Einst beim FC Bayern München, jetzt in der 3. Liga: Adrian Fein und die Suche nach einem Neuanfang

Von Tim Ursinus
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Adrian Fein wurde einst eine große Zukunft beim FC Bayern München versprochen. Rund anderthalb Jahre nach seinem Abschied und einem von Rückschlägen geprägten Aufenthalt in den Niederlanden, ist er zurück in Deutschland - allerdings in der 3. Liga.

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Es ist keineswegs eine Übertreibung, bei Adrian Fein von ereignisreichen Jahren zu sprechen, die hinter ihm liegen. Nachdem der 24-Jährige seinem Lieblingsklub FC Bayern München im Sommer 2022 in Richtung Excelsior Rotterdam endgültig den Rücken gekehrt hatte, erlebte er die wohl schwerste Zeit seiner noch jungen Karriere.

Fein wurde monatelang von einer Stoffwechselerkrankung ausgebremst. Ein hartnäckiges Leiden, welches auch Mario Götze nach seiner Rückkehr zum BVB lange außer Gefecht gesetzt hatte - und wer weiß, ob Fein darunter nicht schon in den Jahren zuvor gelitten hatte.

"Er hat trotz Erschöpfungssymptomen immer versucht, weiter intensiv zu trainieren, so dass sein Körper nun - vereinfacht gesagt - die Systeme runtergefahren hat", erklärte Feins behandelnder Arzt Dr. Thierry Murrisch im Frühjahr 2023. Durch die Erkrankung verpasste er weite Teile seiner ersten Rückrunde bei dem Eredivisie-Klub und stand in dieser Spielzeit noch keine Minute auf dem Platz.

Beim Drittligisten SC Verl sucht Fein nun einen Neuanfang - und den hat der Mittelfeldspieler auch bitter nötig.

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Adrian Fein wechselte mit sieben Jahren zum FC Bayern München

Der Tabellensechste der 3. Liga muss dem Vernehmen nach keine Ablöse nach Rotterdam überweisen und stattete den ehemaligen U21-Nationalspieler mit einem Vertrag bis zum Saisonende inklusive einer Option auf ein weiteres Jahr aus. "Ich bin sehr dankbar für die Chance", erklärte Fein in einem Instagram-Video kurz nach der Verkündung des Wechsels.

"Es ergab sich kurzfristig die Chance zur Verpflichtung von Adrian und wir haben sofort die Gespräche aufgenommen", begründete Verls sportlicher Leiter Sebastian Lange die Entscheidung und versicherte, dass Fein seine Stoffwechselerkrankung inzwischen "vollständig unter Kontrolle" habe.

Zudem ließ Lange durchblicken, dass Fein für sein Comeback auf den Rasen seinem neuen Arbeitgeber finanziell entgegenkommen sei. Das würde "seinen Charakter und seine große Motivation für die neue Herausforderung" unterstreichen. "Wir sind davon überzeugt, dass beide Seiten mit der nötigen Geduld profitieren und sportliche Erfolge feiern werden."

Geduldig zu sein, dürfte für Fein kein Problem sein. Schließlich wartete er trotz zahlreicher Lobeshymnen beinahe sein ganzes Leben auf den großen Durchbruch beim FC Bayern. Schon im Alter von sieben Jahren wechselte er vom Stadtrivalen 1860 München zum Branchenprimus und ließ sich sogar das Münchner Kindl auf den Unterarm tätowieren.

Adrian Fein durchlebte Leih-Odyssee

Doch obwohl Fein an der Seite von Größen wie Thomas Müller, Philipp Lahm oder Arjen Robben mehrfach an den Trainings teilnahm und bereits Vergleiche zu Bastian Schweinsteiger gezogen wurden, kam er kein einziges Mal für die Profis zum Einsatz.

Es folgte ein Schicksal, welches schon so manch einem jungen Spieler, dem eine große Zukunft beim FCB vorausgesagt wurde, widerfahren ist: eine Leih-Odyssee quer durch Europa. Im Falle von Fein bei unterklassigen Klubs in Deutschland und einem vermeintlich vielversprechenden Aufenthalt bei der PSV Eindhoven.

Seine ersten beiden Gastspiele verliefen bei Jahn Regensburg und dem HSV, wo er nach einer starken Hinrunde als Ballverteiler und Zweikampfmonster beinahe zum ersehnten Aufstieg in die Bundesliga beitrug, durchaus erfolgreich. Fein überzeugte derart, dass ihm der damalige Nachwuchsleiter und heutige Trainer der Bayern-Reserve Holger Seitz sogar eine feste Rolle bei den Profis zutraute. Das wirkte sich auch auf seinen Marktwert aus, der auf über fünf Millionen Euro anstieg und sich somit fast verzehnfachte.

Dreieinhalb Jahre später ist jener bei den bekannten Portalen wieder auf unter eine halbe Million gesunken. Dabei hatte alles danach ausgesehen, dass Fein den letzten Schritt in den europäischen Spitzenfußball gehen würde. Doch weil der ehemalige Bayern-Coach Hansi Flick keine Verwendung für ihn hatte, fand er sich vorerst wieder in der 3. Liga bei der Reserve wieder und wurde schließlich nach Eindhoven verliehen.

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Kapitale Fehlentscheidung: Adrian Fein wie Mario Götze bei PSV Eindhoven

Beim damaligen Europa-League-Teilnehmer sollte Fein unter Roger Schmidt Erfahrung auf der internationalen Fußballbühne sammeln, die Leihe stellte sich jedoch schnell als kapitale Fehlentscheidung heraus. Es folgten zwei weitere enttäuschende Aufenthalte bei Greuther Fürth und Dynamo Dresden, die jeweils nur ein halbes Jahr andauerten.

So stand Fein erstmals am Scheideweg seiner Karriere, die er nach 16 Jahren Vereinszugehörigkeit letztlich nicht mehr beim FC Bayern fortsetzen sollte. "Adrian Fein ist in jungen Jahren zu uns gekommen und wurde auf dem FC Bayern Campus zum Profi ausgebildet. Er hat in den letzten Jahren als Leihspieler bei PSV Eindhoven oder dem Hamburger SV wertvolle Erfahrungen gesammelt und ist nun bereit für den nächsten Schritt in seiner Karriere. Wir wünschen ihm für die Zukunft alles Gute und viel Erfolg", verkündete Ex-Sportvorstand Hasan Salihamidzic, der in den Jahren zuvor stets auf das Potenzial von Fein hingewiesen hatte, in der Mitteilung über den ablösefreien Wechsel zu Excelsior Rotterdam.

Vorausschauend sicherten sich die Bayern dem Vernehmen nach sogar eine Weiterverkaufsbeteiligung, falls Fein doch noch der große Durchbruch gelingen sollte. Anderthalb Jahre später haben sich die Hoffnungen auf einen Obolus, den Umständen geschuldet, aber zerschlagen.

Mario Götze als Mutmacher für Adrian Fein

In Rotterdam wandelte Fein zunächst zwischen Stammplatz und regelmäßigen Einwechslungen, ehe ihn sein Körper nach und nach in die Knie zwang. Nach einer ungeplant langen Ausfallzeit wegen einer Oberschenkelverletzung folgte im April des vergangenen Jahres die bittere Diagnose, die sein Leben radikal verändern sollte.

"Ich bin froh, dass nun endlich die Ursache dafür herausgefunden wurde. Ich befinde mich in optimaler ärztlicher Betreuung und freue mich, bald wieder mein volles Potenzial auszuschöpfen und auf den Platz zu bringen", erklärte Fein kurz darauf.

Nach über einem halben Jahr ohne Spiel muss er jetzt wieder einige Schritte zurückgehen, um seine Karriere anzukurbeln. Mut machen könnte ihm Götzes Werdegang, der ironischerweise an dem Ort zu alter Stärke fand, wo Fein zur gleichen Zeit seinen ersten großen Rückschlag erlitt - in Eindhoven.

Adrian Fein: Leistungsdaten bei seinen bisherigen Stationen als Profi

  • Die Daten stammen von transfermarkt.de.
VereinEinsätzeMinutenTorbeteiligungen
FC Bayern München II342.8298
Jahn Regensburg211.0222
Hamburger SV332.8655
PSV Eindhoven185664
SpVgg Greuther Fürth475-
Dynamo Dresden---
Excelsior Rotterdam15819-