Eintracht Frankfurt - Ex-SGE-Spieler Daichi Kamada weiter vereinslos: Ein Hauch von Nico Schulz

Daichi Kamada, Eintracht Frankfurt, vereinslos
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Daichi Kamada wollte nicht bei Eintracht Frankfurt verlängern und stand unmittelbar vor einem ablösefreien Wechsel zur AC Mailand. Der Transfer platzte - und seitdem sitzt der vereinslose Japaner auf gepackten Koffern nach nirgendwo.

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"Ich bin bei meinen Wunschvereinen, zu denen ich wechseln würde, viel anspruchsvoller als Sie es denken. Es gibt schon seit zwei Jahren Gespräche und Kontakte mit großen Klubs", sagte Daichi Kamada im vergangenen Winter beim TV-Sender Sport1. Nun ist Sommer und Kamada hat in drei Tagen Geburtstag.

Der Japaner wird 27 Jahre alt und sollte nichts Unvorhergesehenes passieren, wird er seinen Ehrentag als vereinsloser Fußballprofi begehen. Das muss man nicht als schlimm bewerten, es kommt aber zweifelsohne ziemlich überraschend. Gewiss auch für Kamada selbst. Aber gut, wer sich bei der Suche nach einem neuen Arbeitgeber als anspruchsvoll bezeichnet, der sollte auch Geduld mitbringen.

Anders geht es aktuell auch einfach gar nicht. Kamada hatte sich im April entschieden, das Angebot zur Vertragsverlängerung bei Eintracht Frankfurt nicht anzunehmen. Vier Jahre spielte er für die SGE und stieg nach anfänglichen Schwierigkeiten, die eine einjährige Leihe zum belgischen Erstligisten VV St. Truiden zur Folge hatten, allmählich zu einem Leistungsträger auf.

Vielmehr noch: Kamada hatte einige richtige starke Phasen und bewies häufig, welch genialer Kicker er sein kann. Zwar waren bei ihm auch immer wieder Leistungslöcher vorhanden, und er besitzt auch echte Schwächen in seinem Spiel: Vor dem Tor könnte er noch deutlich zielstrebiger sein und auch im Spiel gegen den Ball kräftiger zupacken.

Daichi Kamada
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Eintracht Frankfurt: Kamada kann ein Unterschiedsspieler sein

Doch ist Kamada in Form - was seit vergangenem Winter nicht nur bei ihm, sondern auch bei der Eintracht nur noch selten der Fall war -, dann brilliert er regelrecht. Der 26-Jährige hat Bewegungen und Finten drauf, die bärenstark sind. Er bringt zudem eine feine Technik mit und besonders einen Instinkt, der ihm erlaubt, überraschende Spielsituationen zu kreieren. Kamada kann mit seinen Fähigkeiten ein echter Unterschiedsspieler sein.

Kein Wunder also, dass sich so jemand einen größeren Verein und ein größeres Gehalt durchaus vorstellen kann, nachdem die Eintracht ja auch die in der Hinrunde noch denkbare Teilnahme an der Champions League vermasselt hat. "Gerne hätten wir Daichi auch in Zukunft bei der Eintracht gesehen, doch die Interessen des Spielers gingen damit nicht einher", sagte Sportvorstand Markus Krösche, als Kamada nicht verlängerte.

Ein paar Wochen später zeigte sich Krösche irritiert davon, dass Kamadas so gut wie bestätigter Transfer zur AC Mailand nicht vollzogen wurde: "Mich überrascht es schon, dass der Wechsel nach Mailand geplatzt ist. Mal abwarten, wie Daichi sich jetzt entscheidet."

BVB, Borussia Dortmund, Daichi Kamada, Eintracht Frankfurt, Julian Rijkhoff, Niklas Süle
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Daichi Kamada und das Pech beim Wechsel zur AC Milan

Doch genau das dürfte nun der springende Punkt an der Sache sein: Bald starten die europäischen Ligen in die ersten Pflichtspiele und Kamada hockt nach zahlreichen Wochen noch immer auf gepackten Koffer nach nirgendwo. Er hat bereits wertvolle Vorbereitungs- und Integrationszeit bei einem möglichen neuen Team verpasst.

Eine Entscheidung hängt mutmaßlich nicht mehr ausschließlich an ihm und seinen Wünschen. Damit ist er nicht der einzige prominente Spieler im Wartestand: Auch Jerome Boateng, der Ex-Dortmunder Nico Schulz, David de Gea, Sergio Ramos, Alex Oxlade-Chamberlain oder Eden Hazard teilen beispielsweise dieses Schicksal.

Ob sich Kamada gänzlich verzockt hat, steht auf einem anderen Blatt. Was nicht ist, kann ja noch werden - Zeit bis zur Schließung des Transferfensters in rund vier Wochen ist weiterhin genug. Und: Man kann sich doch beim besten Willen nicht vorstellen, dass ein Spieler wie Kamada bis dahin keinen neuen Verein findet!

Zumal er, zumindest beim anvisierten Deal mit Milan, auch wirklich Pech hatte. Mit AC-Sportdirektor Frederic Massara und dem Technischen Direktor Paolo Maldini hatte Kamada den Wechsel bereits ausverhandelt, dann aber setzte Klub-Besitzer Gerry Cardinale die beiden vor die Tür. Stattdessen entschied man sich für den Nigerianer Samuel Chukwueze, der für 20 Millionen Euro vom FC Villarreal kam.

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Daichi Kamada: Die Transfergerüchte reißen nicht ab

Warum aber nicht Kamada UND Chukwueze? Theoretisch ginge das (noch), allerdings sind Klubs in Italien dazu angehalten, nicht mehr als zwei Nicht-EU-Ausländer pro Saison unter Vertrag zu nehmen. Chukwueze ist bislang der Einzige dieser Kategorie und es wäre ja noch denkbar, dass Milan ein weiteres Mal zuschlägt.

Wahrscheinlicher ist aber, dass es auch dann nicht Kamada würde, sollte kurz vor Transferschluss noch ein Nicht-EU-Platz frei sein. Milan hat schließlich mit Chukwueze, Christian Pulisic (der einen kroatischen Pass besitzt), Ruben Loftus-Cheek, Noah Okafor und Tijjani Reijnders sehr schnelle (Konter-)Spieler verpflichtet - und solch einer ist Kamada nicht unbedingt.

Borussia Dortmund hatte er zugunsten der Rossoneri noch abgesagt, aber die Plätze beim BVB sind nun anderweitig besetzt worden. Seitdem sich Milan zurückzog, muss Kamada nun gucken, wo er bleibt. Er ist weiterhin ablösefrei zu haben, auf ein zünftiges Handgeld schielt er gewiss auch. An Gerüchten um interessierte Klubs mangelt es nicht: Lazio, AS Rom, SSC Neapel, Inter Mailand, Atlético Madrid, Benfica, Real Sociedad San Sebastian und Galatasaray wurden schon mit ihm in Verbindung gebracht. Selbst eine Rückkehr zur Eintracht stand zwischenzeitlich im Raum.

Daichi Kamada, Eintracht Frankfurt
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Inter-Trainer Simone Inzaghi schwärmte von Daichi Kamada

Konkretisiert hat sich nichts davon, obwohl beispielsweise Inter-Trainer Simone Inzaghi erst kürzlich von Kamada schwärmte: "In Italien haben viele hervorragende japanische Spieler gespielt. Wenn ich jetzt an einen japanischen Spieler denke, kommt mir Kamada in den Sinn, der mit vielen Vereinen im Gespräch ist. Ich habe ihn in der Vergangenheit getroffen, und er ist ein Mittelfeldspieler von großer Qualität."

Fünf Millionen Euro netto jährlich, dazu Provisionen in Höhe derselben Summe sowie eine Prämie für seine Unterschrift soll Kamada gegenüber Lazio gefordert haben. Die Römer haben dankend abgelehnt - oder doch nicht? Am Mittwoch meldete zumindest Transfer-Experte Fabrizio Romano, dass Lazio Kamada ein mündliches Angebot unterbreitet habe und sich beide Parteien in Verhandlungen befänden. Am Abend dann, so berichtet Romano, traf bei Kamadas Berater ein neues, verbessertes Angebot der Römer ein - ein Zweijahresvertrag plus einer Option für eine weitere Saison, heißt es. Demnach lägen Kamada insgesamt drei Angebote vor.

Gut möglich jedoch, dass Kamada diese Beträge überdenken muss, je länger er ohne Verein bleibt. Sonst besteht Gefahr, dass sein im Winter noch forsch formulierter Anspruch und die derzeitige Wirklichkeit auch künftig zu sehr auseinanderklaffen.

Daichi Kamada: Seine Leistungsdaten bei Eintracht Frankfurt

WettbewerbSpieleToreVorlagen
Bundesliga1272029
DFB-Pokal1461
Champions League83-
Europa League29114
UEFA Super Cup1--
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