Champions League - Die zehn größten Überraschungen im 21. Jahrhundert: Diese Teams machen Inter Mailand Hoffnung

Von James Westwood / Patrik Eisenacher
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Inter Mailand wird im Finale der Champions League am Samstag ab 21 Uhr gegen Manchester City der große Underdog sein. Doch die Geschichte zeigt: Ein Wunder ist möglich.

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City-Trainer Pep Guardiola steht an der Schwelle zur Unsterblichkeit. Der Spanier wird bereits als einer der größten Trainer aller Zeiten anerkannt - aber wenn er die Champions-League-Trophäe für Manchester City holt, würde sein Vermächtnis um einiges größer werden.

Unter Guardiola hat ManCity den englischen Fußball in den letzten sechs Spielzeiten dominiert, doch der erste europäische Titel ist bislang Jahr für Jahr ausgeblieben. 2021 erreichte das Team erstmals das Champions-League-Finale, musstn sich aber dem englischen Rivalen FC Chelsea (0:1) geschlagen geben und erlitt im Halbfinale der letzten Saison eine schmerzhafte Niederlage gegen Real Madrid.

Vor wenigen Wochen gelang Guardiolas Mannschaft jedoch die Revanche gegen Real. Nun werden die Skyblues im Finale von Istanbul am 10. Juni (ab 21 Uhr) der große Favorit gegen Inter Mailand sein. Die Italiener sind klarer Underdog - doch gerade das könnte der Vorteil für das Team von Simone Inzaghi sein.

Die Nerazzurri können auch auf ein weiteres Argument bauen: Die Champions League war immer wieder Bühne für riesige Überraschungen. Auch ihnen selbst könnte am Samstag eine gelingen.

SPOX blickt zurück auf die größten Schocks in der Geschichte der Champions League. Und macht Mut auf ein spannendes CL-Finale!

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Manchester United vs. FC Porto 1:1 (Achtelfinal-Rückspiel 2004)

UEFA-Pokal-Gewinner Porto qualifizierte sich als Gruppenzweiter hinter Real Madrid für die K.o.-Runde und wurde mit einem Spiel gegen das Manchester United von Trainer Sir Alex Ferguson belohnt.

Die Erwartungshaltung war klar: United würde die Portugiesen plattmachen. Das Hinspiel im Estadio Do Dragao gewann Porto mit 2:1 dank zweier Tore des Südafrikaners Benni McCarthy. Uniteds Roy Keane hingegen holte sich eine Rote Karte und fehlte damit im Rückspiel.

In Manchester standen die Reds dank eines Kopfballtreffers von Paul Scholes in der ersten Halbzeit dann doch noch kurz vor dem Viertelfinale. Die Gastgeber hielten ihre Führung, bis Porto in der Nachspielzeit einen Freistoß 25 Meter vor dem Tor bekam.

Portos Stürmer McCarthy versuchte, den Ball in die obere Ecke zu zimmern, schoss aber nicht stramm genug. United-Keeper Tim Howard flatterten plötzlich die Nerven und er ließ den schwachen Schuss abprallen - genau vor die Füße des Portugiesen Costinha, der abstaubte - und die Sensation heraufbeschwor.

Porto-Trainer José Mourinho sprang von seinem Platz auf und lief die Seitenlinie entlang, um mit seinen Spielern zu feiern, während Ferguson sprachlos war. Portos Kapitän Jorge Costa brachte die unglaublichen Szenen in seinem Interview nach dem Spiel treffend auf den Punkt: "Als Costinha das Tor erzielte, bin ich ausgerastet. Mourinho war außer sich. Alle waren außer sich."

Porto gewann den Wettbewerb später und besiegte dabei im Finale den Außenseiter AS Monaco mit 3:0. Mourinho wechselte anschließend zum FC Chelsea - und erneuerte damit seine Rivalität mit United und Ferguson.

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Real Madrid vs. Ajax Amsterdam 1:4 (Achtelfinal-Rückspiel 2019)

Nach dem 2:1-Sieg gegen Ajax im Hinspiel im Johan Cruyff Stadion schien der Einzug in die Runde der letzten Acht für Real Madrid bereits sicher. Nach dem späten Siegtreffer von Marco Asensio hätten die Madrilenen eigentlich Selbstvertrauen tanken müssen, doch sie ließen sich im Santiago Bernabeu plötzlich von ihrem Weg abbringen.

Ajax überrumpelte die Blancos mit einer 2:0-Führung nach 18 Minuten durch Hakim Ziyech und David Neres. Dusan Tadic erzielte nach einer Stunde mit einem fulminanten Schlenzer von der Strafraumgrenze den dritten Treffer. Real war chancenlos.

In der 70. Minute gelang Asensio noch der Anschlusstreffer, doch kurz darauf entschied Lasse Schöne mit einem spektakulären Freistoßtor das Spiel endgültig für Ajax. Nacho wurde wegen eines zweiten Vergehens noch des Feldes verwiesen, als die Enttäuschung bei den Madrilenen hochkochte. Auch ohne Sergio Ramos mussten sie auskommen, der wegen einer absichtlichen Gelben Karte im Hinspiel mit einer Zwei-Spiele-Sperre belegt worden war.

Und so schaffte Ajax das Wunder im Bernabeu - es schien damals das Ende der Ära Modric-Kroos zu sein. Doch bis heute belehren sie uns eines Besseren.

Die junge Mannschaft von Erik ten Hag wiederholte das Kunststück im Viertelfinale gegen Juventus Turin und gewann mit 2:1, bevor sie zu Hause ein 1:1-Unentschieden erreichten. Im Halbfinale wurde Ajax Opfer eines unglaublichen Comebacks von Tottenham, aber ihr sensationeller Lauf war dennoch die große Story der damaligen Saison.

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Juventus vs. FC Villarreal 0:3 (Achtelfinal-Rückspiel 2022)

Dusan Vlahovic, der im Januar 2022 von der Fiorentina gekommen war, hatte im Hinspiel nach 33 Sekunden das schnellste Tor eines Champions-League-Debütanten erzielt. Dani Parejo gelang in der zweiten Halbzeit der Ausgleichstreffer für das Gelbe U-Boot. So ging es nach einem 1:1 ins Rückspiel.

Die Mannschaft von Massimiliano Allegri drängte im Allianz Stadium von Turin von Beginn an auf den Führungstreffer, während Villarreal sich zurückzog. Auch in der zweiten Halbzeit verteidigten die Gäste tief. Gerade als Juve müde wurde, erwachten sie zu neuem Leben.

Erst sorgte der eingewechselte Gerard Moreno in der 78. Minute per Foulelfmeter für die Führung, die Pau Torres schon vier Minuten später erhöhte. Juve drückte und drückte, kassierte aber in der Nachspielzeit auch noch ein drittes Tor, erneut per Elfmeter durch Arnaut Danjuma.

Allegri schlug nach dem Spiel einen bitteren Ton an und sagte zu Reportern: "Villarreal hat mit elf Mann verteidigt und lange eindeutig versucht, das Spiel in die Verlängerung zu bringen. Dann hat dieses eine Tor alles verändert."

Villarreal-Coach Unai Emery zauberte im Viertelfinale einen weiteren meisterhaften Plan aus dem Hut, als auch die Bayern zu Hause mit 1:0 besiegt wurden, bevor Villarreal in der Allianz Arena ein 1:1-Unentschieden holte. Erst gegen den FC Liverpool endete die wilde Reise der Spanier durch die Champions League - sie verließen den Wettbewerb erhobenen Hauptes.

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Deportivo La Coruña vs. AC Mailand 4:0 (Viertelfinal-Rückspiel 2004)

Die Champions-League-Saison 2003/04 war für Deportivo eine ziemliche Achterbahnfahrt. Die Spanier wurden in ihrer Gruppe Zweiter hinter der AS Monaco, die sie im Stade Louis II in einem der verrücktesten Spiele aller Zeiten mit 8:3 schlugen.

Im Achtelfinale setzte sich Depor dann mit 2:0 gegen Juventus durch und traf im Viertelfinale auf Titelverteidiger AC Mailand.

Im Hinspiel im San Siro hatte Deportivo noch einen Traumstart erwischt: Walter Pandiani schoss die Mannschaft von Trainer Javier Irueta bereits nach elf Minuten in Führung und brachte das italienische Heimpublikum zum Schweigen. Doch dies sollte sich als Trugschluss erweisen: Am Ende zeigte sich die Klasse der Mailänder, die durch einen Doppelpack von Kaká sowie Tore von Andriy Shevchenko und Andrea Pirlo einen deutlichen 4:1-Sieg einfuhren.

Die Rossoneri waren somit eigentlich durch. Doch Deportivo wollte und konnte nicht aufgeben. Im Rückspiel im Estadio Riazor erzielte Pandiani erneut ein frühes Tor, diesmal daheim - und der Underdog spielte danach ebenso furios weiter, statt wie im Hinspiel einzuknicken.

Juan Carlos Valeron und Albert Luque sorgten noch vor der Pause für eine 3:0-Führung - Mannschaftskapitän Fran setzte mit seinem vierten Treffer später den Schlusspunkt unter eine einzigartige Leistung. Irueta sagte nach dem Schlusspfiff: "Das Spiel ist genau so verlaufen, wie ich es mir erträumt habe. Es war eigentlich fast eine Mission Impossible."

Der damalige Milan-Trainer Carlo Ancelotti sollte 2017 sagen: "Ich will es vergessen, aber ich habe es nicht vergessen. Ich möchte es vergessen, aber ich kann es nicht."

Der spätere Champions-League-Sieger FC Porto warf Deportivo im Halbfinale schließlich aus dem Rennen (0:0, 1:0), doch das stand in den Augen seiner Fans bereits als Sieger fest.

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Real Madrid vs. Sheriff Tiraspol 1:2 (Gruppenphase 2021)

Als die Moldauer 2021 erstmals in der Gruppenphase der Champions League ran durften, erwartete niemand auch nur einen Punkt - und im Gruppenspiel gegen Real Madrid kaum einen Torschuss, geschweige denn eine Torchance.

Sheriff reiste am 2. Spieltag in die spanische Hauptstadt - und der Klassenunterschied war vom Anpfiff an offensichtlich. Die Mannschaft von Trainer Carlo Ancelotti dominierte das Spielgeschehen, erarbeitete sich Torchancen. Erfolgreich waren sie jedoch nicht.

Dann überraschte Jasurbek Yakhshiboev in der 25. Minute und versenkte eine Flanke an Thibaut Courtois vorbei am zweiten Pfosten. Karim Benzema erzielte Mitte der zweiten Halbzeit vom Elfmeterpunkt den Ausgleich. Real wollte das Spiel drehen.

Doch in der letzten Spielminute passierte das Unglaubliche: Sheriffs Sébastien Thill traf mit einem fulminanten Halbvolley von der Strafraumgrenze aus perfekt in den Knick und sorgte damit für Jubelstürme auf der Tribüne - ein Traumtor zum 2:1. "Für sie lief alles gut, bei uns ging alles schief", bilanzierte Ancelotti nach Abpfiff.

Nach der Gruppenphase war zwar Schluss für die Moldauer, aber der 2:1-Sieg beim späteren CL-Sieger wird für immer unvergessen bleiben.

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Manchester City vs. Olympique Lyon 1:3 (Viertelfinale 2020)

2020 erlebte ManCity wohl sein peinlichstes CL-Aus. Nach einem Sieg über Real Madrid trafen sie im Viertelfinale auf OL. Im Corona-Jahr gab in Lissabon damals statt Hin- und Rückspiel nur ein Duell, um zu ermitteln, wer ins Halbfinale einziehen würde.

Gegner Lyon dümpelte damals und bis heute im Tabellen-Mittelfeld der Ligue 1 herum und hatte eigentlich keine Spieler in den Reihen, die bis heute ganz groß herausgekommen sind. Es war eine durchschnittliche Mannschaft.

Doch City-Trainer Pep Guardiola wollte sich taktisch in dem Duell verewigen. Er entschied sich für eine Dreierkette und setzte die Leistungsträger Bernardo Silva, David Silva, Riyad Mahrez und Phil Foden auf die Bank. Manchester wirkte in den ersten 20 Minuten leblos, und so war es keine Überraschung, als Lyons Maxwel Cornet mit einem geschickten Schuss aus 20 Metern den Führungstreffer erzielte.

Kevin De Bruyne glich in der 69. Minute mit einem Schuss ins lange Eck aus, nachdem er von Raheem Sterling in Szene gesetzt worden war. Doch der eingewechselte Lyonnais Moussa Dembélé brachte Lyon zehn Minuten später wieder in Führung.

City kam in der Folge noch zu einer Mega-Chance von Raheem Sterling, der aber kläglich vergab. Die Mega-Überraschung bahnte sich tatsächlich an. Die Engländer ließen Dembélé kurz vor der Nachspielzeit sogar noch das 3:1 erzielen - peinlich.

De Bruyne fasst zusammen: "Ein anderes Jahr, aber das gleiche Ergebnis." Hat City drei Jahre und Ausgaben in Milliardenhöhe später nun einmal das Glück, den Titel zu gewinnen? Oder anders gefragt: Würde nicht jeder Verein mit diesem Geld irgendwann die Champions League holen?

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FC Barcelona vs. Rubin Kazan 1:2 (Gruppenphase 2009)

Wie groß eine Mannschaft ist, sieht man auch daran: Wenn sie einmal ein Spiel gegen einen sogenannten Fußballzwerg verliert, ohne schwerwiegende Folgen wie ein Ausscheiden hinzunehmen, erinnert man sich noch Jahre später daran.

Als Kazan im Camp Nou ankam, wollte sich das Team unsterblich machen. Nach nur 120 Sekunden netzte Aleksandr Ryazantsev zur Führung gegen Barcas mit Weltklasse-Spielern gespickte Truppe ein. Zu Beginn der zweiten Hälfte glich Zlatan Ibrahimovic aus. Der Sieg sollte her, das Momentum war auf katalanischer Seite.

Doch Rubin konterte gnadenlos, bis Gokdeniz Karadeniz wieder für die Führung und den Endstand besorgte. Trainer Sergei Ryzhikov erklärte: "Wir haben so viel gegeben, dass wir nach dem Sieg gegen die beste Mannschaft der Welt keine Kraft mehr zum Feiern hatten."

Barça-Coach Guardiola beklagte derweil die fehlende Durchschlagskraft seiner Mannschaft: "Mit diesen Statistiken hätten wir in jedem anderen Sport gewonnen, aber nicht im Fußball."

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AS Roma vs. FC Barcelona 3:0 (Viertelfinal-Rückspiel 2018)

Der FC Barcelona hatte die Champions League seit 2015 nicht mehr gewonnen und musste danach einige überraschende Niederlagen einstecken. Die schlimmste dieser Niederlagen kam 2018, als man im Achtelfinale auf die Roma traf, oder ein Jahr später gegen den FC Liverpool. Das kann man sich im Prinzip aussuchen.

Die Giallorossi hatten über ihre Verhältnisse gespielt, um in der Champions League so weit zu kommen. Im Hinspiel zeigte sich das: Barça dominierte die Roma mit 4:1 und zeigte ein wahres Offensiv-Feuerwerk. Doch das Auswärtstor von Edin Dzeko sollte sich später noch als entscheidend erweisen.

Im Rückspiel zeigte sich die Roma im Stadio Olimpico von einer ganz anderen Seite und ging bereits in der sechsten Minute durch Dzeko in Führung.

Daniele De Rossi verwandelte kurz vor der Pause einen Elfmeter, der die Roma noch mehr hoffen ließ - während Barça sich schwer tat, einen vernünftigen Spielfluss zu entwickeln. Ein Tor fehlte der Roma aber aufgrund der damaligen Auswärtstorregel noch, um ins Halbfinale einzuziehen.

Acht Minuten vor Schluss gelang den Hausherren dann doch noch der verdiente dritte Treffer: Kostas Manolas setzte sich bei einer Ecke gegen Nelson Semedo durch und köpfte den Ball in die lange Ecke. Marc-André ter Stegen war bezwungen.

Auf der Tribüne flossen die Tränen, als der Schiedsrichter das Spiel abpfiff. Auch auf dem Spielfeld gab es einen Gefühlsausbruch, als der Trainerstab mit den Spielern feierte. Der Trainer der Blaugrana, Ernesto Valverde, zeigte sich angesichts der Niederlage bescheiden: "Sie haben gut gespielt und wir nicht. Sie haben uns daran gehindert, unsere Art Fußball zu spielen."

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FC Basel vs. Manchester United 2:1 (Gruppenphase 2011)

Manchester United musste 2011 seine zweite CL-Final-Niederlage innerhalb von drei Jahren hinnehmen (1:3 gegen den FC Barcelona). Seitdem kamen die Red Devils kein einziges Mal mehr über das Viertelfinale hinaus.

Wenige Monate später, in der Gruppenphase der neuen Saison 2011/12, erwischte United eine relativ einfache Gruppe mit Benfica, Basel und dem kleinen rumänischen Klub Otelul Galati, der erst zum ersten Mal in diesem Wettbewerb antrat. Fergusons Mannen schlugen Galati sowohl zu Hause als auch auswärts, spielten aber beide Male gegen Benfica unentschieden und mussten sich auch gegen Basel im Old Trafford mit einem Remis begnügen. So mussten sie in der Schweiz gewinnen, um sicher das Achtelfinale zu erreichen.

United erwischte den denkbar schlechtesten Start, geriet in der neunten Minute durch einen Treffer von Marco Streller in Rückstand. Dann verloren die Gäste auch noch Kapitän Nemanja Vidic mit einer schweren Knieverletzung.

Der junge Xherdan Shaqiri war während des gesamten Spiels eine Gefahr für die Baseler. Seine Flanke fand Alexander Frei, der zum 2:1 einköpfte - und so ging es für Manchester United in einer einfach scheinenden Gruppe in die Europa League.

Trainer Ferguson polterte: "Das ist ein Wettbewerb, an dem ich mit United noch nie teilgenommen habe. Das bedeutet viele Sonntagsspiele, und das ist nicht ideal. Das ist die Strafe dafür, dass wir uns heute Abend nicht qualifiziert haben", sagte er.

Im Hinspiel des Achtelfinals schlug Basel die Bayern zu Hause mit 1:0, musste aber im Rückspiel eine demütigende 0:7-Niederlage einstecken - die noch einmal verdeutlichte, wie schlecht United in seiner Gruppe wirklich abgeschnitten hatte.

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FC Barcelona vs. FC Chelsea 2:2 (Halbfinal-Rückspiel 2012)

Die Saison 2011/12 war für Chelsea eine Saison mit vielen Höhen und Tiefen. Trainer André Villas-Boas wurde nach nur acht Monaten auf dem Trainerstuhl entlassen, als die Blues sich aus dem Rennen um die Top-4 der Premier League verabschiedeten. So übernahm Interimscoach Roberto Di Matteo, der zwischen 1996 und 2002 noch als Spieler für die Londoner aufgelaufen war, bis zum Saisonende.

Er führte sein Team im CL-Achtelfinale nach einer 1:3-Niederlage gegen Neapel noch dank eines spektakulären 5:3-Sieges ins Viertelfinale, um dort Benfica Lissabon auszuschalten. Dann wartete die legendäre Truppe des FC Barcelona.

Im Hinspiel an der Stamford Bridge hatten die Blaugrana 72 Prozent Ballbesitz, doch Chelsea gewann dank eines Treffers von Didier Drogba 1:0 - es war der einzige Torschuss der Partie.

Im Rückspiel erwarteten die Experten einen deutlichen Sieg der unglaublich heimstarken Katalanen. In den ersten 45 Minuten lief für sie auch alles nach Plan.

Sergio Busquets und Andrés Iniesta trafen für Barcelona und Chelseas John Terry sah nach einer unnötigen Tätlichkeit die Rote Karte. Doch in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit erzielte Ramires den wichtigen Auswärtstreffer für die Blues. Der Brasilianer hatte Victor Valdes nach einem brillanten Doppelpass mit Frank Lampard überlistet.

In der zweiten Halbzeit nutzte Barça seine numerische Überlegenheit und drängte Chelsea in die eigene Hälfte zurück. Lionel Messi schoss einen Elfmeter an die Latte und traf später den Pfosten. Trotzdem standen bei Barça alle Zeichen auf Finale.

In der Nachspielzeit bekam dann aber ausgerechnet der Spanier Fernando Torres zu viel Platz. Er umkurvte Torwart Valdes und legte den Ball sachte ins Tor - 2:2, der FC Barcelona war raus. Das mauernde Chelsea hingegen stand im CL-Finale.

Di Matteo lobte nach dem Schlusspfiff den Teamgeist in seiner Mannschaft, die nach dem Abpfiff ausgelassen feierte. "Der Glaube war immer da - wir würden nicht im Finale stehen, wenn wir nicht daran glauben würden, dass wir es schaffen können", sagte er.

Dieser Glaube trug Chelsea bis zum ersten Champions-League-Titel der Vereinsgeschichte, als man im Finale in der Allianz Arena Bayern München im Elfmeterschießen besiegte. Di Matteo holte auch den FA-Cup und machte damit ein bemerkenswertes Double perfekt. Obwohl er nach einem schlechten Start in die folgende Saison entlassen wurde, wird sein Status als Blues-Legende für immer gesichert sein.

Erleben wir am Samstag in Istanbul ein ähnliches Finale zwischen dem spielerisch starken City und den Defensiv-Künstlern von Inter wie damals zwischen Bayern und Chelsea?

Champions League: Die Sieger der vergangenen Jahre

JahrSiegerErgebnisFinalgegnerOrt
2022Real Madrid1:0FC LiverpoolStade de France, St. Denis, Frankreich
2021FC Chelsea1:0Manchester CityEstádio do Dragão, Porto, Portugal
2020FC Bayern München1:0Paris Saint-GermainEstádio da Luz, Lissabon, Portugal
2019Liverpool FC2:0Tottenham HotspurEstadio Metropolitano, Madrid, Spanien
2018Real Madrid3:1FC LiverpoolOlympiastadion, Kiew, Ukraine
2017Real Madrid4:1Juventus TurinMillennium Stadium, Cardiff, Wales
2016Real Madrid5:3 i.E.Atletico MadridGiuseppe-Meazza-Stadion, Mailand, Italien
2015FC Barcelona3:1Juventus TurinOlympiastadion, Berlin, Deutschland
2014Real Madrid4:1 n.V.Atletico MadridEstádio da Luz, Lissabon, Portugal
2013FC Bayern München2:1Borussia DortmundWembley Stadium, London, England