Formel 1 - Toskana-GP: Hamilton gewinnt Chaos-Rennen - Vettel bei Ferrari-Jubiläum in den Punkten

Von Christian Guinin
Lewis Hamilton hat den Großen Preis der Toskana gewonnen.
© imago images / HochZwei

Lewis Hamilton hat den Großen Preis der Toskana gewonnen. In einem chaotischen Rennen samt Massencrash und zweier Rennunterbrechungen siegte der Engländer vor Valtteri Bottas im zweiten Mercedes und Alexander Albon (Red Bull). Ferrari-Pilot Sebastian Vettel kam beim 1000. Grand Prix seines Rennstalls nicht über Platz zehn hinaus.

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"Es war wie drei Rennen an einem Tag", atmete der Sieger im Anschluss durch: "Es war einfach unglaublich hart heute", berichtet er und hebt vor allem die Neustarts heraus. Es sei "sehr, sehr hart" gewesen, jedes Mal wieder voll konzentriert zu bleiben. "Es war nicht einfach, Valtteri hinter mir zu halten. Er war am ganzen Wochenende schnell. Und am Anfang lag ich ja auch hinter ihm."

"Ich hatte es schlimmer erwartet, aber wir hatten zwei rote Flaggen, die geholfen haben", freute sich Albon über sein erstes Karriere-Podest. "Es war gut. Es hat eine Weile gedauert, hierher [aufs Podium] zu kommen. Aber es war auch hart. Wir mussten dafür arbeiten. Aber ich freue mich sehr."

Vettel musste in seinem Ferrari hingegen die nächste Schlappe hinnehmen. Trotz der vielen Ausfälle kam der Heppenheimer nicht über den zehnten Platz hinaus und sprach von einem "ernüchternden" Rennen.

"Ich hätte mir natürlich gewünscht, dass wir da ein bisschen mehr abstauben als nur einen Punkt zum Schluss, aber viel mehr war da nicht drin", so Vettel: "Wir haben einfach nicht die Pace gehabt im Rennen. Das war alles was geht, auch jetzt mit den Enginemodes, wo alle in gewisser Weise gleich geschaltet sind, ist das unser Maximum. Es gab heute nicht viele Autos, die langsamer waren als wir. Das ist natürlich hart für uns, aber wir haben trotzdem versucht, alles mitzunehmen."

Beim Mega-Crash in Runde sieben sah der Deutsche die Schuld klar bei Bottas: "Es ist einfach unnötig. Als Spitzenreiter muss man sich über solche Dinge im Klaren sein. Wenn man warten will, sollte man lange warten und dann Gas geben, aber kein Stop-and-Go machen. Es ist wie auf der Autobahn. Fünf, zehn Fahrzeuge hinter einem gibt es dann höchstwahrscheinlich einen Unfall. Zum Glück sind alle unverletzt geblieben."

Toskana-GP. Die Analyse

Von der Führungsgruppe erwischte Bottas den besten Start, zog noch vor der ersten Kurve an seinem Teamkollegen vorbei und übernahm die Führung. Durch den schlechten Start Hamiltons kam auch der direkt hinter ihm platzierte Verstappen nur mäßig vom Fleck. Hinzu kam ein Softwareproblem beim Red Bull des Niederländers, das ihn weit ins Mittelfeld zurückfallen ließ.

Nach einem Gedränge beim Anbremsen auf Kurve zwei krachte dann Alfa-Pilot Kimi Räikkönen Verstappen ins Heck und beendete dessen Rennen. Auch Vettel war Opfer des Chaos und musste mit kaputtem Frontflügel an die Box. Da viele Autos im Kiesbett steckten, wurde noch vor Ende der ersten Runde das Safety Car auf die Strecke geholt.

Da Bottas beim anschließenden Restart stark verlangsamte und sich das Feld zusammenzog, kam es im hinteren Teil zu einem Massencrash. Dabei krachte Antonio Giovinazzi (Alfa Romeo) ungebremst ins Heck von Kevin Magnussen (Haas), der wiederum Carlos Sainz (McLaren) und Nicholas Latifi (Williams) abräumte. "Wollen sie uns umbringen oder was? Das ist das Schlimmste, was ich je gesehen habe", wütete Haas-Pilot Romain Grosjean am Funk. Wegen der vielen Teile auf der Start- und Zielgeraden wurde das Rennen, wie bereits eine Woche zuvor in Monza, abgebrochen.

Erst nach mehr als 30 Minuten Pause wurde das Rennen mit den verbliebenen 13 Autos via stehendem Start fortgesetzt. Dieses Mal kam Hamilton deutlich besser vom Fleck und eroberte die Führung von Bottas zurück. Der zwischenzeitlich an drei gelegene Charles Leclerc wurde in seinem Ferrari indes nach hinten durchgereicht und bog in Runde 23 als erster Pilot zum planmäßigen Stopp an die Box ab.

Ohne den ausgeschiedenen Verstappen waren es vor allem die Mercedes, die in der zweiten Rennhälfte das Tempo vorgaben. Die wenigen Angriffe von Bottas konterte Hamilton aber stets mit schnellen Runden seinerseits und schaffte es so, den Finnen konstant auf knapp über fünf Sekunden Abstand und somit außerhalb des DRS-Fensters zu halten.

Dahinter entwickelte sich ein packender Zweikampf um den letzten Podestplatz, den Red-Bull Pilot-Albon letztlich für sich entschied. Zwar schob ein weiter Rennabbruch, ausgelöst durch einen Abflug von Lance Stroll (Racing Point), das Feld noch einmal zusammen, an den Platzierungen änderte sich aber abgesehen von Albons Überholmanöver gegen Daniel Ricciardo (Renault) nichts mehr.

Die Top-10 komplettierten ein starker Ricciardo an Vier, vor Sergio Perez (5., Racing Point), Lando Norris (6., McLaren), Daniil Kvyat (7., AlphaTauri), Leclerc (8.), Räikkönen (9.) und Vettel (10.). Der Extrapunkt für die schnellste Rennrunde ging ebenfalls an Hamilton.

Italien-GP: Die Reifenstrategie

Schon nach wenigen Runden wurde die planmäßige Strategie vieler Teams über den Haufen geworfen. Bedingt durch das frühe Safety Car sowie die Rennunterbrechung waren taktische Manöver in der Boxengasse nur bedingt möglich.

Highlight des Rennens: Massencrash auf Start- und Zielgeraden

Manch ein Formel-1-Fan wird sich bei den Geschehnissen in Mugello an den heftigen Startunfall von Spa aus dem Jahre 1998 zurückerinnert haben. Da Bottas als Führender nach dem Ende der Safety-Car-Phase das Tempo extrem verschleppte, krachten - ähnlich wie damals in Belgien - gleich mehrere Autos auf der Start- und Zielgeraden ineinander. Der Anfang eines chaotischen Toskana-GPs.

Top des Rennens: Alexander Albon

In Abwesenheit seines Star-Teamkollegen fuhr der Thai-Brite bei seinem 30. Rennstart endlich seinen ersten Podestplatz ein. Zwar war der Red-Bull-Pilot zu keinem Zeitpunkt in der Lage das Tempo der Mercedes mitzugehen, die Gerüchte um seine Ablösung bei den Österreichern dürften aber vorerst verstummen. Ebenfalls stark: Ricciardo und Räikkönen. Letzterer durfte sich, trotz Zeitstrafe, über seinen ersten WM-Punkt im Jahr 2020 freuen.

Flop des Rennens: Ferrari-Motor

In Mugello zeigte sich wieder einmal, warum der Ferrari-Motor im Jahr 2020 so seine Probleme hat. Von den zwölf Autos, die die Zielflagge sahen, lagen alle drei von den Italienern angetriebenen Teams (Ferrari, Alfa Romeo, Haas), am Ende des Feldes. Lediglich George Russell im unterlegenen Williams war ähnlich langsam, ließ aber immerhin Grosjean noch hinter sich.

Formel 1: Der WM-Stand nach 9 von 17 Rennen

  • Fahrerwertung:
PlatzFahrerTeamPunkte
1Lewis HamiltonMercedes190
2Valtteri BottasMercedes135
3Max VerstappenRed Bull110
4Lando NorrisMcLaren65
5Alexander AlbonRed Bull63
6Lance StrollRacing Point57
7Daniel RicciardoRenault53
8Charles LeclercFerrari49
9Sergio PerezRacing Point44
10Pierre GaslyAlphaTauri43
  • Konstrukteurswertung:
PlatzTeamPunkte
1Mercedes325
2Red Bull173
3McLaren106
4Racing Point92
5Renault83
6Ferrari66
7AlphaTauri53
8Alfa Romeo4
9Haas1
10Williams0
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