Bei den Ligabossen steigt der Blutdruck, die Standleitung der Senderchefs zu ihren Juristen steht - das Ende oder die Wende im Milliardenzoff zwischen der Deutschen Fußball Liga (DFL) und dem Streaminganbieter DAZN hält die Bundesliga in Atem.
Es erscheint völlig offen, ob der für Dienstag erwartete Schiedsspruch einen Schlussstrich unter den monatelangen Auktionsstreit zieht oder der Clinch im Anschluss mit noch härteren Bandagen geführt wird.
Genau deshalb hat sich DAZN alle Möglichkeiten offen gelassen. "Wir schließen nichts aus", sagte Deutschlandchefin Alice Mascia kurz vor der Entscheidung der Deutschen Institution für Schiedsgerichtsbarkeit (DIS) für den Fall eines Spruchs, der DAZN missfällt.
Als Drohkulisse steht ein Ausstieg bei den Übertragungen sowie eine Klage vor einem Zivilgericht im Raum.
"In diesem Fall wäre auch ein totaler Rückzug aus der Bundesliga eine Option", sagte Mascia dem Wirtschaftsmagazin Capital hinsichtlich einer juristischen Niederlage nach Ausschöpfung aller möglichen Rechtsmittel.
Auf der anderen Seite sei Deutschland ein wichtiger Markt. Daher sei ein Rückzug "natürlich nicht die Option, die wir anstreben".
DAZN fühlt sich diskriminiert
Wie die Optionen für alle Beteiligten aussehen, wird der Dienstag zeigen. Mitte April hatte die DFL wegen des Disputs mit DAZN, wie Sky noch bis Ende der laufenden Saison Inhaber der Liverechte, die Auktion der deutschsprachigen Medienrechte für die vier Spielzeiten von 2025/26 bis 2028/29 ausgesetzt.
Konkret geht es um das Rechtepaket B, das die Samstagsspiele um 15.30 Uhr sowie die Einzelspiele am Freitagabend und die Relegation (insgesamt 196 Spiele pro Saison) enthält.
Der Streaminganbieter DAZN fühlt sich diskriminiert, weil sein Angebot abgelehnt wurde, obwohl es "das finanziell attraktivste und überzeugendste" gewesen sei. Das Gebot soll sich auf 400 Millionen Euro pro Saison - also 1,6 Milliarden Euro insgesamt - belaufen haben.
Die DFL akzeptierte allerdings die von DAZN abgegebenen Finanzgarantien nicht. Deshalb soll das entsprechende Paket trotz eines niedrigeren Angebots bereits an Sky gegangen sein. Daraufhin rief DAZN das Schiedsgericht an.
Bei den 36 Profivereine drängt die Zeit
Der mögliche Schiedsspruch weist eine enorme Bandbreite auf. Von einem kompletten Neustart der Auktion über eine Neubewertung der Finanzgarantien bis hin zu einer Bestätigung des DFL-Vorgehens erscheint alles möglich. Je nach Spruch dürften sich die Beteiligten (DAZN, DFL, Sky) zu weiteren Schritten genötigt fühlen.
Die DFL gibt sich dennoch bewusst gelassen. "War es das Ziel und die Hoffnung aller, jetzt vor ein Schiedsgericht zu ziehen? Nein, sicher nicht", sagte Geschäftsführer Steffen Merkel zuletzt: "Aber ich würde es umdrehen: Ist es auch ein Zeichen für die ungebrochene Popularität, dass Medienpartner und Sender schwer darum kämpfen, den Zuschlag für das Paket zu bekommen, ja sogar vor ein Schiedsgericht zu ziehen? Ich würde sagen, man kann so argumentieren."
Kann man - muss man aber nicht. Schließlich drängt mit Blick auf die Planungssicherheit bei den 36 Profivereine mittlerweile die Zeit. Die Klubchefs hoffen auf ein Ende der Auseinandersetzung, damit die Auktion weitergehen kann. Schließlich sind die Medieneinnahmen die mit Abstand größte Einnahmequelle der Vereine.
Was finanziell insgesamt bei der Versteigerung herauskommen wird, steht in den Sternen. In anderen europäischen Märkten ging der Erlös zurück. Das will die DFL vermeiden. Derzeit erhalten die Vereine rund 1,1 Milliarden Euro pro Saison - was bereits einem jährlichen Minus von 100 Millionen im Vergleich zum vorhergehenden Zyklus entspricht.