Die Chancen der Außenseiter wachsen! Welche Auswirkungen das DFB-Comeback von Toni Kroos hat

Von Jochen Tittmar
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Durch die Rückkehr von Toni Kroos ins DFB-Team wird sich in der Truppe von Bundestrainer Julian Nagelsmann einiges ändern. Diese Auswirkungen könnte das Kroos-Comeback auf die Nationalmannschaft haben.

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Toni Kroos kommt zurück in die deutsche Nationalmannschaft - und dies wird Auswirkungen haben. Idealerweise auf die gesamte Leistung des Teams von Bundestrainer Julian Nagelsmann. Doch da bat Kroos bereits um Realismus: "Natürlich will ich helfen, ich bin aber nicht der Heilsbringer, davon kann sich mal jeder direkt verabschieden. Ich sehe mich als ein Rädchen, das hoffentlich in ein anderes greift. Wir brauchen nicht denken, dass wir durch diesen Kniff jetzt zum Favoriten würden."

Deutlich wahrscheinlicher wird sein, dass Kroos' Rückkehr Einfluss auf einige Spieler hat. Falls sich ein Wettanbieter findet, bei dem man Geld darauf setzen kann, dass im ersten EM-Spiel gegen Schottland Kroos, Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Ilkay Gündogan nicht gemeinsam in der Startelf aufgeboten werden, sollte man vielleicht ein paar Münzen locker machen.

SPOX blickt auf mögliche Auswirkungen des Kroos-Comebacks und geht unterschiedliche Modelle durch.

Toni Kroos, DFB
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Toni Kroos und sein DFB-Comeback: Wer spielt an seiner Seite?

Eine Klarstellung vorab: Selbst da nun möglich ist, dass Nagelsmann den Real-Kicker gar nicht in seine Anfangsformation packt oder der Bundestrainer Kroos nicht einmal nominiert - so wird es freilich garantiert nicht kommen. Kroos und Nagelsmann waren mehrfach im Austausch, der 34-Jährige wird sein "Ja" zur Rückkehr nicht gegeben haben, um dann keine essentielle Rolle einzunehmen.

Daher stellt sich vor allem die Frage, wer künftig Kroos' Partner auf der Doppelsechs sein wird, die Nagelsmann ziemlich wahrscheinlich aufbietet. Kandidaten gibt es in der Theorie genug: Neben Kimmich, Goretzka und Gündogan gehören auch Pascal Groß und Robert Andrich dazu.

Die beiden Letztgenannten klingen zwar wie Außenseiter, doch ihre Chancen stehen ziemlich gut. Denn: Kroos' Nebenmann muss jemand sein, der zweikampfstark, stabil und robust ist - eine sogenannte Holding Six also, die auch Thomas Tuchel beim FC Bayern so gerne gehabt hätte. Kimmich und Gündogan, der im Mittelfeldzentrum wie Kroos am liebsten halblinks spielt, sind dies nicht.

"Wir werden mehr Spieler im Kader haben wie Pascal Groß, die sich auch mal für andere reinwerfen und denen es weniger darum geht, mit einem tollen Pass zu glänzen", sagte Nagelsmann dem Spiegel. "Die vielleicht nicht die absolute Topqualität haben, dafür aber ein paar Prozent mehr Mentalität einbringen."

Goretzka wäre denkbar, läuft aber seit langer Zeit bereits seiner Top-Form hinterher und wird sich deutlich steigern müssen für einen Stammplatz im DFB-Team. Als Groß gegen die Türkei (2:3) an Gündogans Seite agierte, hatte dieser den Rücken frei und konnte sich in die Offensive einschalten. Ein paar Tage später klappte dies mit den Nebenmännern Kimmich und Goretzka beim 0:2 gegen Österreich gar nicht mehr.

Nagelsmann dazu: "Gegen Österreich hatten wir sieben, acht Spieler auf dem Platz, die sich eher über ihre besonderen Fähigkeiten als Fußballer und weniger über eine besondere Mentalität definieren. Diese Verteilung bei der Startelf müssen wir verändern."

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Toni Kroos und sein DFB-Comeback: Was passiert mit Ilkay Gündogan?

Kroos und Gündogan sind sich zu ähnlich und wären defensiv zu anfällig, um als Dauerlösung für die Doppelsechs in Erwägung gezogen zu werden. Da der Barca-Profi jedoch Kapitän der Truppe ist und spielen wird, muss Nagelsmann für ihn eine Position finden. Daran sind bereits seine Vorgänger gescheitert.

Denkbar ist jedoch, das hat Nagelsmann auch schon öffentlich geäußert, dass Gündogan eine Reihe weiter nach vorne rückt. Das wiederum hätte Auswirkungen auf die beiden Zehner Jamal Musiala und Florian Wirtz.

Dann könnte nur eines der beiden herausragenden Talente spielen, da zudem davon auszugehen ist, dass Leroy Sané in der Elf bleiben wird. Vermutlich würde Musiala der Mann für die erste Mannschaft, denn Wirtz ist der bessere Joker. Aber: Nach seiner Roten Karte gegen Österreich ist Sané, der von seiner starken Form zu Saisonbeginn eingebüßt hat, zunächst gesperrt - das könnte die Karten neu mischen.

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Toni Kroos und sein DFB-Comeback: Was passiert mit Joshua Kimmich?

Auch Kimmich ist nicht der Typ Zweikämpfer, den Kroos an seiner Seite benötigt, um das Spiel lenken zu können. Der Bayern-Spieler hat jedoch trotzdem seinen Platz sicher, wenn man sich zunächst die Ausführungen von Nagelsmann im ZDF-Sportstudio im Dezember vor Augen führt.

"Durch eine kleine Anpassung ist auch Josh ein Kandidat auf dieser Position", sagte Nagelsmann und meinte damit den Platz rechts hinten in der Viererkette. Ein geeigneter Rechtsverteidiger ist nämlich weiterhin nicht in Sicht, Kimmich hat auf dieser Position schon ausreichend Erfahrung gesammelt und auch gute Leistungen gezeigt.

"Josh stellt sich immer in den Dienst der Mannschaft. Jeder Spieler hat eine Präferenz, wo er lieber spielt", sagte der Bundestrainer zu Kimmichs öffentliche Statements, wonach er sich im Mittelfeldzentrum sieht. "Aber Josh kann auch Einfluss aufs Spiel nehmen, wenn er nicht auf der Sechs, sondern rechts hinten spielt."

Nagelsmann hat diese Überlegungen damals natürlich nicht einfach so ausgeplaudert, sondern vorab mit Kimmich darüber gesprochen. Dessen Proteste scheinen milde ausgefallen zu sein, wenn man sieht, wie klar Nagelsmann schließlich über diese Option sprach. Mit Kroos' Rückkehr und seinen derzeit instabilen Leistungen wird auch Kimmich klar sein, dass es auf seiner Lieblingsposition für ihn wohl nichts zu holen geben wird.

Mehr noch - Nagelsmann verriet nun im Spiegel über Kimmichs Rolle: "Er hätte im Übrigen auch rechts hinten gespielt, wenn Kroos nicht zurückgekehrt wäre. Bei der Nationalmannschaft muss man sich unterordnen. Da ist man ein Diener für sein Land. Kimmich ist das."

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DFB-Team: Die EM-Gruppen im Überblick

Gruppe AGruppe BGruppe C
DeutschlandSpanienSlowenien
SchottlandKroatienDänemark
UngarnItalienSerbien
SchweizAlbanienEngland
Gruppe DGruppe EGruppe F
Playoff ABelgienTürkei
NiederlandeSlowakeiPlayoff C
ÖsterreichRumänienPortugal
FrankreichPlayoff BTschechien