Julian Nagelsmann spricht über sein Aus beim FC Bayern und wehrt sich: "Das stimmte einfach nicht"

Von Oliver Maywurm
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Bundestrainer Julian Nagelsmann hat in einem Interview mit dem Spiegel über sein Aus als Chefcoach des FC Bayern München im März 2023 gesprochen. Dabei betonte er unter anderem, dass ihm beim deutschen Rekordmeister nicht die nötige Zeit gewährt wurde, die andere Top-Trainer bei großen Klubs erhielten.

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"Ich wurde bei Bayern verpflichtet mit der Maßgabe, Dinge zu verändern. Es gibt Klubs, die geben einem die Zeit", erklärte Nagelsmann und führte aus: "Jürgen Klopp war fünf Jahre beim FC Liverpool, bis er dort erstmals Meister wurde. Pep Guardiola holte erst nach sieben Jahren den Champions-League-Titel mit Manchester City. Die Trainer bei Bayern München bekommen nicht so viel Zeit, um etwas zu entwickeln."

Zudem betonte der 36-Jährige, dass der Job bei Bayern für ihn "in keinster Weise" zu früh gekommen sei.

Nagelsmann hatte sein Amt beim FCB im Sommer 2021 mit damals 33 Jahren angetreten. Ende März 2023 folgte dann mitten in der Saison überraschend die Entlassung.

"Wir haben damals neun Punkte Vorsprung auf Borussia Dortmund verspielt. Mit Thomas Tuchel war ein anderer Trainer sofort verfügbar. Und so kommt das dann", sagte Nagelsmann.

Derweil stellte der Bundestrainer zu den Hintergründen seiner Entlassung, von der er im Skiurlaub erfuhr, klar: "Mir wurde damals vorgeworfen, ich sei nach einer Niederlage gegen Bayer Leverkusen nicht erreichbar gewesen. Das stimmte einfach nicht. Ich war von Montag bis Mittwoch ganz normal im Büro am Trainingsgelände an der Säbener Straße. Als Einziger übrigens, sonst war keiner der Verantwortlichen da."

Er sei "dann Mittwochmittag bis Freitagmorgen in den Kurzurlaub gefahren. Das war auch so genehmigt."

Nagelsmann gewann mit Bayern 2022 den Meistertitel, in der Champions League scheiterte der FCB unter ihm in der Saison 2021/22 im Viertelfinale an Villarreal.

Dazu, welche Lehren er aus seiner Bayern-Zeit gezogen hat, sagte er: "Man darf als Trainer nicht zu sehr auffallen. Andererseits will ich mich nicht komplett für einen Job verstellen. Ich habe nun mal andere Charakterzüge als zum Beispiel Jupp Heynckes ..."

Er mache "manche Dinge eben anders, schon weil ich jünger bin. Ich stehe bei Spielen des FC Bayern nicht im beigen Trenchcoat an der Linie, nur weil das einige meiner Vorgänger gemacht haben."

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Die Verantwortlichen des Rekordmeisters hätten im Vorhinein gewusst, "dass ich auch mal eine rote Jacke anhaben würde. Und es hat sie nicht gestört. Aber im Misserfolg werden solche Nebensächlichkeiten einem gern aufs Brot geschmiert."

Knapp ein halbes Jahr nach seinem Aus bei Bayern übernahm Nagelsmann im September 2023 die Nachfolge von Hansi Flick als Trainer der deutschen Nationalmannschaft. In bis dato vier Spielen als DFB-Coach stehen ein Sieg, ein Unentschieden und zwei Niederlagen zu Buche. Nagelsmanns Vertrag ist zunächst bis nach der Heim-EM im kommenden Sommer datiert.