Erste Titel für Zeuge und Kölling

Tyron Zeuge (r.) sicherte sich seinen ersten Titel als Profi
© getty

Tyron Zeuge und Enrico Kölling sichern sich beim Sauerland Event Boxabend in Stuttgart die ersten Titel als Profi. David Price feierte ein kurzes, aber erfolgreiches Debüt. Marcos Naders Abend verläuft dagegen nicht nach Plan.

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Schwergewicht: Otto Wallin (SWE - 5-0-0) besiegte Ferenc Zsalek (HUN - 12-40-3) nach Punkten

Klare Angelegenheit für Otto Wallin! Die schwedische Schwergewichtshoffnung hatte mit Ferenc Zsalek, der kurzfristig für Istvan Ruzsinsky einsprang, keinerlei Probleme. Ruzsinsky ersetzte seinerseits David Prices eigentlichen Gegner Konstantin Airich.

Wallin, der seine blütenweiße Wese behielt, spielte gegen den 17 Zentimeter kleineren Ungarn seine Größen- und Reichweitenvorteile aus. Die Folge: Bereits in der zweiten Runde erlitt Zsalek, der im vergangenen Jahr unfassbare zwölf Mal im Ring stand, einen klaffenden Cut am linken Auge.

Selbst ein Kopfstoß seines Gegners konnte Wallin nicht aus der Ruhe bringen. Einzig der vierte K.o.-Sieg im fünften Profi-Kampf blieb dem 23-Jährigen verwehrt.

Cruisergewicht: Noel Gevor (GER - 10-0-0) besiegte Loris Emiliani (SUI - 10-1-0) via K.o. (7. Runde)

Die große Frage vor dem Duell zwischen Noel Gevor und Loris Emiliani: Welcher Kämpfer kassiert die erste Niederlage seiner Profi-Karriere? Und die Antwort konnte man bereits nach wenigen Minuten erahnen.

Gevor, der zuletzt einen Punktsieg gegen den erfahrenen Sandro Siproshvili einfuhr, übernahm von Anfang an die Kontrolle und agierte geschmeidig auf den Beinen. Vor allem gegen Gevors Jab fand der Schweizer kaum ein Mittel, im späteren Verlauf des Kampfes traktierte der Sauerland-Boxer seinen Gegner auch noch mit präzisen Körpertreffern.

Kurz vor dem Ende der zweiten Runde war es allerdings eine krachende rechte Gerade ans Kinn, die Emiliani zu Boden schickte. Davon sollte sich Eidgenosse nicht mehr wirklich erholen, auch weil Gevor ihm keine Zeit zum Verschnaufen ließ. Den Schlusspunt setzte Khoren Gevors Stiefsohn in der siebten Runde, als Emiliani nach einer schönen Kombination - erst zur Leber, dann zum Kopf - nicht mehr auf die Beine kam. Noel Gevor bleibt damit auch im zehnten Profi-Kampf ungeschlagen.

Schwergewicht: David Price (GBR - 16-2-0) besiegte Istvan Ruzsinszky (HUN - 12-10-1) via K.o. (1. Runde)

Kurz, knackig, gut! So lässt sich das Debüt von David Price unter dem Sauerland-Banner zusammenfassen. Genau zwei Minuten waren in der ersten Runde vorbei, als Price einen rechten Hammer abfeuerte. Nicht ohne Grund hatte Kalle Sauerland im Vorfeld betont: "Kein aktiver Boxer kann härter schlagen als Price."

Istvan Ruzsinszky, der für den erkrankten Konstantin Airich eingesprungen war, fiel folgerichtig wie ein nasser Sack zu Boden, Ringrichter Jörg Milke brach den Kampf sofort ab. Vielleicht einen Ticken zu früh, denn der Ungar zeigte sich wenige Sekunden später eigentlich wieder kampfbereit.

Am Ausgang des Fights hätte dies aber wohl nichts mehr geändert. Nach zwei Niederlagen in Folge gegen Tony Thompson kehrte Price also passend zu seiner Sauerland-Premiere wieder in die Erfolgsspur zurück.

WBO-Youth-Meisterschaft im Halbschwergewicht: Enrico Kölling (GER - 12-0-0) besiegte Paata Aduashvili (GEO - 8-3-2) via K.o. (3. Runde)

"Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert." Das berühmt-berüchtigte Serien-Zitat von Hannibal passte perfekt zu Enrico Köllings Auftritt in Stuttgart - nicht nur auf Grund seiner Einlaufmusik, der Titelmusik des "A-Team".

Der Plan, den sein Trainer Karten Röwer ausheckte: Immer schön auf die Leber. Kölling hielt sich an diese Taktik und visierte mit seinem linken Aufwärtshaken häufig Paata Aduashvilis Körper an. Der 18-jährige Georgier, der an Stelle von Ravshan Djabbarov in den Ring stieg, versuchte zwar, den Olympia-Teilnehmer von London 2012 mit Finten aus dem Gleichgewicht zu bringen.

Kölling ließ sich aber nicht aufs Glatteis führen. Stattdessen schickte er Aduashvili in der dritten Runde gleich mehrmals zu Boden - auch dank der Leber des Gegners, seiner Lieblingstrefferfläche. Nachdem Aduashvili zum dritten Mal den Boden küsste, beendete Ringrichter Mickey Vann - und kürte Kölling damit zum neuen Junioren-Weltmeister der WBO.

"Der erste Gürtel ist immer etwas Besonderes. Wie das erste Auto, das vergisst man ja auch nicht", schmunzelte der Sauerland-Youngster nach dem Gewinn seines ersten Profi-Titels in der "ARD".

EU-Meisterschaft im Mittelgewicht: Emanuele Blandamura (ITA - 22-0-0) besiegte Marcos Nader (AUT - 18-1-1) nach Punkten (115:113, 113:115, 117:111)

Titelverteidigung! So lautete Marcos Naders erste Mission für das neue Jahr. Am Ende muss man fast sagen: Mission Impossible! Der Österreicher verlor seinen EBU-EU-Titel an Emanuele Blandamura - und zwar durchaus verdient: "Es war gerecht. Er war der bessere Mann und hat mehr geschlagen. Wir hatten keinen Sparringspartner, der so gut war wie er."

Der Italiener lieferte eine unfassbare Workrate ab und konnte sein höllisches Tempo bis zum Ende durchziehen. Zwar hielt Nader, der in Österreich als größte Profi-Hoffnung seit 30 Jahren gilt, vor allem mit seiner cross-geschlagenen Rechten und einigen schönen Kontern bis zur Mitte des Fights gut dagegen.

Gegen den römischen Wirbelwind mit der hohen Schlagfrequenz war aber kein Kraut gewachsen, auch wenn Nader über weite Strecken des Kampfes hochprozentiger traf. In den letzten Runden fehlten dem Österreicher jedoch mal wieder die nötigen Körner für eine Schlussoffensive. Stattdessen schaltete Blandamura noch einen Gang höher und benutzte Nader, der zum ersten Mal in seiner Profi-Karriere den Kürzeren zog, fast als eine Art Punchingball.

Der neue Champion, der zum ersten Mal außerhalb von Italien antrat, beendete damit die rund neunmonatige Regentschaft Naders und bleibt weiterhin ohne Niederlage.

WBO-Youth-Meisterschaft im Super-Mittelgewicht: Tyron Zeuge (GER - 12-0-0) besiegte George Beroshvili (GEO - 10-1-2) nach Punkten (100:89, 100:89, 100:89)

Erstes Kind, erster Live-Auftritt im TV, erster Titel als Profi! Für Tyron Zeuge läuft es derzeit in sämtlichen Lebenslagen nach Plan. Nachdem seine Freundin vor zwei Monaten ihr gemeinsames Baby auf die Welt gebracht hatte, legte Vater Zeuge nun nach.

Die große deutsche Nachwuchshoffnung dominierte seinen Gegner George Beroshvili fast nach Belieben. Das hatte vor allem zwei Gründe: Einerseits blieb Zeuges Jab für den Georgier ein großes Rätsel.

Andererseits agierte Beroshvili viel zu eindimensional, versteckte sich meistens hinter seiner Doppeldeckung und verzichtete fast komplett auf Kombinationen. In der zweiten Runde fand sich der 22-Jährige sogar zum ersten Mal in seiner Karriere am Boden wieder, nachdem er von Zeuges linker Geraden an der Nase getroffen wurde.

Der Sauerland-Schützling blieb dagegen flexibel und stellte häufig seine Schnelligkeit unter Beweis, gerade bei erfolgreichen Konteraktionen. Durch den Sieg schnappte sich Zeuge den vakanten Junioren-WM-Titel der WBO - der erste Gürtel in seiner noch jungen Profi-Karriere.

WBO-Weltmeisterschaft im Cruisergewicht: Marco Huck (GER - 37-2-1) besiegte Firat Arslan (GER - 33-7-2) via TKO (6. Runde)

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