FC Bayern München: Der FC Hollywood ist zurück! Die Chaos-Chronologie der Saison 2022/23

Von Niklas Staiger / Stefan Petri
bayern-montage-1200
© imago images

Beim FC Bayern München ist diese Saison wieder FC Hollywood angesagt - und zwar so ausgeprägt wie schon lange nicht mehr. Die Neuer-Affäre, der Rausschmiss von Trainer Julian Nagelsmann, der Maulwurf in der Kabine - und dann gibt es dort auch noch Prügel. SPOX zeichnet die Chaos-Spielzeit chronologisch nach.

Anzeige
Cookie-Einstellungen
nagelsmann-wurzenberger
© imago images

20. August: Nagelsmanns neue Freundin arbeitet bei Bild

Für den ersten Aufreger der Saison sorgt die neue Beziehung von Cheftrainer Julian Nagelsmann. Bei den European Championships im Beachvolleyball, die in München stattfanden, zeigt der sich zum ersten Mal mit seiner Freundin: Lena Wurzenberger, als Bild-Journalistin für den FC Bayern München zuständig.

Von ihren dortigen Aufgaben wird sie laut Aussagen des Boulevardblatts sofort entbunden, als man dort Kenntnis der Beziehung erlangt. Stattdessen berichtet Wurzenberger fortan in der Polizeiredaktion der Zeitung.

Bei späteren Leaks gibt es immer wieder Spekulationen, Nagelsmann könnte Informationen an seine Freundin durchsickern lassen haben. Dagegen wehrt der sich schon kurz nach Bekanntwerden der Beziehung. "Ich verstehe wirklich, dass dieser Vorwurf kommen kann. Aber in welchem Interesse sollte ich etwas erzählen?", erklärt Nagelsmann in der darauffolgenden Pressekonferenz. Er wolle "sicher nicht meiner eigenen Karriere schaden".

neuer-sommer-montage-1200
© imago images

10. Dezember: Skiunfall von Manuel Neuer

Nach einer kurzen spielerischen Schwächephase der Bayern im September wird es ruhig rund um die Münchner. Es läuft sportlich sehr gut und man holt sich am 13. Spieltag die Tabellenführung von Union Berlin zurück. Zur Winterpause liegt man vier Punkte vor dem zweitplatzierten SC Freiburg, sieben vor den Eisernen und sogar neun Zähler vor Rivale Borussia Dortmund.

Doch dann kommt nach dem frühen WM-Aus der deutschen Nationalmannschaft die Hiobsbotschaft: Manuel Neuer hat sich im Skiurlaub bei einem Unfall den rechten Unterschenkel gebrochen und wird voraussichtlich für die restliche Saison ausfallen.

19. Januar: Yann Sommer wechselt zum FC Bayern

Lange wird diskutiert: Wer ersetzt Neuer bis zum Saisonende? Kommt Alexander Nübel von seiner Leihe zurück? Das klappt nicht, weil die AS Monaco eine Entschädigungszahlung für die Leihauflösung gefordert haben soll. Macht es Sven Ulreich? Am Ende wird es Yann Sommer- nach langem Feilschen mit den Gladbacher Verantwortlichen. Die sollen zwischenzeitlich den Deal schon für gescheitert erklärt und ihrem Wunschkandidaten als Sommer-Nachfolger abgesagt haben. Dann klappt es aber doch, weil die Bayern die geforderte Summe von kolportierten acht Millionen Euro an die Borussia überwiesen.

21. Januar: Gnabry bei der Fashion Week

Kaum ist das eine Drama geklärt, beginnt das nächste. Zum Rückrundenstart am 20. Januar steht Yann Sommer im Tor - und die Bayern spielen nur 1:1 in Leipzig. Enttäuschend für Bayerns Ansprüche. Nur vier Tage später erwartet man Köln in der Allianz Arena. Doch zuvor haben die Bayern-Profis einen freien Tag - und Serge Gnabry jettet mal eben zur Fashion Week nach Paris, postet dabei stylische Bilder auf seinem Instagram-Account.

Das kommt in München nicht gut an. Es gebe beim deutschen Rekordmeister zwar "keine Auflagen", betont Nagelsmann in der darauffolgenden Pressekonferenz, aber: "Ich muss ja selbst freie Tage vor meinen Chefs rechtfertigen. Wenn dann die sozialen Kanäle voll sind mit diversen Shootings, geht mir die Argumentationskette flöten."

Yann Sommer
© imago images

21. Januar: Nübel kritisiert Torwarttrainer Tapalovic

Am selben Tag gibt Monaco-Leihspieler Alexander Nübel im ZDF Sportstudio ein Interview, in dem er zum einen verrät, dass Monaco ihn nicht gehen lassen wollte - das sehe er positiv. Doch im selben Gespräch kritisiert er auch Bayerns langjährigen Torwarttrainer Toni Tapalovic. Es habe kaum Kontakt gegeben, seit er in Monaco spiele. "Ich glaube schon, dass man sich mehr hätte austauschen können", schickt er einen Wunsch in Richtung sportlicher Heimat.

Unterschwellig richtet er zudem seine Kritik auch ans Torwarttraining und lässt durchblicken, dass er sich nicht gut vorbereitet gefühlt habe. "Klar sind die beiden [Manuel Neuer und Toni Tapalovic] sehr gut befreundet. Aber letztendlich geht es darum, dass der Torwarttrainer den Torwart bestmöglich trainiert und vorbereitet auf die Spiele. Das ist am allerwichtigsten", berichtet er von seinen Ansprüchen an seinen Ausbilder Tapalovic, der als Trauzeuge eine sehr enge Beziehung zu Nübel-Konkurrent Manuel Neuer pflegt. Die beiden spielten schon bei Schalke zusammen: Parallel zu Neuers Wechsel zum FCB 2011 beendete Tapalovic seine Karriere und heuerte beim Rekordmeister als Torwarttrainer an.

24. Januar: Tapalovic beim FCB entlassen

Nur drei Tage nach Nübels Kritik wird Toni Tapalovic beim FC Bayern München fristlos entlassen. Die Kritik von Nübel soll aber nur ein Nebenschauplatz gewesen sein. Es soll diverse Differenzen zwischen dem Torwarttrainer und dem restlichen Trainerteam rund um Julian Nagelsmann gegeben haben. Laut Medienberichten habe Tapalovic immer wieder interne Trainer-Absprachen über Neuer an die Mannschaft getragen.

"Toni war als Torwarttrainer unserer Mannschaft an den Erfolgen der vergangenen Jahre beteiligt. Dafür möchten wir uns bei ihm bedanken. Insbesondere Differenzen über die Art und Weise der Zusammenarbeit haben jetzt dazu geführt, dass wir getrennte Wege gehen. Wir wünschen Toni Tapalovic alles Gute für die Zukunft", sagt Bayerns Sportvorstand Hasan Salihamidzic in der offiziellen Mitteilung des Klubs.

Manuel Neuer
© imago images

3. Februar: Manuel Neuer gibt Interview im Alleingang

Eineinhalb Wochen nach der Entlassung seines Trauzeugen gibt der langzeitverletzte Manuel Neuer gegenüber The Athletic und der Süddeutschen Zeitung ein Interview, das offenbar nicht mit dem FC Bayern abgestimmt ist. Darin erzählt er von seiner Gefühlslage aufgrund der neuen Situation. Er habe das Gefühl gehabt, "mir wird mein Herz rausgerissen", sagt der mehrfache Welttorhüter.Es sei "das krasseste", was er in seiner Karriere erlebt habe. "Ein Schlag, als ich bereits am Boden lag."

"Das hat mit dem Menschlichen zu tun, dem Umgang mit einem verdienten Mitarbeiter: Wir wollen als Bayern München anders - eine Familie - sein", erklärt der Weltmeister von 2014: "Und dann passiert etwas, das ich so hier noch nicht erlebt habe. Das ist für alle schade." Dabei eröffnet Neuer auch eine Debatte um seine weitere Karriere: "Ich habe über alles Mögliche nachgedacht, auch über meine Zukunft im Verein", berichtet er von seinen Gedanken nach der Tapalovic-Trennung.

4. Februar: Bayerns Reaktionen auf das Neuer-Interview

Von Bayerns Vorstandsvorsitzendem Oliver Kahn gibt es sogleich einen Rüffel für Neuers Interview: "Was Manuel in Teilen dieser zwei Interviews im Zusammenhang mit der Freistellung von Toni Tapalovic gesagt hat, wird weder ihm als Kapitän noch den Werten des FC Bayern gerecht. Zudem kommen seine Aussagen zur Unzeit, weil wir vor ganz wichtigen Spielen stehen", sagt der ehemalige Bayern-Keeper der dpa.

Auch Hasan Salihamidzic reagiert gereizt auf Neuers Äußerungen. "Von ihm, zumal als Kapitän, hätte ich ein anderes Verhalten erwartet", sagt er gegenüber der Bild. Man werde die Angelegenheit intern klären. Einen Tag später wird natürlich auch Julian Nagelsmann auf seiner Pressekonferenz darauf angesprochen. Der sagt, er hätte das Interview nicht gegeben - "das trägt nicht gerade zur Ruhe bei."

8. Februar: Hoffenheims Rechner wird neuer Torwarttrainer

Gut zwei Wochen nach der Tapalovic-Trennung stellt der FCB seinen neuen Torwarttrainer vor. Michael Rechner kommt von der TSG Hoffenheim - ein Vertrauter von Cheftrainer Julian Nagelsmann. Die beiden haben bereits bei der TSG zusammen gearbeitet.

FC Bayern München, News, Gerüchte, Hasan Salihamidzic, Julian Nagelsmann, Achtelfinale, PSG, Champions League
© getty

14. Februar: Salihamidzic spricht vom "Langzeitprojekt" Nagelsmann

Der Rückrundenstart misslingt dem FC Bayern trotz neuem Torwart und Torwarttrainer - die ersten drei Spiele enden Unentschieden. Dann gewinnt Bayern zwar gegen Wolfsburg und Bochum, doch die Trainerdiskussionen sind bereits wieder gestartet. Dortmund hat sechs Zähler auf die Bayern aufgeholt, nur drei Punkte Vorsprung sind noch übrig.

Hasan Salihamidzic zeigt über die Nagelsmann-Thematik nur Unverständnis: "Es nervt mich! Es ärgert mich! Alle Diskussionen sind unnötig. Ich wünsche mir, dass man unseren Trainer in Ruhe arbeiten lässt!", erklärte er, "Julian ist ein Langzeitprojekt des FC Bayern." Auch Aufsichtsratschef Herbert Hainer stärkt dem Trainer den Rücken: "Julian hat bewiesen, wie schnell er sich auf höchstem Niveau weiterentwickelt."

18. Februar: Nagelsmann attackiert Schiedsrichter nach Gladbach-Niederlage

Doch dann gibt es den nächsten Rückschlag: Obwohl man sich im Winter Bayern-Schreck Yann Sommer zu eigen machte, verliert man auch das nächste Aufeinandertreffen mit Borussia Mönchengladbach. Ein ausschlaggebender Faktor: Nach gerade einmal acht Minuten stellte Schiedsrichter Tobias Welz Dayot Upamecano mit einer Roten Karte vom Platz.

Eine Entscheidung, mit der Julian Nagelsmann nicht einverstanden ist. Er stellt Welz nach der Partie zur Rede - auf dem Rückweg aus der Schiri-Kabine soll er dann "Weichgespültes Pack!" gerufen haben. Wenig später folgt die Retourkutsche in Form einer Geldstrafe vom DFB: 50.000 Euro wegen unsportlichen Verhaltens.

22. Februar: Auch Oliver Kahn stärkt Nagelsmann den Rücken

Nach der Gladbach-Niederlage sieht sich zusätzlich zu Salihamidzic und Hainer auch Oliver Kahn genötigt, sich zur Trainer-Debatte zu äußern. "Es ist unsere Aufgabe, das Gesamtgefüge im Blick zu haben: Die Mannschaft hat in der Champions League in Paris eine starke Leistung abgeliefert und nun in Gladbach nach einem schwierigen Spielverlauf verloren. Wir können das sehr gut einordnen und machen das nicht von einzelnen Spielen abhängig", erklärt er die damalige Lage des FCB gegenüber Sport Bild. Doch Kahn mahnt auch an, man habe "zu viele Punkte liegen gelassen, das darf uns nicht passieren".

cancelo-1200
© imago images

5. März: Cancelo reagiert mit Instagram-Post auf Bankplatz

Am Deadline Day im Januar verpflichtet der FCB Rechtsverteidiger João Cancelo auf Leihbasis von Manchester City. Nach drei Startelf-Einsätzen in der Bundesliga findet der sich gegen Union und Stuttgart aber nur auf der Bank wieder. Weil er am 4. März gegen den VfB nicht einmal eingewechselt wird, setzt er am Folgetag ein Posting auf Instagram ab. "Ich gebe mein Bestes, um den Rest soll sich Gott kümmern", verkündet der Portugiese.

Nagelsmann erläutert zuvor, warum er sich aktuell gegen Cancelo entscheide - in der Champions League gegen PSG kommt der ebenfalls nur von der Bank. Unter anderem führt der FCB-Coach aus: "Wir spielen aktuell mit Ball keine Viererkette. So ist es relativ leicht erklärt. João hat außerdem noch einige Dinge aufzuholen, was die Abläufe angeht. Er braucht noch etwas Zeit und die bekommt er auch, dann wird er auch wieder sehr gute Spiele machen."

7. März: Hoeneß wittert "Kampagne" gegen Nagelsmann

Im Interview mit dem Münchner Merkur/tz bricht Bayern-Patriarch Uli Hoeneß eine Lanze für Nagelsmann. "Ich finde diese ganze Kampagne lächerlich! Manchmal hat man das Gefühl, wir sind im Abstiegskampf", poltert der ehemalige FCB-Präsident. Man sei es zwar gewohnt, "dass wir mehr Punkte Abstand im Kampf um die Meisterschaft haben. Aber wir sind nach wie vor Tabellenführer, sind im Pokal-Viertelfinale und in der Champions League: Es sind nach wie vor alle Ziele erreichbar."

Die Schiri-Attacke nach dem Gladbach-Spiel will Hoeneß nicht überbewerten: "Jeder von uns kriegt das Recht, mal einen Ausrutscher zu haben. Das war für mich ein Ausrutscher. Er hat sich entschuldigt, und damit ist die Sache für mich erledigt."

nagelsmann-mane
© getty

8. März: Angeblich Zoff zwischen Mané und Nagelsmann nach PSG-Spiel

Die Bayern gewinnen auch das Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League gegen Lionel Messi, Kylian Mbappé und Co. und ziehen ins Viertelfinale ein. Sportlich ist also weiter alles paletti, möchte man meinen.

Oder auch nicht: Wie die Sport Bild Wochen später berichtet, soll es in der Kabine zu einem Streit zwischen Julian Nagelsmann und Sadio Mané gekommen sein. Der Neuzugang, gerade erst nach langer Verletzung fit geworden, spielte als Joker nur acht Minuten - und soll sich darüber lautstark beschwert haben. Die Situation drohte demnach zu eskalieren, zudem sollen Mitspieler gemerkt haben, dass sich Nagelsmann durch Mané habe einschüchtern lassen. Wenige Tage später stand Mané dann gegen Augsburg in der Startelf.

17. März: Maulwurf-Affäre beim FC Bayern - das sagt Nagelsmann

Nächster Aufreger bei den Bayern: Die Bild enthüllt taktische Interna aus der Bayern-Kabine. Keine weltbewegenden Erkenntnisse, dennoch findet Nagelsmann seine Überlegungen plötzlich fotografiert auf der Titelseite wieder. "Ich ärgere mich. Die Person, die etwas weitergibt, schadet jedem einzelnen Spieler, das ist nicht im Sinne der Sache", sagt er auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Bayer Leverkusen.

Er denke "viel darüber nach, weil ich mich frage: Was bezweckt die Person, die das weitergibt, was erhofft die sich? Die Motivlage erschließt sich mir nicht", sagt Nagelsmann. Finanzielle Gründe könnten es nicht sein, meinte Nagelsmann. Sorge, "dass man uns entschlüsseln kann", habe er zwar nicht, "aber das macht es dem Gegner leichter".

Direkt vor dem Spiel muss Nagelsmann dann korrigieren: "Ich habe nie gesagt, dass es ein Spieler ist. Die Wahrscheinlichkeit geht gegen null, dass es ein Spieler ist." Es müsse sich um jemanden handeln, "der relativ zeitig und alleine in dem Raum ist, wo die Dinge am Spieltag hängen."

Die Identität des Maulwurfs bleibt bis heute offen.

FC Bayern, News und Gerüchte, Herbert Hainer, Julian Nagelsmann, Tobias Stieler, Sadio Mané
© getty

19. März: FC Bayern verspielt Führung und verliert gegen Leverkusen

Der sportliche Tiefpunkt, der Nagelsmann am Ende den Job kostet: Nach zwei Elfmetern verlieren die Bayern gegen Leverkusen trotz Führung noch mit 1:2 - und geben ausgerechnet vor dem direkten Duell die Tabellenführung an Borussia Dortmund ab. Nagelsmann ist ratlos, die Bosse stinksauer. "So wenig Antrieb, so wenig Mentalität, so wenig Zweikampfführung, so wenig Durchsetzungsvermögen habe ich selten erlebt", schimpft Hasan Salihamidzic.

19. März: Bayern-Präsident Hainer stärkt Nagelsmann den Rücken

Am nächsten Morgen erscheint ein Interview von Bayern-Präsident Herbert Hainer in der Montagsausgabe des kicker. Dabei lobt er unter anderem den starken Bayern-Kader ("Ein Experte wie Kylian Mbappé hat nach dem Aus gegen uns gesagt, wir hätten ein Team, das für den Champions-League-Sieg geformt ist. José Mourinho hätte gern die gleichen Optionen, wie sie unser Kader bietet.").

Außerdem stärkt er Julian Nagelsmann den Rücken: "Der 35-Jährige sei in seiner Entwicklung "unheimlich weit. Ein Top-Trainer, der auch gegen Paris bewiesen hat, dass er auf höchstem europäischen Niveau taktisch und strategisch hervorragend agiert." Der FC Bayern plane mit Nagelsmann definitiv "langfristig, weil wir mit ihm etwas aufbauen wollen. Man erkennt einen deutlichen Fortschritt in diesen eineinhalb Jahren. Julian macht es sehr gut. Die Trainer-Diskussion zwischendurch kam von außen, die haben nicht wir vom Zaun gebrochen."

Diese Aussagen werden dem Bayern-Boss wenig später noch vorgehalten ...

nagelsmann-montage-imago
© imago images

22. März: Nagelsmann fährt zu Beginn der Länderspielpause in den Ski-Urlaub

Während sich die Nationalspieler des FC Bayern zu ihren Teams begeben - für die meisten stehen gleich zwei Länderspiele an -, trainieren die übrigen Profis an der Säbener Straße. Nicht dabei ist allerdings Cheftrainer Nagelsmann: Der legt im Zillertal einen Skiurlaub mit seiner Freundin ein, um die Akkus für das BVB-Spiel aufzuladen. Drei Tage nach dem Leverkusen-Spiel tauchen bei Sport1 die ersten Fotos auf.

Ein großes Thema ist Nagelsmanns Kurztrip da noch nicht. Allerdings wird gleichzeitig in München an seiner Entlassung gewerkelt. "Julian Nagelsmann hätte nach der Niederlage in Leverkusen nicht in den Skiurlaub fahren dürfen", sagt Hoeneß Anfang April im kicker: "Wäre er in München geblieben, hätte man sich am Montag oder Dienstag zusammengesetzt und gesprochen. Und, wer weiß, was dann passiert wäre?" Er sei sich zudem sicher, dass Oliver Kahn und Co. vom Urlaub nichts gewusst hätten: "Ein Cheftrainer muss doch wegen eines Urlaubs nicht anfragen."

23. März: Nagelsmann-Entlassung wird den Medien durchgesteckt

Am Abend des 23. März platzt aus heiterem Himmel die Bombe: Julian Nagelsmann steht vor dem Rauswurf. Zunächst vermeldet es Transfer-Experte Fabrizio Romano, dann verbreitet es sich in den deutschen Medien und wird auch SPOX und GOAL bestätigt. Thomas Tuchel, zu diesem Zeitpunkt vereinslos, soll übernehmen.

Der Clou: Nagelsmann selbst weiß von nichts, als ihn der kicker erreicht: Er habe es selbst auch nur aus den Medien erfahren. Auch die Co-Trainer müssen gehen, für den Bayern ist es die Trennung ein extrem teurer Spaß.

nagelsmann-tuchel-imago
© imago images

24. März: Nagelsmann-Entlassung wird offiziell - Klub-Bosse verteidigen Vorgehen

Am Freitagabend bestätigen die Bayern die Entlassung Nagelsmanns und präsentieren Thomas Tuchel als neuen Trainer. Bei vielen Fans stößt der Schritt auf Unverständnis, auch Spieler verteidigen in den folgenden Tagen das gute Verhältnis zu Nagelsmann. Man sei "zu der Erkenntnis gekommen, dass sich die Qualität unseres Kaders - trotz der Deutschen Meisterschaft im vergangenen Jahr - zunehmend seltener gezeigt hat", sagt der Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn.

Verteidigen müssen die Bayern in den folgenden Tagen nicht nur die sportliche Entscheidung, Nagelsmann durch Tuchel zu ersetzen, sondern auch die Tatsache, dass der seinen Rauswurf durch die Presse habe erfahren müssen. Wer hat den Rauswurf der Presse gesteckt? Vielleicht ja Berater Pini Zahavi, der in den Tuchel-Deal involviert gewesen sein soll?

Um den Klub zu verteidigen, setzt sich Salihamidzic zwei Tage später in den Sport1-Doppelpass. "Wir haben uns so fair verhalten, wie man in diesem Geschäft, in diesem Deal sein kann", beteuert er. Zuerst habe man den Deal mit Tuchel perfekt machen müssen. "Es ist natürlich schlimm, dass das vorher rauskommt. Aber da können wir uns nichts vorwerfen, weil wir diesen Prozess so eingehalten haben, wie es sich gehört."

Und was ist mit Herbert Hainer und der "langfristigen" Planung mit Nagelsmann? "Leverkusen hat uns schon nochmal zum Nachdenken gebracht", sagt der bei MagentaSport.

25. März: Wurzenberger verlässt Bild und geht zu BMW

Nur eine Randnotiz im Nagelsmann-Drama: Freundin Lena Wurzenberger, die ja aufgrund ihrer Beziehung von der Berichterstattung über die Bayern abgezogen worden war, könnte jetzt ja theoretisch wieder zurück. Fast zeitgleich mit Nagelsmanns Entlassung wird dann aber ihr Abschied von der Bild bekannt. Zum 1. April wechselt sie in die Unternehmenskommunikation von Automobilhersteller BMW.

loddar-kahn
© imago images

1. April: "Mia san mia"? Zoff zwischen Matthäus und Kahn

Kein Aprilscherz: Nach Nagelsmanns Entlassung schwingt sich Lothar Matthäus zum Chefkritiker der Bayern auf und attackiert das Vorgehen der Bosse mehrfach öffentlich. "Ich wiederhole mich, wenn ich sage, dass das Familiäre, dieses beschützende Etwas, das diesen Verein von allen anderen unterscheidet, so nicht mehr vorhanden ist. Das Mia san mia wird teilweise mit Füßen getreten", schreibt er in seiner Sky-Kolumne und bezeichnet das Vorgehen der Bayern als "kalt und lieblos".

Daraufhin kommt es vor dem Spitzenspiel gegen den BVB zum öffentlichen Schlagabtausch mit Oliver Kahn. "Da würde ich mal dich fragen, Lothar: Was meinst du, wenn du uns unterstellst, es gibt kein 'Mia san mia' mehr? Du setzt das immer irgendwo in die Landschaft und dann kann sich jeder aussuchen, was das zu bedeuten hat", sagt Kahn. Und weiter: "Vielleicht leidet der eine oder andere hier an Erinnerungsverzerrung. Es gab immer wieder Entscheidungen, die nicht einfach waren."

Matthäus eskaliert nur Stunden später: "Ich weiß, dass Oliver Kahn lügt", sagt er in der Halbzeitpause gegenüber t-online. "Oliver Kahn will nur von seinen Problemen ablenken, und dann greift er mich an. Aber darauf war ich vorbereitet."

1. April: Nagelsmann-Management widerspricht Bayern-Führung

Das Spiel gegen den BVB wird zwar mit 4:2 gewonnen, aber Ruhe kehrt nicht ein - der Zwist zwischen Matthäus und Kahn wirkt nach. "Oliver hat absolut die Wahrheit gesagt! Dafür lege ich meine Hand ins Feuer", betont etwa Hasan Salihamidzic.

Anders sieht es Julian Nagelsmanns Management Sports 360. Das gibt am gleichen Abend noch ein Statement heraus: "Es gab keinen Kontakt und keinen Kontaktversuch der Bayern. Das Management von Julian Nagelsmann hat selbst nach den diversen Gerüchten in den Medien bei Hasan Salihamidzic angerufen."

kimmich-gregoritsch
© getty

8. April: Kimmich provoziert Freiburger Publikum

Im zweiten Spiel unter Tuchel verlieren die Bayern überraschend zuhause im Pokal gegen den SC Freiburg, wenige Tage später gelingt aber auswärts die Revanche in der Bundesliga. Nach dem Schlusspfiff jubelt Joshua Kimmich demonstrativ in Richtung der Freiburg-Fans, was bei mehreren Freiburger Spielern nicht gut ankommt. "Er soll sich über die drei Punkte freuen und nicht die gegnerischen Fans provozieren! Das ist unsportlich und unnötig", schimpft etwa Lucas Höler bei Sky.

Kimmich selbst zeigt sich einsichtig. "Das Pokal-Aus saß tief. Da habe ich mich hinreißen lassen, das muss man nicht machen. Man kann es so sehen, dass es unsportlich war", gibt er in der Mixed Zone zu.

11. April: Bayern verliert klar gegen ManCity - Tuchel "schockverliebt"

Das Champions-League-Aus droht: Trotz einer über weite Strecken sehr ordentlichen Leistung verlieren die Bayern das Champions-League-Hinspiel bei Manchester City am Ende mit 0:3 und sind so gut wie ausgeschieden. Dennoch fällt das Urteil von Thomas Tuchel sehr positiv aus: "schockverliebt" habe er sich. Und weiter: "Ich sehe das Ergebnis überhaupt nicht, wir sind bestraft worden in Phasen, wo wir absolut die bessere Mannschaft waren, wo wir das Momentum auf unserer Seite hatten. Ich weigere mich, die Leistung schlecht zu reden, ich habe bis zur 70. Minute eine sehr gute Leistung gesehen, ich bin hochzufrieden.

mane-sane
© imago images

11. April: Kabinen-Zoff! Sadio Mané attackiert Leroy Sané

Die Niederlage gegen ManCity hat ein Nachspiel, weil der Kabinenmaulwurf erneut zuschlägt - und enthüllt, dass Sadio Mané im wahrsten Sinne des Wortes zugeschlagen hat, und zwar bei Leroy Sané. Ein Wortgefecht nach dem Spiel wird handgreiflich, Mané verpasst Sané eine dicke Lippe. Die Bild weiß es natürlich zuerst.

Die Aktion hat Folgen für Mané: Der Neuzugang wird für das Spiel gegen die TSG Hoffenheim suspendiert und muss eine Geldstrafe in nicht bekannter Höhe entrichten. Danach bemühen sich die Bayern jedoch, die Wogen zu glätten. "Ich weiß, dass Sadio ein super Typ ist. Jeder macht mal einen Fehler. Wir haben viel miteinander gesprochen und diesen Fehler aufgearbeitet. Damit ist die Sache erledigt, sagt Hasan Salihamidzic bei Sky.

Artikel und Videos zum Thema