Kempter besteht Test in der Provinz

SID
Michael Kempter zeigt bei seinem Comeback dem Sandhausener Eberlein die Gelbe Karte
© Getty

Test bestanden: 59 Tage nach Bekanntwerden der Affäre um Manfred Amerell hat FIFA-Schiedsrichter Michael Kempter in der nordbadischen Provinz ein souveränes Comeback gegeben.

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Der 27 Jahre alte Referee leitete am Samstag die Partie der 3. Liga zwischen dem SV Sandhausen und Holstein Kiel (1:1) und ließ sich dabei die mehr als zweimonatige Pause seit seinem letzten Auftritt am 6. Februar beim Zweitliga-Spiel zwischen Union Berlin und dem FC Augsburg (0:0) zu keinem Zeitpunkt anmerken.

Applaus auf den Zuschauerrängen

Als er den Weg in die Kabine antrat, brandete auf den Zuschauerrängen in Sandhausen tosender Applaus auf. "Da lief es mir eiskalt den Rücken hinunter. Das hat mich beeindruckt. Denn es war ein ganz außergewöhnliches Spiel für mich. Der Druck war brutal. Deshalb bin ich froh, dass alles so gut gegangen ist", sagte Kempter, der bei seiner Rückkehr vor kleiner Kulisse allerdings auch leichtes Spiel hatte.

Die nur 1370 Zuschauer im idyllischen Sandhausener Hardtwaldstadion, zumeist Familien mit Kindern, hielten sich mit verunglimpfenden Sprechchören zurück.

Weit weg von der Bundesliga, wo er zuletzt am 17. Januar das 1:0 von Schalke 04 gegen den 1. FC Nürnberg geleitet hatte, feierte Kempter ein entspanntes Comeback.

Kiels Trainer Christian Wück war voll des Lobes: "Er hat die Rückkehr souverän gemeistert. Ich wäre froh, wenn er jedes Wochenende 3. Liga pfeifen würde."

Äußerst faire Partie

Dabei präsentierte er sich sowohl psychisch als auch physisch stark. Der Bankkaufmann musste allerdings auch kaum in die über weite Strecken äußerst faire Partie zwischen Sandhausen und Kiel eingreifen.

Grobe Fouls waren nicht zu sehen. Die erste Gelbe Karte gegen Sandhausens Alexander Eberlein in der 25. Minute war jedoch überzogen. Eine Minute zuvor hatte Kempter den Gastgebern zurecht einen Elfmeter verweigert. Massive Fehlentscheidungen unterliefen dem jungen Schiedsrichter ohnehin nicht.

Das Ergebnis war dennoch nur Nebensache: Das 1:0 für Kiel erzielte Massimo Cannizzaro in der 48. Minute, für den Ausgleich sorgte Regis Dorn (85.).

Bodyquard beschützt Kempter

Um Punkt 12.52 Uhr hatte Referee Kempter gemeinsam mit seinen Assistenten Sascha Stegemann und Nikolaus Athanassiadis zunächst die Spielstätte begutachtet, bevor er mit einem Lächeln auf dem Gesicht dem Anpfiff entgegenfieberte. Beschützt wurde Kempter von einem bis zum Hals tätowierten Bodyguard, der vor allem wegen eines möglichen Auftauchens von Amerell engagiert worden war.

Zudem hatte sich die Sandhausener Polizei vor den Einlasstoren aufgebaut, um die Ordner beim Durchsuchen der Zuschauer zu unterstützen. Jegliche Banner mit Sprüchen gegen Kempter konnten damit erst gar nicht in das Stadion gelangen.

Der DFB hatte erst am Freitag kurz vor dem Bundestag bekannt gegeben, dass Kempter trotz der schwelenden Affäre um Amerell wieder eingesetzt wird.

Zwanziger: "Habe SMS aufgehoben"

Zwei Tage zuvor hatte Kempter einen Leistungstest mit Bravour bestanden. Zudem hatte sich DFB-Boss Theo Zwanziger das Okay von Kempters Psychologen geben lassen.

"Sein Psychologe hat mir eine SMS geschickt, dass er wieder voll einsatzfähig ist. Ich habe die SMS aufgehoben - falls ich sie noch einmal brauche", sagte Zwanziger mit Blick auf Amerell, der angebliche SMS von Kempter veröffentlicht hatte.

Amerell selbst hatte am Freitag die Nominierung von Kempter für das Spiel in Sandhausen als Skandal bezeichnet. "Diese Ansetzung passt zum System Zwanziger, der alles tut, um seinen Kopf zu retten. Für einen Schiedsrichter ist es wichtig, ehrlich und glaubwürdig zu sein. Das ist Kempter nicht", sagte Amerell.

Vor dem Anpfiff: Polizei kontrolliert Banner