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Ohne Paul? Keine Chance!

Von Jan-Hendrik Böhmer
Darren Collison spielte für den verletzten Chris Paul
© getty

Ohne den verletzten Chris Paul haben die Los Angeles Clippers (23-13) gegen die San Antonio Spurs (26-8) eine bittere 116:92-Niederlage (BOXSCORE) einstecken müssen. Nach einem desolaten Auftakt kamen die Clippers zwar im weiteren Verlauf des Spiels besser in die Partie, konnten am Ende aber nichts mehr ausrichten.

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Im ersten Spiel nach der Verletzung von Chris Paul kamen die Los Angeles Clippers besonders in der ersten Halbzeit unter die Räder. Darren Collison (14 Punkte, 6 Assists) konnte als Paul-Vertreter die großen Fußstapfen nur bedingt füllen.

Guard Jamal Crawford enttäuschte zu Beginn, zeigte im dritten Viertel aber eine Leistungsexplosion und beendete das Spiel mit 24 Punkten als bester Scorer. Blake Griffin kam am Ende auf 19 Punkte und 11 Rebounds.

Bei den Spurs war Tiago Splitter (22 Punkte, 5 Rebounds) der beste Spieler - musste im Schlussviertel nach einer Kollision mit Matt Barnes allerdings verletzt vom Parkett. Tony Parker kam auf 17 Punkte und 9 Assists, Tim Duncan erzielte 19 Punkte und schnappte sich 11 Rebounds. Von der Bank steuerte Manu Ginobili 15 Zähler und 6 Assists bei.

Bemerkenswert: Alle 13 Spieler im Kader der Spurs erzielten Punkte.

Die Reaktionen:

Manu Ginobili (Spurs): "Wir waren diesmal gleich von Beginn an fokussiert. Unsere erste Halbzeit war großartig, das hat selbst beim Zusehen richtig Spaß gemacht. Wie wir den Ball haben laufen lassen, wie unsere Rotation funktioniert hat, unsere Geschwindigkeit - einfach alles."

Blake Griffin (Clippers): "Wir brauchen niemanden, der irgendetwas von Chris' Qualitäten ersetzt! Nicht seine Stimme im Team, nicht sein Spiel auf dem Parkett. Jeder spielt seinen eigenen Stil - und wir haben niemand anderen, der wie Chris ist. Und das wird schon so funktionieren. Es wäre unser größter Fehler, ihn mit Irgendjemandem oder Irgendetwas zu ersetzen."

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Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Bei den Clippers steht Collison für den verletzten Chris Paul in der Starting Five. Dazu setzt Coach Doc Rivers wie gewohnt auf Griffin, Dudley, Jordan und Crawford.

Die Spurs starten mit dem gleichen Lineup wie bei der überraschenden Heim-Niederlage gegen die New York Knicks: Duncan, Leonard, Splitter, Parker und Belinelli.

5.: Die Spurs mit einem guten Start. Nach einem frühen Turnover ist besonders Splitter sehr aktiv: 6 Punkte, 2 Rebounds und eine perfekte Quote aus dem Feld. Auch Parker (2-2 aus dem Feld) ist stark. 12:5-Führung für San Antonio.

9.: Die Clippers jetzt etwas besser im Spiel: Collison mit dem zweiten Korb hintereinander - dazu bereits 3 Assists und 2 Steals. Er macht seine Sache als Paul-Vertreter ordentlich. Griffin dazu mit 7 Punkten. 20:15 für die Spurs.

12.: San Antonio hat reagiert und legt deutlich nach. Parker, Splitter und Ginobili machen, was sie wollen. Ein Beispiel: Parker zwängt sich zwischen zwei Bewachern durch, zieht zum Korb und schaufelt den Ball bei halbherziger Gegenwehr rein. Ayres kann sich wenig später einen Rebound schnappen, während vier Clippers-Spieler zusehen. 37 Punkte im ersten Viertel für die Spurs.

20.: Die Spurs denken gar nicht daran, den Fuß vom Gas zu nehmen und spielen die Clippers weiterhin an die Wand. Einzig DeAndre Jordan stemmt sich derzeit bei Los Angeles dagegen und blockt Splitters Jumper. Zuvor war der ungestört durch die Paint getrabt. Wieder ein ganz starker 15:2-Run für San Antonio - und die 58:25-Führung!

24.: 70 Punkte in der ersten Hälfte - neuer Bestwert für die Spurs in dieser Saison. Und die Clippers? 35 Punkte - und eine völlig desolate Vorstellung.

30.: Die Clippers kommen nach der Pause deutlich besser ins Spiel. Besonders Crawford, der bisher kaum zu sehen war, istjetzt aktiver. 14:4-Run seit dem Wiederanpfiff - und "nur" noch 25 Punkte Rückstand.

33.: Die Aufholjagd der Clippers geht weiter. Crawford ist jetzt deutlich besser ins Angriffsspiel eingebunden, Griffin verwandelt seine Shots. Insgesamt trifft Los Angeles mittlerweile besser, während die Quote bei den Spurs sinkt. Das liegt besonders daran, dass die Clippers auch defensiv endlich auf dem Platz stehen. 76:51 für die Spurs.

38.: Jetzt wird es hektisch. Splitter kollidiert mit Barnes, bleibt am Boden liegen und hält sich die Schulter. Das wäre bitter, denn Splitter macht bisher eine überragende Partie (22 Punkte). Er muss tatsächlich runter. Insgesamt schaffen es die Spurs derzeit nicht mehr, die Angriffe der Clippers abzuwähren. Der Vorsprung schmilzt weiter. Zwischenstand: 92:78 für San Antonio.

43.: Jetzt legen die Spurs wieder ein bisschen nach - und die Sache ist gelaufen. Ayres ist für den angeschlagenen Splitter drin und versenkt gleich den Jumper. Eigentlich sollte hier nichts mehr anbrennen. Popovich nimmt Duncan runter und wird das hier jetzt locker runterspielen. Der Vorsprung hat sich mittlerweile bei knapp 20 Punkten eingependelt.

San Antonio Spurs - Los Angeles Clippers: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Tiago Splitter. Der Spurs-Center setzte gleich zu Beginn die Akzente und brachte San Antonio damit früh auf die Siegerstraße. Er spielte intelligent, nutzte die ihm gebotenen Räume gezielt aus und war im Zusammenspiel mit Ginobili und Parker sehr effektiv (8/12 aus dem Feld). 22 Punkte sind eine neue Saison-Bestleistung für ihn. Allerdings verletzte er sich bei einem Zusammenprall mit Matt Barnes im Schlussviertel und musste runter. Bei den Clippers ragte Jamal Crawford heraus. Nach einer desolaten ersten Hälfte drehte nach der Pause auf und kam auf 24 Punkte und 7 Assists.

Der Flop des Spiels: Nach einem solchen Spiel ist es schwer, einen einzelnen Spieler bei den Clippers herauszupicken, der für die blamable Leistung in der ersten Halbzeit verantwortlich ist. Es war eine geschlossene Team-Leistung. Crawford wäre ein Kandidat gewesen, zeigte aber in der zweiten Hälfte eine gute Leistung. Matt Barnes vergab viele Würfe (2/9 aus dem Feld) und trug zur miesen Dreier-Quote der Clippers bei (0/5), Jared Dudley war lange Zeit unsichtbar. DeAndre Jordan, zu Beginn noch einer der aktivsten Spieler, sammelte am Ende zwei dumme Fouls und musste runter. Collison begann ordentlich, konnte dann aber nicht überzeugen.

Das fiel auf:

  • Kaum ein Spieler hat den Ball so oft und so lange in den Händen wie Chris Paul, niemand bereitet für seine Teamkollegen mehr vor. Wie soll man so jemanden ersetzen? Die Antwort (jedenfalls nach diesem Spiel) lautet: man kann es vermutlich nicht. Collison, der bereits während seiner Rookie-Saison in New Orleans für Paul eingesprungen war und seine Sache damals gut gemacht hatte, gab sich zwar redlich Mühe, konnte aber die Rolle nur bedingt ausfüllen. Viele Dinge, die mit Paul wie selbstverständlich funktionieren, klappten nicht. Besonders im Bezug auf Penetration und gezielten Spielaufbau lief es nicht.
  • Doch kann man den schwachen Auftakt nur auf Collison schieben? Das wäre sicherlich unfair. Natürlich fehlt Chris Paul - und natürlich ist Collison kein ebenbürtiger Ersatz. Aber: Dem kompletten Team fehlte zu Beginn die Einstellung. Während man nach der Paul-Verletzung vielleicht eine Trotzreaktion erwartet hätte, erschienen die Clippers zu Beginn eher lethargisch. Insgesamt stimmte die Zuordnung Clippers nicht, was besonders Splitter immer wieder den Weg zum Korb offen ließ. Auch Parker und Ginobili konnten trotz offensichtlicher Doppel-Bewachung durch die Defense zum Korb ziehen. In der kompletten ersten Halbzeit waren die Clippers immer mindestens einen Schritt zu spät. Auch bei den Rebounds leistete Los Angeles kaum Gegenwehr.
  • Das änderte sich erst nach der Halbzeit, was besonders am gesteigerten Einsatz lag. Defensiv ging Los Angeles deutlich aggressiver zum ballführenden Spieler und verhinderte dadurch, dass die Spurs einfache Würfe mit hoher Quote verwandeln konnten. Auf der anderen Seite ließ es San Antonio aber auch etwas ruhiger angehen, ging teilweise etwas unvorsichtig mit dem Ball um und konnte die Angriffe der Clippers nicht mehr so konsequent unterbinden.
  • Auf der anderen Seite stellten die Clippers ihr Spiel aber auch ein wenig um. Anstatt Collison in die Paul-Rolle zu zwängen, ging man mit den Guard-Positionen etwas offener um. Crawford wurde deutlich mehr eingebunden, traf nicht nur selbst besser, sondern legte jetzt auch für seine Kollegen auf und hatte am Ende die meisten Assists bei den Clippers. Doc Rivers hatte bereits vor dem Spiel angekündigt, dass er mit seinen Guards etwas flexibler agieren will (und muss, da PG Maalik Wayns ebenfalls angeschlagen ist). "Es kann sein, dass wir teilweise ohne Point Guard spielen. Es wird ein großer Test für uns - das ist klar", so Rivers. "Wir werden uns hier etwas ausdenken."

Ergebnisse und Spielplan im Überblick