gab: Würde Kapitän Philipp Lahm im zentralen Mittelfeld spielen und wer würde ihn rechts ersetzen?

Erik Durm und Kevin Großkreutz standen im Kader - und dürfen sich bis heute Weltmeister nennen. Hinten rechts startete in der Gruppenphase Jérôme Boateng, gegen Algerien Skodran Mustafi - bis Löw aus Unzufriedenheit ab dem Viertelfinale gegen Frankreich wieder Philipp Lahm nach hinten beorderte.

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André Hahn

  • 13. Mai 2014, 0:0 vs. Polen als Rechtsaußen | FC Augsburg, 23 Jahre

Nach seinem DFB-Debüt und der WM, an der er nicht teilnehmen durfte, wechselte Hahn von Augsburg nach Gladbach, drei Jahre später zum HSV.

Bereits seit 2018 ist der Offensivspieler jedoch bereits wieder zurück beim FCA.

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Yannick Gerhardt

  • 15. November 2016, 0:0 vs. Italien als linker Mittelfeldspieler | Wolfsburg, 21 Jahre

In Wolfsburg galt der Außenverteidiger noch als Top-Talent, im Sommer hatte Wolfsburg 13 Millionen Euro an Köln für ihn überwiesen.

Im neuen Jahrtausend war kein Spieler, der für den DFB nur einmal aufs Feld durfte, jünger als er. Beim VfL kickt Gerhardt nach wie vor, nun jedoch im zentralen Mittelfeld.

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Diego Demme

  • 10. Juni 2017, beim 7:0 vs. San Marino als def. Mittelfeldspieler | Leipzig, 25 Jahre

Nach einer starken ersten Bundesliga-Saison für Leipzig holte Löw den Defensivspieler zum DFB, sein Debüt gab Demme gegen Fußballzwerg San Marino.

Zum anschließenden Confed-Cup in Russland, den Deutschland gewann, durfte der damals 25-Jährige allerdings nicht. Seit 2020 läuft er eher selten für die SSC Napoli auf, wird aber wohl in wenigen Wochen den Scudetto in die Luft heben.

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Mark Uth

  • 13. Oktober 2018, beim 0:3 gegen die Niederlande als Stürmer | FC Schalke, 26 Jahre

Wimmelbild: Finden Sie Walter ... bzw. den einzigen nicht renommierten Nationalspieler.

Richtig: Es ist der dritte Spieler von links in der oberen Reihe: Mark Uth.

In der Vorsaison hatte der Stürmer für Hoffenheim 14-mal geknipst und sich damit für die Schalker empfohlen, die damals in der Champions League spielten. Sein einziges DFB-Spiel machte der Stürmer im Nations-League-Spiel bei den Niederlanden, in deren Liga er von 2012 bis 2015 gespielt hatte. Seit 2021 kickt er beim 1. FC Köln

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DFB-Team: Die Gemeinsamkeiten der "One-Hit-Wonder"

Noch eine kleine Spielerei zum Abschluss ... Diese Gemeinsamkeiten haben die Nationalspieler, die nur ein einziges Mal auflaufen durften:

  • Nicht von Bayern, Dortmund oder einem ausländischen Verein (11/11)
  • Kein Torhüter (11/11)
  • Zwischen 23 und 26 Jahren alt (10/11)
  • Kein Sieg beim Debüt (9/11)
  • Im Jahr eines großen Turniers (8/11)

Sollten mehrere dieser Umstände auf einen der sechs Neulinge zutreffen, könnte die Wahrscheinlichkeit also steigen, dass es bei nur einem Länderspiel bleibt.

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