WM

Russland sieht sich schon als Ausrichter

SID
Russland hat sich für die Ausrichtungen der WM 2018 und 2022 beworben
© Getty

Zehn Wochen vor der Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 und 2022 untermauert Russland seinen Anspruch als Ausrichter und wähnt sich auf Augenhöhe mit Mitbewerber England.

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Milliarden-Investitionen, 16 gigantische Stadien und großes Selbstvertrauen: Rund zehn Wochen vor der Entscheidung über die Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 und 2022 lässt Russland die Muskeln spielen. Das Riesenreich sieht sich auf Augenhöhe mit England, das als Favorit für die Ausrichtung der WM-Endrunde 2018 gilt.

"Wir wollen das neue, das moderne Russland präsentieren", sagte der russische Sportminister Witali Mutko, gleichzeitig Mitglied im Exekutivkomitee der FIFA, bei einer Reise internationaler Medienvertreter in Moskau: "Wir wollen auch versuchen, möglicherweise bestehende Urteile über Russland und die dort lebenden Menschen ins Positive zu wenden. Wir sind ein Land mit vielen Gesichtern."

Entscheidung am 2. Dezember in Zürich

Klar scheint, dass das 24-köpfige FIFA-Exko - die Regierung des Weltfußballs mit Franz Beckenbauer - am 2. Dezember in Zürich wohl einem der europäischen Bewerber den Zuschlag geben wird. Außer Russland und England kämpfen noch die Doppelbewerber Spanien/Portugal und Niederlande/Belgien sowie die USA um die Gastgeberrolle.

Für 2022 haben außer den USA noch Japan, Südkorea, Australien und Katar den Hut in den Ring geworfen. Sollte Europa für 2018 wie erwartet den Zuschlag erhalten, dürften die Bewerbungen für 2022 hinfällig werden, denn es greift das Rotationsprinzip des Weltverbandes.

Die russische Bewerbung lässt kaum Wünsche offen. 16 Stadien in 13 Städten, darunter vier in der Hauptstadt Moskau, sind in den Unterlagen aufgeführt. Milliardensummen werden investiert. Ministerpräsident Wladimir Putin, ein starker Befürworter der russischen Kandidatur, hat staatliche Garantien für die Arenen gegeben. Außerdem wurde Visafreiheit für alle WM-Beteiligten, darunter auch Zuschauer mit gültigen Eintrittskarten, sowie freie Beförderung auf Schiene und Straße offeriert.

Das Sommermärchen 2006 als Vorbild

Vorbild des einstigen Zarenreiches ist Deutschland. Mutko macht keinen Hehl daraus, dass ihm die Art und Weise, die Leichtigkeit der deutschen Bewerbung und erst recht das Sommermärchen 2006 sehr gefallen haben. Deutschland bekam ein ganz neues Image, daran wollen auch die Russen feilen.

Locker, betont weltmännisch und offen präsentieren sich die Verantwortlichen in diesen Tagen, verweisen stolz auf den bereits begonnenen Stadionbau in St. Petersburg oder die Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke von dort nach Moskau.

Eine ganz wichtige Rolle in allen Überlegungen spielt Putin. "Unser Ministerpräsident ist überzeugt von unseren Siegchancen, er wird die richtige Entscheidung treffen", sagte WM-Bewerbungschef Alexej Sorokin in fließendem Englisch mit Blick auf das Erscheinen Putins in Zürich.

Mögliche Botschafter: Putin und Issinbajewa

Er scheint fest davon auszugehen, dass der einstige Staatspräsident zur Unterstützung in Zürich vor Ort sein wird - so wie einst Bundeskanzler Gerhard Schröder, der 2000 vor der Entscheidung der FIFA für Deutschland (12:11 Stimmen gegen Südafrika) in die Bankenmetropole gereist war. Als weiterer Botschafter der russischen Bewerbung ist Stabhochsprung-Weltrekordlerin Jelena Issinbajewa im Gespräch.

Russland, das noch nie WM-Gastgeber war, sieht sich für 2018 gerüstet. Die Stadionbauten sind fest geplant. "Wenn nicht für 2018, dann ein wenig später", betonte Sorokin. Hochgeschwindigkeitszüge, neue Flughäfen und neue Autobahnen - der Fußball machts möglich. Dank der reichlich sprudelnden Einnahmen für Öl und Gas werden zig Milliarden in die Infrastruktur investiert.

Die Olympischen Winterspiele werden 2014 in Sotschi am Schwarzen Meer stattfinden. Die 40.000-Zuschauer-Arena für Eröffnungs- und Schlussfeier soll auch WM-Spielort sein. In der vergangenen Woche wurde der Grundstein gelegt, bereits 2012 soll die Arena fertig sein. Außerdem sind Kaliningrad, Nischny-Nowgorod, Samara, Jaroslawl, Kasan, St. Petersburg, Saransk, Wolgograd, Rostow am Don, Krasnodar und Jekaterinburg als Spielorte vorgesehen. Das Luschniki-, Dynamo- und Spartak-Stadion sowie eine neue WM-Arena sollen die Moskauer Spielstätten sein.

Abramowitsch als "Entwicklungshelfer" in England

Süffisant bemerken die Russen auch, dass beispielsweise der russische Oligarch Roman Abramowitsch als Eigner des Doublegewinners FC Chelsea so etwas wie ein Entwicklungshelfer für den englischen Fußball ist.

Russland sieht sich als echte Alternative zu den bekannten Stärken des britischen Konkurrenten, der mit seiner Tradition, seiner Fankultur und Begeisterung wichtige Pluspunkte zu sammeln hofft.

Erhält Russland den Zuschlag, würde die FIFA wieder Neuland betreten. So wie mit der ersten WM in Afrika in diesem Jahr.

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