"Eine Mörderaufgabe": Lars Ricken offiziell als neuer BVB-Boss vorgestellt

SID
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Lars Ricken präsentiert sich bei Borussia Dortmund bescheiden und klar. Nur eines will der neue Sport-Geschäftsführer definitiv nicht wiederholen.

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Der Weg zu Lars Ricken führt unweigerlich immer wieder an Lars Ricken vorbei. Drei Meter hoch ist sein ikonischer Lupfer ins Glück an einen Pfeiler der Südtribüne gesprüht, im "Borusseum" reißt er mit einem Triumphschrei den Champions-League-Pokal hoch, den es ja schon sehr, sehr bald wieder zu gewinnen gilt. Ein anderer Henkelpott wird derzeit nachbestellt: Der Lars-Ricken-Kaffeebecher ist im Fanshop ausverkauft.

Damit ist alles gesagt über Rickens idolhaften Status bei Borussia Dortmund. Auf seinen Großtaten der (Spieler-)Vergangenheit allerdings will sich der neue starke Mann, der aus dem Schatten extrem erfolgreicher Nachwuchsarbeit zurück ins gleißende Rampenlicht tritt, keinesfalls ausruhen.

"Die Zukunft hat schon begonnen", sagte der Sportgeschäftsführer an seinem bereits 15. Amtstag während seiner offiziellen Vorstellung im Stadion.

Im Vergleich mit dem ersten Termin nach seiner Zusage, den Sportbereich von Hans-Joachim Watzke zu übernehmen, war dieser Mittwoch im gut gefüllten Medienzentrum des Signal-Iduna-Parks ein Wohlfühltermin.

Er habe sich damals direkt mit Sebastian Kehl für ein "klärendes Gespräch" zusammengesetzt, berichtete er - schließlich war der Sportdirektor, der durchaus auch Ambitionen auf den Posten hatte, zugunsten Rickens mehr oder weniger hart übergangen worden.

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Lars Ricken: "Es braucht kein Spieler Angst zu haben"

Nicht nur solche Problemfelder wird Lars Ricken demnächst moderieren müssen, das hat den 47-Jährigen aber ebenso wenig abgeschreckt wie der Sprung zurück auf eine bestens ausgeleuchtete Bühne, die er, das war zumindest das Gefühl aller Außenstehenden, recht lange recht gerne gemieden hat.

"Das macht nichts mit mir", hat er jedoch schnell gemerkt, als er in neuer Position einen ersten Kinnhakenversuch von Ex-Profi Mario Basler ("Der saß lieber oft im Eiscafe") lässig auspendelte.

Dabei hilft ihm, dass er spätestens nach dem Europapokalsieg 1997 von den Medien in die Sterne geschossen wurde.

"Mit 18, 19 Meister, mit 20 Champions-League-Sieger, da habe ich schon häufig polarisiert", sagte er, generell sei seine "Erfahrung als Spieler ein Mehrwert. Aber es braucht kein Spieler Angst zu haben, nur weil ich mal einen großen Titel gewonnen habe."

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Watzke über Ricken: "Eine Mörderaufgabe"

Da war er wieder, der Spagat zwischen Vergangenheit und Zukunft. Lars Ricken hat als langjähriger Leiter des Nachwuchsleistungszentrums enorm viele neue Lars Rickens gefunden, U-Mannschaften des BVB werden in schönster Regelmäßigkeit deutscher Meister, erst vor wenigen Tagen wieder die U17.

"Letztens habe ich Frankfurt gegen Bremen gesehen, da waren fünf Jungs dabei, die insgesamt 42 Jahre lang von uns ausgebildet wurden", berichtete er voller Stolz.

Leitpunkte in neuer Rolle sollen Kommunikation und Vertrauen sein, sein Verständnis von moderner Führung ist es, "andere stark zu machen".

Als gebürtiger Dortmunder, der mit fünf Jahren schon ins Stadion ging und niemals für einen anderen Profiverein gespielt hat, wird er aber demnächst "eine Mörderaufgabe" haben, wie Watzke es hart skizzierte: Er wird sich möglicherweise eben auch mal öffentlich an Uli Hoeneß reiben müssen. "Wenn wir angegriffen werden", kündigte Ricken an, "werde ich die schwarzgelben Farben laut und deutlich verteidigen."

Das bedeutet allerdings nicht, dass er elf Jahre danach in Wembley die legendäre Uniform mit Ritterhelm aus dem Rahmenprogramm von damals herauskramen wird. "Ich war 1997 im Blickpunkt, 2013 etwas unfreiwillig. In London soll der Raum den Leuten gehören, die ein Jahr lang dafür gekämpft haben", sagte er. Er habe am 1. Juni "hoffentlich keine Rolle" - die in Dortmund ist dafür umso wichtiger.

 

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