NBA

Shawn Marion: "Dirk soll sein Shirt verbrennen"

Von Für SPOX in Dallas: Tobias Rochau / Haruka Gruber
Shawn Marions (r.) vorherige Stationen: Phoenix Suns, Miami Heat und zuletzt die Toronto Raptors
© Getty

Früher war er der Überathlet der NBA. Shawn Marion hat sich seit dem Wechsel zu den Dallas Mavericks vor der Saison jedoch neu erfunden: als neuer Edelverteidiger der Texaner. The Matrix über sich, Rodrigue Beaubois und Dirk Nowitzkis unbekannte Seite.

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SPOX: Sie wechselten als viermaliger All-Star zu den Mavericks - und sind diese Saison mit überschaubaren 11,8 Punkten nur viertbester Scorer des Teams. Haben Sie keine Probleme mit dem vermeintlichen Abstieg?

Shawn Marion: Sie sprechen mich auf meine Zeit bei den Phoenix Suns an, als ich in der Tat eine sehr prominente Rolle gespielt habe. In Dallas jedoch fülle ich eine andere Rolle aus. Die Verantwortlichen der Mavs sagen mir, was ich zu erledigen habe und ich erledige, worum ich gebeten werde. So einfach ist das.

SPOX: Bis vor vier Jahren gehörten Sie zu den vielleicht zehn besten Spielern der NBA. Ist es wirklich so problemlos, sich umzustellen?

Marion: Ja, weil es sehr befriedigend ist, für dieses Team zu spielen und eine Siegesserie wie zuletzt hinzulegen. Jeder im Kader nimmt Opfer auf sich, um Erfolg zu haben. Diese Einstellung gefällt mir. Und überhaupt: Ich bin ein Basketballer - und Basketball besteht ja nicht nur aus Punkten und Dunken (lacht).

SPOX: Sondern auch aus Verteidigen - Ihre mittlerweile wichtigste Aufgabe bei den Mavs. Werden Sie in der Öffentlichkeit für Ihre Arbeit ausreichend gewürdigt?

Marion: Das weiß ich nicht. Was ich aber weiß: Ich zähle zu den besten fünf Verteidigern in der NBA. Ich habe genug Selbstvertrauen, um das von mir zu behaupten. Es ist etwas besonderes, wenn es einem gelingt, Kobe Bryant unter 30 Punkten zu halten und auch deswegen einen Gegner wie die Los Angeles Lakers zu besiegen.

SPOX: Was macht einen guten Verteidiger aus?

Marion: Jeder NBA-Profi kann werfen und scoren. Die Schwierigkeit für einen Typen wie mich ist es hingegen, sich so zu verhalten, dass man die Mitspieler offensiv wie auch defensiv nicht zu sehr stört und dennoch die Mission, den besten Spieler des Gegners auszuschalten, erfüllt. Ich kann nicht wie ein Bulldozer über das Parkett hüpfen und damit in die Laufwege der anderen und in unser Spielsystem eingreifen. Wenn mir diese Balance gelingt und ich den Gegner mit guter Defense entnerve, ist es das schönste Gefühl.

SPOX: In der Offensive werden kaum Spielzüge für Sie gelaufen. Vielmehr punkten Sie vor allem im Fastbreak nach einem Pass von Jason Kidd. Sie haben in Phoenix lange Zeit mit Steve Nash gespielt. Wer ist besser: Kidd oder Nash?

Marion: Knifflige Frage. Es ist auf jeden Fall eine Ehre, wenn ich irgendwann zurücktrete und mich daran erinnere, von zwei der großartigsten Point Guards der Geschichte gefüttert worden zu sein. Aber das beantwortet nicht die Frage. Also: Steve ist sehr talentiert, er spielt jedoch nicht so eine gute Defense wie Jason. Daher stimme ich für Jason. Er gibt auf beiden Enden des Parketts alles und ist eine wandelnde Triple-Double-Maschine.

SPOX: Kidd ist bereits 36 Jahre alt, daher wird Rookie Rodrigue Beaubois zu seinem Nachfolger aufgebaut. Was halten Sie von ihm?

Marion: Roddy ist richtig gut und ich sehe ihn für den Rest der Saison in unserer Rotation, auch wenn alle fit sind. Es ist nicht leicht für einen jungen Kerl, von Übersee in die NBA zu kommen und gleich so zu beeindrucken. Was mir am meisten an ihm gefällt: Er ist cool und zeigt nie seine Emotionen, gleichzeitig ist in seinen Augen das gewisse Etwas. Als ob in ihm ein Tiger schlummert, der von nichts und niemandem Angst hat.

SPOX: Das Gesicht der Franchise ist Dirk Nowitzki. Wie haben Sie ihn seit dem Saisonstart kennen gelernt?

Marion: Ich habe gehört, dass es in Deutschland kaum jemand für möglich hält, dennoch ist Dirk ein richtiger Spaßvogel. Er macht jeden Joke mit. Tut mir aber bitte einen Gefallen und sagt ihm das nächste Mal, dass er sein Shirt verbrennen soll, auf dem sein Gesicht mit goldenen Zähnen im Mund bedruckt ist. Irgendwie war es zwar witzig, aber eigentlich ist das Ding nur furchtbar (lacht).

SPOX: Und sportlich?

Marion: Was soll man zu Dirk noch sagen, was noch nicht gesagt wurde? Er spielt eine fantastische Saison. Wenn er will, packt er seinen Sprungwurf aus und punktet gegen jeden Gegner. So einfach ist das.

SPOX: Nowitzkis letzter Traum ist der Gewinn der Meisterschaft. Ist es dieses Jahr möglich?

Marion: Die Championship ist ein sehr realistisches Ziel. Andererseits sollten wir nicht zuviel darüber sprechen. Wenn wir in den Playoffs ein paar Spiele gewonnen haben, können wir das Thema wieder eröffnen.

SPOX: Dank der Zugänge Brendan Haywood und Caron Butler gehört Dallas zu den Titelfavoriten. Wie gelang es den Mavs, die neuen Spieler so schnell zu integrieren?

Marion: Es gibt zwei Gründe. Erstens: In dieser Mannschaft kümmert sich jeder um jeden und der Klub hilft einem sehr bei der Eingewöhnung. Das macht eine großartige Franchise aus. Und zweitens: Wen man gleich zu Beginn 13 Spiele in Folge gewinnt und soviel Spaß hat wie wir, geht die Integration rasend schnell. Es fühlt sich so an, als ob wir schon die gesamte Saison über zusammenspielen. Ein besseres Zeichen gibt es nicht.

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