FC Barcelona: Kann sich Barça Lionel Messi überhaupt leisten?

Von Thomas Hindle
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Trotz all der Anstrengungen, die der FC Barcelona unternimmt, um Lionel Messi zurückzuholen, muss der Klub erst einmal finanzielle Hindernisse überwinden.

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Seit Monaten arbeitet der FC Barcelona an einem Finanzplan, um seine Klub-Legende Lionel Messi zurückzuholen. Der Klub, der Berichten zufolge fast 200 Millionen Euro einsparen muss, bevor er in diesem Sommer investieren kann, arbeitet angeblich an einer Wunderlösung, um die strengen Finanzregeln der Liga zu umgehen und Messi nach Hause zu holen.

Die besten Finanzfachleute der Katalanen haben sich zusammengesetzt und beschlossen, die Ausgaben über einen Zeitraum von drei Jahren zu senken, indem sie beispielsweise die Gehälter schrittweise kürzen. Im Gegenzug, so erklärte der Verein LaLiga, wolle man Messi sofort verpflichten können.

Nach einigen Wochen der Verhandlungen lehnte die Liga den Masterplan Barcelonas jedoch entschieden ab.

Die Blaugrana stecken also wieder einmal fest. Im vergangenen Sommer hatte Klubpräsident Joan Laporta eine Reihe wirtschaftlicher Hebel in Bewegung gesetzt, um die Kosten zu senken und um sich finanziellen Spielraum zu verschaffen. Er vergab einige Fernsehrechte, verkaufte fast 50 Prozent der Merchandising-Rechte des Klubs und ermutigte einige verdiente Spielern, große Teile ihres Gehalts entweder zu stunden oder auf diese zu verzichten.

Es hat gerade so funktioniert - zumindest so weit, dass sich der Verein zunächst über Wasser halten und dann im Sommer zahlreiche Neuverpflichtungen holen konnte.

Doch nun hat man mit Messi einen Spieler im Visier, einen potenziellen Neuzugang, dessen Verpflichtung weitaus mehr Aufwand erfordert als der bisherige Plan, den die Verantwortlichen des FC Barcelona ausgeheckt haben.

Die derzeitigen Rahmenbedingungen lassen eine Rückkehr von Messi zu seinem Heimatverein sehr unwahrscheinlich erscheinen.

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FC Barcelona und Lionel Messi: Die strengen Regularien

Im Moment sieht es nicht gut aus für Barça. Die Blaugrana haben zwar im letzten Sommer genug getan, um sich einige große Namen zu leisten, die Barça aller Voraussicht nach geholfen haben, den ersten LaLiga-Titel seit drei Jahren zu holen.

Aber Laportas Lösungen waren nur kurzfristig. Obwohl der Verein nicht in unmittelbarer Gefahr ist, ist der finanzielle Spielraum begrenzter denn je. Ligapräsident Javier Tebas wird von seiner Forderung nach Einsparungen in Höhe von 200 Millionen Euro nicht abrücken.

Der Grund für diese hohe Summe sind die hohen Gehalts- und Transferausgaben der Blaugrana in diesem Jahr. LaLiga legt fest, wie viel ein Verein pro Jahr ausgeben darf, in Form einer Gehaltsobergrenze, die sich nach den Einnahmen des Vereins richtet.

Mit anderen Worten: Wenn Barcelona durch sportlichen Erfolg, Spieltagseinnahmen oder Spielerverkäufe mehr Geld einnimmt, kann der Verein mehr Geld für Gehälter ausgeben. Wenn die beiden Zahlen jedoch zu weit auseinander liegen - wenn der Klub weit mehr ausgibt, als er einnimmt -, kann die Liga die finanziellen Aktivitäten des Klubs begrenzen.

Inzwischen hat die Liga wiederholt betont, dass sie keine Ausnahme für Messi machen wird. Barcelona wird sich also wie alle anderen LaLiga-Klubs an die Regeln halten müssen - wie im Fall Negreira.

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FC Barcelona: Der Status quo des Klubs

In diesem Jahr gab und gibt Barcelona rund 650 Millionen Euro für Transfers und Gehälter aus. Laut den Regeln der Liga müssen die Blaugrana diese Zahl auf rund 450 Millionen Euro reduzieren, um in diesem Sommer Geld ausgeben zu dürfen, wie The Athletic berichtet.

Und das muss nicht zwingend schwer sein. Barcelona könnte das Geld etwa durch Spielerverkäufe aufbringen, und wenn der Klub zudem noch einige hohe Gehälter von der Liste bekommt, ist diese Zahl durchaus erreichbar.

Bevor die Katalanen jedoch mit dem Sparen beginnen können, müssen im Optimalfall noch weitere Ausgaben getätigt werden. Die Blaugrana müssen die frisch unterzeichneten Verträge mit Gavi, Ronald Araújo und Sergi Roberto noch registrieren lassen. Der Innenverteidiger Iñigo Martínez von Athletic Club wurde bereits unter Vertrag genommen, muss aber ebenfalls noch registriert werden. Wie viel all das kosten wird, ist noch nicht ganz klar.

Erschwerend kommt hinzu, dass der Verein in Zukunft mit weiteren Verlusten rechnen muss. Das Camp Nou wird in der nächsten Saison umfassend renoviert, und der Verein wird im nahe gelegenen Olympiastadion spielen.

Dieses Stadion ist weitaus kleiner als Barcelonas eigentliche Heimstätte und könnte die Einnahmen des Vereins an Spieltagen um bis zu 90 Millionen Euro schmälern, wie The Athletic berichtet. Obwohl das Stadion immer noch ein respektables Fassungsvermögen von 55.000 Zuschauern hat, wird es in einer kleineren, weniger attraktiven Spielstätte nicht so einfach sein, all dieses Geld wieder hereinzuholen.

Messi und die immensen finanziellen Vorteile, die seine mögliche Rückkehr mit sich bringen, wären sicherlich eine Lösung für die zu erwartenden Probleme. Aber Barcelona wird erst einmal andere Probleme lösen müssen, bevor sich der Klub ernsthaft um den Argentinier kümmern kann.

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FC Barcelona: Die bereits getätigten Maßnahmen

Die von Laporta im letzten Sommer eingeleiteten Maßnahmen waren äußerst erfolgreich und ermöglichten es dem Verein, innerhalb weniger Wochen satte 738 Millionen Euro einzunehmen.

Doch eine ähnliche Fortsetzung ist nicht möglich. Der Grund dafür ist eine Regeländerung in LaLiga, die seit Dezember 2022 vorsieht, dass nur fünf Prozent der Verkäufe von Vermögenswerten auf die Gehaltsobergrenzen angerechnet werden können. Vereinfacht ausgedrückt kann die Beschaffung von Geld durch die Hebel des letzten Sommers - Fernsehrechte, Sponsoring, Merchandising - keinen großen Einfluss mehr darauf nehmen, wie viel Geld ein Verein für Spieler ausgeben kann. Barcelona müsste Milliarden aufbringen, um bezogen auf die fünf Prozent auf dem heutigen Markt einen großen Namen zu verpflichten.

Dennoch haben die Verantwortlichen einige Möglichkeiten gefunden, die Kosten zu senken. Zum einen profitierte man finanziell vom plötzlichen Rücktritt von Gerard Piqué, nachdem Xavi der Barcelona-Legende mitgeteilt hatte, dass er nicht mehr oft in der ersten Mannschaft spielen würde.

Der Innenverteidiger hatte bereits auf einen beträchtlichen Teil seines Gehalts verzichtet, doch als er 18 Monate vor Ablauf seines Vertrags in den Ruhestand ging, verzichtete er auf noch mehr. Der endgültige Verkauf von Antoine Griezmann an Atlético Madrid trug ebenfalls dazu bei, die Bilanzen etwas auszugleichen.

Direktor Mateu Alemany betonte im Februar 2023, dass die Blaugrana durch diese beiden Maßnahmen und den Verkauf des abwanderungswilligen Stürmers Memphis Depay rund 90 Millionen Euro einsparen konnten.

Auch an anderer Stelle hat der Klub Kosten eingespart. In der vergangenen Woche kündigte der LaLiga-Tabellenführer überraschend an, sein eigenes Medienunternehmen Barça TV zu schließen. Durch die Abschaffung des Senders, der regelmäßig Inhalte für die Spieltage und exklusive Sendungen geliefert hatte, wurden acht Millionen Euro aus dem Budget gestrichen. Allerdings mussten die Blaugrana auch 150 Mitarbeiter entlassen und eine Plattform abschaffen, die bei einigen der treuesten Barça-Fans sehr beliebt war.

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FC Barcelona: Mögliche Einsparungen

Ohne die Hebel, die ihnen im vergangenen Sommer-Transferfenster zur Verfügung standen, sind die Möglichkeiten Barcelonas nun 2023 begrenzt.

Aller Wahrscheinlichkeit nach wird es also auf Gehaltskürzungen und Verkäufe von Spielern hinauslaufen. Und die Blaugrana haben tatsächlich einige potenzielle Kandidaten auf der Liste: Clément Lenglet, Sergiño Dest und Samuel Umtiti haben die Saison auf Leihbasis bei anderen Vereinen verbracht und stehen in diesem Sommer zum Verkauf.

Auch im Hinblick auf Vertragsverlängerungen gibt es einige Optionen. Das Arbeitspapier von Sergio Busquets läuft in diesem Sommer aus, und er hat bereits geäußert, dass er bereit wäre, für deutlich weniger zu verlängern als sein kolportiertes aktuelles Jahresgehalt in Höhe von 37 Millionen Euro. Auch Linksverteidiger Jordi Alba hat seine Bereitschaft erklärt, sein Gehalt anzupassen, um das finanzielle Wohlergehen des Vereins zu sichern.

Laut Mundo Deportivo hat der Klub auch mit Marc-André ter Stegen und Frenkie de Jong über Gehaltskürzungen gesprochen, aber keiner der beiden Spieler hat bisher öffentlich die Bereitschaft geäußert, auf einen Teil seiner Einnahmen zu verzichten. Gerade der Niederländer hatte sich 2022 strikt dagegen gewehrt.

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FC Barcelona: Mögliche Verkäufe

Spielerverkäufe sind zum jetzigen Zeitpunkt eine schwierige Angelegenheit. Barcelona hat nur wenige Spieler von großem Wert im Kader, die sofort entbehrlich sind.

Raphinha ist immer wieder in verschiedenen Transfergerüchten aufgetaucht. Obwohl der Flügelspieler mit 13 Torbeteiligungen in LaLiga eine recht erfolgreiche erste Saison im Camp Nou hinlegt, gilt er als Wechselkandidat. Doch es ist nicht klar, wie viel die Blaugrana für einen Spieler bekommen könnten, für den sie im letzten Sommer 59 Millionen Euro bezahlt haben. Man geht jedoch davon aus, dass sie nur schwer einen Gewinn erzielen könnten. Laut AS schuldet der Verein außerdem Leeds United noch bis zu 80 Prozent der für den Flügelspieler gezahlten Ablöse. Nur ein großes Angebot eines anderen Vereins würde seinen Verkauf lohnenswert machen. Medienberichten zufolge soll Newcastle interessiert sein.

Ansu Fati ist der Spieler, der am ehesten wechseln könnte. Der spanische Nationalspieler, der einst zu den vielversprechendsten Flügelspielern der Welt zählte, kommt in seiner Karriere aufgrund einer Reihe von Knieverletzungen nicht richtig voran. Und obwohl die Qualitäten des Talents, das einst mit Messi verglichen wurde, immer wieder aufblitzten, braucht Fati schlicht regelmäßige Einsatzminuten, um an seine besten Leistungen anzuknüpfen - doch diese Möglichkeit bietet ihm Trainer Xavi derzeit nicht.

Barcelona könnte eine stattliche Ablöse für den 20-Jährigen verlangen, aber potenzielle Käufer sind bei einem verletzungsanfälligen Spieler sicherlich vorsichtig.

Das ganze Thema haben die Blaugrana schon einmal durchgemacht. Im letzten Sommer versuchten sie, Frenkie de Jong loszuwerden, und drängten ihn fast erfolgreich zu Manchester United. Später taten sie dann so, all ob sie das alles nie vorgehabt hätten.

Hinzu kommt, dass alle Interessenten um Laportas schlechte Verhandlungsposition wissen. Die finanzielle Lücke mit Abgängen zu schließen, ohne die Mannschaft zu schwächen, erscheint nicht besonders wahrscheinlich.

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FC Barcelona: Was können sie Lionel Messi anbieten?

Das ist eine faszinierende Frage, und sie ist schwer zu beantworten. Vor zwei Jahren, als Messi Barcelona verließ, herrschte der Irrglaube, dass der Spieler einfach im Camp Nou bleiben und umsonst spielen könnte - eine Aussage, die damals von Laporta vorangetrieben wurde. Diese Behauptung war falsch, denn nach den Regeln der La Liga dürfen die Gehälter nur um bis zu 50 Prozent des Vorjahres-Wertes gekürzt werden.

Und Laporta hat sich bis auf den letzten Cent an diese Regeln gehalten. Der Vertrag, auf den sich Messi Berichten zufolge vor seinem Wechsel zu PSG im Jahr 2021 einigte, sah ein Nettogehalt von zehn Mio. Euro vor.

Aber das war nicht genug für La Liga, die sich weigerte, ihre eigenen Regeln zu brechen - und Barca bekanntlich daran hinderte, den Argentinier mit einem neuen Vertrag auszustatten.

Zwei Jahre später ist es nicht gesichert, dass Messi bereit wäre, einen massiven Abzug von seinem derzeitigen Nettogehalt von 35 Mio. Euro zu akzeptieren.

Und Barcelona hat nicht vor, ihn zu bitten, umsonst zu spielen. Sport berichtet, dass die Blaugrana Messi 13 Mio. Euro bieten wollen. Ein Gehalt, das dem von Robert Lewandowski in etwa entspricht.

Berichten zufolge haben sie versprochen, Geld aus neuen Sponsorenverträgen zu reinvestieren, um dieses vergleichsweise niedrige Gehalt aufzustocken. Obwohl die neuen Regeln der spanischen Liga die Höhe der Ablösesummen für Spielertransaktionen stark einschränken, hofft der Klub, dass das große Interesse Dritter den Blaugrana genügend Einnahmen bescheren wird, um das relativ niedrige Grundgehalt des Argentiniers aufzustocken.

Darüber hinaus sind noch weitere Kosten zu berücksichtigen, wie zum Beispiel die Ablösesumme für Messi und eventuell zusätzliche Provisionen für seinen Agenten. Eines ist jedoch sicher: Trotz des guten Willens zwischen den Parteien wird Messi nicht billig zu haben sein.

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Lionel Messi: Die nächsten Monate

Die Hoffnung ist, dass die Ankunft von Messi für den Tabellenführer La Ligas einen enormen finanziellen Vorteil bedeuten würde - vielleicht noch größer als bei der Ankunft von Cristiano Ronaldo in Manchester vor fast zwei Jahren.

Jeder Transfer wird mit Sicherheit zu einem Anstieg der Trikotverkäufe, einem Anstieg des Interesses an Dauerkarten und einer Reihe anderer finanzieller Möglichkeiten führen. Kurzum, es ist nicht ausgeschlossen, dass seine Rückkehr nach Barcelona zu einem dringend benötigten finanziellen Aufschwung beitragen würde. Aber im Moment können sich die Blaugrana ihn nicht leisten - sie können nicht einmal die Spieler bezahlen, die sie bereits haben.

Und der große Plan, mit dem sie alles in Ordnung bringen wollten, wurde schnell wieder verworfen, die einzige Chance auf finanzielle Klarheit wurde vertan.

Von hier an wird es nicht einfacher. Wie sich tatsächlich herausstellt, lassen sich 200 Millionen Euro nicht einfach unter einem Wohnzimmerteppich oder hinter der Rückseite des Sofas finden.

La Liga hat nicht verraten, warum genau sie Barcelonas Plan abgelehnt hat. Aber die Blaugrana werden sich etwas Besseres einfallen lassen müssen - sonst ist der Traum vom Wiedersehen beendet, bevor er überhaupt begonnen hat. Auch wenn die aktuellen Bewegungen in der Causa Messi bei Paris Saint-Germain dem FC Barcelona wohl zuträglich sind.

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