Mit Ibra und Robinho: Milans Champagner-Angriff

Von Christian Bernhard
Milan-Neuzugang Zlatan Ibrahimovic spielte in Italien bereits für Juve und Inter
© Imago

Der AC Milan hat mit den Verpflichtungen von Robinho und Zlatan Ibrahimovic am Ende der Transferfrist für internationales Aufsehen gesorgt. Das neue Offensivduo gesellt sich zu Ronaldinho und Pato. Rossoneri-Trainer Massimiliano Allegri hat jetzt die spannende, aber nicht einfache Aufgabe, alle Stars unter einen Hut zu bekommen. Die taktischen Varianten und Aufstellungsmöglichkeiten des AC Milan im Überblick.

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Die Flugzeug-Flotte von Silvio Berlusconis Finanzholding "Fininvest" war in den letzten Tagen im Dauereinsatz. Zuerst brachte eine Privatmaschine des Berlusconi-Imperiums Zlatan Ibrahimovic am Sonntag aus Barcelona nach Mailand. Zwei Tage später jettete ein weiterer Flieger nach Manchester, um Robinho abzuholen.

Das Resultat: Der AC Milan hat seit Dienstag, 17.48 Uhr, Ibrahimovic, Robinho, Pato und Ronaldinho in seinen Reihen. Dazu noch Filippo Inzaghi. Ein Angriff, der nominell nur schwer zu toppen ist.

42 Millionen Euro (24 für Ibrahimovic und 18 plus Bonuszahlungen für Robinho) ließen sich die Rossoneri die zwei neuen Stürmer kosten, die eine riesengroße Euphorie rund um Milanello entfachten.

Zur Erinnerung: Barca hatte Ibrahimovic vor einem Jahr für rund 40 Millionen plus Samuel Eto'o von Inter losgeeist, Robinho hatte ManCity vor zwei Jahren ca. 32,5 Millionen Euro gekostet.

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Galliani spricht von einem Champagner-Angriff

"Silvio Berlusconi hat große finanzielle Anstrengungen unternommen, ein großes Dankeschön an ihn. Jetzt haben wir eine überragende Mannschaft, die ich mit keiner anderen in Europa tauschen würde", betonte Milans Vorstandsvorsitzender Adriano Galliani. "Unser Angriff ist jetzt stark prickelnd, ich würde ihn mit Champagner vergleichen."

Der entscheidende Faktor wird Ibrahimovic sein. "Ich bin hierher gekommen, um Erfolge einzufahren. Ich werde diese Mannschaft nicht verlassen, bevor wir alles gewonnen haben", verkündete der Schwede bei seiner Ankunft in Mailand. "Für meine Begriffe sind wir das stärkste Team Italiens", fügte Ibrakadabra an - und heizte somit gleich die Derbystimmung ordentlich an.

Inter-Kapitän und Ex-Teamkollege Javier Zanetti sagte, er hätte sich diesen Schritt von Ibrahimovic erwartet. Zlatans Antwort ließ nicht lange auf sich warten: "Inter geht seinen eigenen Weg, sie müssen nicht an mich denken. Ich würde an Zanettis Stelle aber gut über Ibrahimovic sprechen, denn bevor ich gekommen bin, hatte Inter nichts gewonnen."

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"Milan ist jetzt auf Augenhöhe mit Inter"

Ibrahimovic hat in der Tat allen Teams seinen Stempel aufgedrückt, egal ob bei Juve oder Inter. Und auch seine Saison in Barcelona war trotz aller Probleme alles andere als schlecht. 21 Mal knipste er für Barca, 16 Mal davon in der Liga, darunter die Siegtreffer gegen Real und im Derby gegen Espanyol.

"Milan ist jetzt auf Augenhöhe mit Inter, denn Ibrahimovic verändert seine Mannschaften. Bei Milan ist der Enthusiasmus zurück", schrieb der "Corriere della Sera".

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Die große Frage ist nun aber: Wie spielen die Rossoneri? Können die vier Topstars zusammen spielen? Und wenn ja, wie? Die zwei wahrscheinlichsten Varianten:

Milan im 4-2-3-1

Der Traum aller Milan-Fans, denn so können alle vier Offensiv-Superstars gleichzeitig auf dem Platz stehen. Hinter Ibrahimovic wirbelt das brasilianische Trio Pato-Robinho-Ronaldinho.

Für das Mittelfeld-Duo bedeutet das sehr viel Arbeit. Mit Kapitän Massimo Ambrosini, Gennaro Gattuso, Mathieu Flamini und Kevin Prince Boateng stehen Allegri vier aggressive und laufstarke Mittelfeldspieler zur Verfügung. Da Andrea Pirlo gesetzt ist, wäre nur für einen Spieler aus diesem Quartett Platz in der Stammelf. Schlechte Karten hat der offensivstarke Clarence Seedorf.

Neben den beiden zentralen Mittelfeldspielern wartet auch auf die Vierer-Abwehrreihe viel Arbeit. Alessandro Nesta und Thiago Silva sind im Abwehrzentrum gesetzt, auf den Außenpositionen haben bei dieser Variante defensivstarke Akteure die Nase vorn.

Daniele Bonera und Sokratis Papastathopoulos hätten gute Karten, denn beide können auch innen verteidigen und Allegri hat bereits in Cagliari öfters gelernte Innenverteidiger auf außen verteidigen lassen, um defensiv sicher zu stehen. Das Duo wäre zum größten Teil von Offensivbemühungen befreit.

Ob diese Variante langfristig realistisch ist, ist aber mehr als fraglich. Unabdingbare Voraussetzung sind große Lauf- und Opferbereitschaft aller Spieler gepaart mit einer Top-Fitness. Allegri hat nun die Mammutaufgabe, ein funktionierendes Gleichgewicht zwischen geballter Offensivkraft und Defensive zu finden.

Wahrscheinlicher ist es, dass dieses System in bestimmten Spielsituationen zum Einsatz kommt, auch wenn sich Pirlo bereits für diese Variante ausgesprochen hat: "Die vier können zusammenspielen, auch in der vergangenen Saison haben wir zwei Monate mit einem Mittelstürmer und drei Angreifern dahinter gespielt. Das war die beste Zeit unserer Saison."

Milan im 4-3-3

Milans System vor den zwei Kracher-Transfers. Ibrahimovic nimmt Marco Borriellos Platz im Sturmzentrum ein, Robinho ist erster Ersatzmann für Ronaldinho oder Pato. "Allegri wollte unbedingt einen Außenstürmer, der sich mit Pato und Ronaldinho abwechseln kann", sagte Galliani nach der Robinho-Vorstellung. Inzaghi kann Ibrahimovic durchschnaufen lassen.

Seedorfs Chancen auf einen Stammplatz steigen enorm, der Niederländer und Pirlo könnten in diesem System ohne Probleme zusammenspielen, wie bereits zum Saisonauftakt erfolgreich gegen Lecce demonstriert. Um den dritten Platz würden sich erneut Ambrosini, Gattuso, Flamini und Boateng streiten. Ambrosini geht als Kapitän mit einem kleinen Vorsprung ins Rennen.

Im Abwehrzentrum ändert sich nichts, den Außenverteidigern kommt im 4-3-3 allerdings eine offensivere Rolle zu. Sie müssen Druck auf den Flanken machen und Pato bzw. Ronaldinho in der Offensive unterstützen.

Gute Karten hätten Luca Antonini (links), Gianluca Zambrotta (rechts und links) und Ignazio Abate, da sie in der Vorwärtsbewegung deutlich stärker als Bonera und Papastathopoulos sind. Massimo Oddo muss sich erneut weit hinten anstellen.

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