DFL-Chef Seifert kontert Rummenigge

SID
Pessimistisch hinsichtlich einer Erhöhung der TV-Gelder: DFL-Boss Christian Seifert
© Getty

Der Pay-TV-Partner "Sky" schreibt weiter rote Zahlen und wird der Bundesliga auch bei der nächsten Ausschreibung der nationalen Medienrechte kaum mehr Geld bieten können als zuletzt. Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge fordert aber eine Verdopplung der Erlöse. DFL-Chef Christian Seifert ist da eher skeptisch.

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Bayern Münchens Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge fordert trotz der Sky-Krise eine Verdopplung der TV-Erlöse, DFL-Chef Christian Seifert hält dies jedoch für illusorisch.

"Wir müssen realistisch bleiben. Die Marktbedingungen in Deutschland sind völlig andere als in England. Dort hat der Pay-TV-Partner fast zehn Millionen Kunden, macht sechs Milliarden Euro Umsatz und rund eine Milliarde Gewinn. Zum Vergleich: Unser Pay-TV-Partner Sky macht derzeit weniger als eine Milliarde Euro Umsatz. Deshalb kann momentan keiner davon ausgehen, dass Sky sein Angebot verdoppelt", sagte Seifert.

Der Vorsitzende der Geschäftsführung der Deutschen Fußball Liga (DFL) will vor der Ausschreibung für die Bundesliga-Medienrechte ab der Saison 2013/2014 keine Luftschlösser bauen. Rummenigge hatte eine deutlich höhere Beteiligung der Spitzenklubs an den Erlösen aus der Auslandsvermarktung sowie eine Steigerung der Einnahmen aus den nationalen TV-Rechten gefordert.

"Wir müssen dahin kommen, statt unserer 400 Millionen Euro pro Jahr irgendwann 800 Millionen oder eine Milliarde Euro wie in den anderen Ligen zu bekommen", sagte Rummenigge, der die Bundesliga im Vergleich mit den anderen Topligen in Europa im Hintertreffen sieht: "In diesem Bereich ist die Bundesliga von den großen fünf Ligen mit Abstand Tabellenletzter."

Branchenkrösus Premier League

Die Bundesliga kassiert aus dem noch bis zur Saison 2012/2013 laufenden TV-Vertrag durchschnittlich 412 Millionen Euro jährlich. Dazu kommen derzeit rund 40 Millionen Euro aus der Auslandsvermarktung.

Die italienische Serie A und die spanische Primera Division erzielen rund 700 Millionen Euro, die französische Ligue 1 kann mit 670 Millionen Euro rechnen. Branchenkrösus bleibt die englische Premier League, die insgesamt 1,2 Milliarden Euro aus der Vermarktung ihrer Medienrechte erhält.

Während die Steigerung aus den nationalen Erlösen trotz möglicher neuer Sky-Konkurrenten wie YouTube, Yahoo, ESPN oder Apple voraussichtlich mehr als überschaubar bleiben wird, hat die Bundesliga bei der Auslandsvermarktung reichlich Wachstumspotenzial.

In der Saison 2005/2006 kam die Bundesliga nur auf zwölf Millionen Euro. Aktuell wird die 50-Millionen-Euro-Schallmauer in Angriff genommen. Die Premier League bekommt allerdings aus dem Ausland dann immer noch acht Mal so viel.

Weiterhin Vertrauen in TV-Partner Sky

"Die Erfolge der Premier League im Ausland sind schon seit Ende der 80er Jahre insbesondere durch das starke Engagement der Klubs geprägt. Auf diesem Gebiet hat die Bundesliga sicherlich lange Zeit zu wenig getan. Wenn man drei Jahre nach dem letzten Champions-League-Finale mit Bayer Leverkusen 2002 nur zwölf Millionen Euro Umsatz pro Jahr im Ausland gemacht hat, dann war das einfach nicht genug", sagte Seifert, der in den vergangenen fünf Jahren die Geschäfte der DFL auf internationaler Bühne forcierte.

Das Vertrauen in den Pay-TV-Partner Sky besteht trotz der Negativschlagzeilen im Jahr 2010 weiter. Derzeit scheint sich das Unternehmen zu erholen, bis zum Ende des Jahres sollen 45.000 weitere Kunden akquiriert werden. Ob aber auch in der nächsten Rechteperiode Sky der Pay-TV-Partner der DFL bleibt, ist offen.

Mehr Wettbewerb

"Wir vergeben die Medienrechte der bedeutendsten Sportliga in Deutschland. Dafür wird es immer Bieter geben wie zuletzt auch ESPN. Ob aber Yahoo, Apple, Google, YouTube oder andere Unternehmen bei der kommenden Ausschreibung tatsächlich mitbieten, ist derzeit noch nicht absehbar", betonte Seifert.

Offen ist auch die Zukunft der ARD-Sportschau. In Gesprächen mit dem Bundeskartellamt soll geklärt werden, ob es für oder gegen den Wettbewerb spricht, wenn die Sportschau ihre Zusammenfassung der Bundesligaspiele erst nach 20 Uhr senden darf.

Sollte die Sportschau verschoben werden, wäre ein etwaiger Pay-TV-Partner bereit, mehr Geld für die Rechte zu zahlen. Ob die Sportschau tatsächlich geopfert wird, kann Seifert noch nicht sagen: "Es ist definitiv zu früh, darüber zu spekulieren. Es ist aber sicher so, dass Wettbewerb jedem Sender gut tut - auch der ARD."

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