Mehr Touristen, mehr Bier, mehr Handel: Die EM soll auch die deutsche Wirtschaft ankurbeln, wird dies aber kaum schaffen.
Zahlreiche Hotels sind ausgebucht, die Biergärten hoffen auf Rekord-Umsätze, der Verkauf von TV-Geräten zieht an: Mit der Fußball-EM geht auch die Hoffnung auf einen Schub für die schwächelnde deutsche Wirtschaft einher. Doch die Erwartungen dürften sich kaum erfüllen. "Die Konsumausgaben steigen nicht unbedingt, sondern verschieben sich eher", sagt etwa Michael Grömling, Konjunkturexperte am Institut der deutschen Wirtschaft (IW).
Schon die WM 2006 habe gezeigt, dass ein Hotelzimmer eben nur einmal vergeben werden könne. Die 650.000 EM-Touristen aus dem Ausland würden "im Zweifel die anderen Touristen verdrängen", so Grömling. Auch die deutschen EM-Fans würden letztlich ihr Geld nur anderweitig ausgeben, der Fernsehabend werde den Kinobesuch ersetzen, die Bratwurst das Restaurant.
Tatsächlich wirkte sich auch die WM 2006 kaum auf die deutsche Wirtschaft aus, das reale Bruttoinlandsprodukt und die preisbereinigten Konsumausgaben lagen in den entsprechenden Monaten auf der Trendlinie. Wachstumszahlen wie 1954, als die WM-Übertragungen aus der Schweiz den Verkauf des Luxusguts Fernseher spürbar ankurbelten, gehören der Vergangenheit hat.
Immerhin: Zumindest in den Ausrichterstädten wird das Gastgewerbe von der EM durchaus profitieren. Schon 2006 hatte dieses seinen Umsatz gegenüber den Vorjahresmonaten um 300 Millionen Euro gesteigert. "Vergleichbare Effekte sind auch bei der Europameisterschaft zu erwarten", sagte Holger Blask, beim Deutschen Fußball-Bund Vorsitzender der Geschäftsführung der DFB GmbH und Co. KG, dem Monatsmagazin "Markenartikel".