"Fußball interessiert mich nicht"

Von Interview: Florian Regelmann
Christian Sprenger spielt seit dieser Saison für den THW Kiel
© Imago

Für Stefan Kretzschmar ist Christian Sprenger der beste Rechtsaußen der Welt. Der 26-Jährige, der vor der Saison von Magdeburg nach Kiel gewechselt ist, spricht im SPOX-Interview über Wikipedia-Blödsinn, den brutalen Torwart-Job und er erklärt, wie er mit dem Rauchen aufgehört hat.

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SPOX: Herr Sprenger, bei Wikipedia steht ja manchmal auch viel Blödsinn, nicht wahr?

Christian Sprenger: Sie spielen auf die Essen-Geschichte an.

SPOX: Richtig. Sie sollen 2005 im EHF-Pokal-Endspiel gegen TuSEM Essen den entscheidenden Siebenmeter verworfen haben.

Sprenger: Das ist absolut falsch. Ich habe bestimmt keinen Siebenmeter verworfen. Beim letzten Wurf saß ich nämlich auf der Bank. Den letzten Wurf hat Kretzsche genommen - und das war auch kein Siebenmeter, sondern ein Wurf von Außen. Dann ist Essen einen Gegenstoß gelaufen und Torgowanow hat das entscheidende Tor gemacht. Man sollte eben nicht alles glauben, was man so liest.

SPOX: Wenn wir schon bei Ihrem Freund Stefan Kretzschmar sind. Er hat zuletzt in einem Interview gesagt, dass Sie für ihn der beste Rechtsaußen der Welt sind. Wie reagieren Sie auf ein solches Kompliment?

Sprenger: Es ist natürlich eine große Ehre für mich, so etwas zu hören. Gerade von Kretzsche, der ein Weltklasse-Linksaußen und eine der schillerndsten Figuren im internationalen Handballgeschäft war. Das Kompliment freut mich, es setzt mich aber natürlich auch etwas unter Druck.

SPOX: Wie ist Ihre Meinung dazu, dass Kretzsche nicht mehr für den SC Magdeburg arbeitet?

Sprenger: Ich finde es sehr schade, dass er abgesetzt wurde. Er hatte eine Vision und hat daran gearbeitet, sie umzusetzen. Ich glaube schon, dass er gerne in Magdeburg geblieben wäre, weil er mit dem Verein sehr verwachsen ist. Es ist sein Verein, sein Zuhause. Unter anderen Umständen hätte es sicher besser geklappt. Insofern ist es schade.

SPOX: Von Magdeburg nach Kiel: Wie ist Ihnen denn bislang die Umstellung gelungen?

Sprenger: Ich kann es noch nicht wirklich vergleichen, weil ich noch nicht lange genug in Kiel bin. Aber ich fühle mich nicht unwohl hier, es ist okay. Ich habe nur ewig in Magdeburg gelebt und meine ganzen Leute sind noch da.

SPOX: Aber alleine wegen der Ostseehalle verlässt man doch gerne Magdeburg.

Sprenger: Die Ostseehalle ist der Hammer, das stimmt. Aber ich finde die Bördelandhalle in Magdeburg genauso gut. Was mich in Kiel am meisten beeindruckt, ist die unglaubliche Professionalität. Wir Spieler können uns wirklich total auf Handball konzentrieren und müssen uns um nichts anderes kümmern.

SPOX: Sie hatten vor einigen Jahren schon ein Angebot aus Kiel. Warum haben Sie jetzt erst den Schritt gemacht?

Sprenger: Ich habe früher die Notwendigkeit nicht gesehen zu wechseln, weil ich schon bei einem der besten Vereine der Welt gespielt habe - dem SCM. Magdeburg hatte eine super Mannschaft. Es gab keinen Grund, nach Kiel zu gehen.

SPOX: Jetzt haben Sie Ihre zweite Chance genutzt und Magdeburg damit auch eine schöne Ablösesumme (250.000 Euro) eingebracht. Macht man sich Gedanken darüber, dass man durch einen Wechsel in Magdeburg vielleicht Arbeitsplätze sichern kann?

Sprenger: Das ist eine schwierige Frage. Für mich war es persönlich etwas ganz Großes, nach Kiel zu gehen, aber es ist natürlich auch schön, wenn dadurch Gelder erwirtschaftet wurden, die Magdeburg weiterhelfen konnten.

SPOX: Im Vergleich zu Daniel Narcisse (1,3 Millionen Euro) waren Sie aber ein Schnäppchen. Viele vergleichen den THW Kiel mit Real Madrid. Wenn Narcisse Cristiano Ronaldo ist, wer sind denn dann Sie? Kaka?

Sprenger: (lacht) Das ist eine Frage, die Sie mir nicht stellen dürfen. Ich kenne mich im Fußball doch überhaupt nicht aus. Ich bin zwar Bayern-Sympathisant und frage immer zuerst, wie die Bayern gespielt haben, aber eigentlich interessiert mich das alles nicht wirklich.

SPOX: Okay, also kein Fußball. Sie scheinen total auf Handball fokussiert.

Sprenger: Das stimmt so auch nicht. Ehrlich gesagt muss ich zugeben, dass ich auch gar nicht auf Handball fokussiert bin. Meine Mannschaftskollegen haben mich schon damit aufgezogen, dass ich nicht mal alle meine Gegenspieler in der Bundesliga kennen würde. Es gibt Wichtigeres als Handball. Aber ich informiere mich schon, was im Sport so gerade los ist. So ist es nicht.

SPOX: Sie wissen also schon, dass Hamburg wohl Ihr schärfster Konkurrent um die Meisterschaft sein wird.

Sprenger: (lacht) Das weiß ich, ja. Für mich kommen fünf Mannschaften für den Titel in Frage. Neben uns und Hamburg auch die Löwen, Lemgo und Flensburg, das man nicht unterschätzen darf. Aber klar zählt für uns nur Platz eins, wir sind der THW Kiel.

SPOX: Der THW hat mit Thierry Omeyer den vielleicht besten Torwart der Welt. Warum sind Sie nicht Torwart geworden?

Sprenger: Ich habe bei den Stadtmeisterschaften in Ludwigsfelde als Torwart angefangen, aber irgendwann haben die Leute immer schärfer geschossen und das war mir dann zu brutal. Tore zu schießen macht mir mehr Spaß als Tore zu verhindern.

SPOX: Was viele nicht wissen: Sie haben bis vor Kurzem geraucht. Wie haben Sie es geschafft aufzuhören?

Sprenger: Ich habe mir eine Art Deadline gesetzt und aufgehört. Ganz einfach. Ich habe jetzt nicht irgendwelche schlauen Motivations-Bücher gelesen oder Ähnliches gemacht. Ich hatte elf Jahre geraucht und wollte einfach mal wissen, was mein Körper sagt, wenn ich eine Vorbereitung ohne Nikotin und Alkohol mache. Mir geht's körperlich gut, aber einen großen Unterschied kann ich noch nicht feststellen.

SPOX: Als ausgebildeter Sport- und Fitnesskaufmann gehört es sich doch auch nicht zu rauchen, oder?

Sprenger: Es ist immer lustig, was die Leute denken, was ein Sport- und Fitnesskaufmann macht. Es ist schon vorgekommen, dass ich im Kraftraum bin und mich ein Kumpel fragt, wie er eine Übung richtig machen muss. Sorry, aber da ist man bei mir an der falschen Stelle. Ich habe eine kaufmännische Ausbildung gemacht. Ich weiß, wie man ein Fitnessstudio führt und kenne mich mit der Buchführung  aus - aber ich bin kein Trainer.

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