Tosic: Podolskis Erlöser

Von Andreas Lehner
Zoran Tosic bejubelt einen seiner Treffer gegen Hannover 96
© Getty

Bei Manchester United wurde Zoran Tosic als Nachfolger von Ryan Giggs gehandelt, beim 1. FC Köln kommt er nach Startschwierigkeiten in Fahrt und nimmt damit Druck von Lukas Podolski. Aber wie lange darf er noch am Rhein bleiben?

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Von einem Eifersuchts-Drama ist noch nichts bekannt. Aber Hennes VIII. hat mittlerweile einen Rivalen bekommen. Einen Konkurrenten, der ihm zumindest auf Zeit den Status als Lieblingstier des 1. FC Köln ablaufen könnte.

Denn Bambi begeistert die Fans des FC. Bambi, das ist Zoran Tosic, der vergangenen Samstag bei Hannover 96 seine ersten beiden Tore für den FC erzielte und entscheidenden Anteil am 4:1 hatte.

Seinen Spitznamen trägt der kleine Serbe seit seiner Jugendzeit. Damals brachte er seinen Mitspielern stets Plätzchen mit. Seine Mutter hatte sie in Form eines Rehs gebacken.

ToRsic: Vergleich mit Robben

Da trifft es sich gut, dass sich Tosic' Spielweise durchaus mit den Eigenschaften eines Rehs deckt. Der 22-Jährige ist schnell, wendig und trickreich. In einem seiner ersten Interviews in Deutschland verglich er sich selbst mit Bremens Dribbler Marko Marin. Gegen 96 bewies Tosic auch seine Stärken im Abschluss.

Der Kölner Boulevard sah in ihm schon die rheinische Antwort auf Bayerns Arjen Robben und gab ihm dem Namen ToRsic. Selbst der sehr zurückhaltende und nicht zu Superlativen neigende Trainer Zvonimir Soldo bescheinigt ihm "ein Riesenpotenzial".

Die Verpflichtung im Winter löste bei den Fans in Köln Riesenerwartungen aus, schließlich kam Tosic von Manchester United, wo er schon als Nachfolger von Ryan Giggs gehandelt wurde. Uniteds Scouting-Abteilung beschrieb ihn als "eleganten Spieler, der mit den Traditionen der Flügelspieler dieses Klubs übereinstimmt".

Schleppender Beginn in Köln

Dennoch kam er bei den Red Devils fast nur im Reserve-Team zum Einsatz und wurde deshalb nach Köln ausgeliehen. Die erhoffte Spielpraxis bekam er aber zu Beginn nicht immer. Im ersten Spiel gegen Frankfurt wurde er eingewechselt, zauberte zwei Hackentricks auf den Rasen und zertrümmerte Ümit Korkmaz den Jochbogen im Gesicht.

Beim 3:3 zuhause gegen Hamburg spielte er von Beginn an, auf Schalke (0:2) saß er zunächst wieder auf der Bank. Im Heimspiel gegen den VfB Stuttgart kassierte der FC eine empfindliche 1:5-Klatsche und Tosic hatte erstmal Pause.

Soldos Experiment mit vier Offensiven (Tosic, Chihi, Podolski, Novakovic) war schiefgegangen und der Trainer entschied sich, gegen die Top-Mannschaften auf den Serben zu verzichten, um die Defensive zu stärken. "Niemand hat gesagt, dass er eine Stammplatzgarantie hat. Wir haben noch viele Spiele, da werden wir auch ihn noch brauchen", sagte Soldo damals.

Tosic nimmt Druck von Podolski

Vor allem in den entscheidenden Spielen gegen die direkten Konkurrenten im Abstiegskampf wie eben Hannover, wo Tosic förmlich explodierte. "Ich bin unglaublich froh, endlich für den FC mein Können gezeigt zu haben. Noch mehr freut mich, dass ich helfen konnte, so ein wichtiges Spiel für uns zu entscheiden", sagte Tosic.

Einen Spieler seiner Klasse hat kein Konkurrent in den unteren Tabellenregionen, ein wichtiger Faktor in den direkten Duellen. Manager Michael Meier pries ihn als "unsere Versicherung im Abstiegskampf".

Zumal Tosic nicht den Druck spürt, der beispielsweise auf Lukas Podolski lastet. Für den kriselnden deutschen Nationalspieler kann Tosic sogar noch etwas verspätete Starthilfe leisten, weil er einen Teil der Aufmerksamkeit auf sich lenkt.

Darf Tosic noch ein Jahr bleiben?

Zumindest für die letzten Spieltage dieser Saison. Dann endet das Leihgeschäft mit United. Eine Kaufoption besitzen die Kölner nicht. Außerdem wäre er für den FC auch nur schwer erschwinglich, immerhin überwies United Anfang 2009 7,8 Millionen Euro an Partizan Belgrad.

"Was nächste Saison sein wird, kann ich noch nicht sagen. Das ist auch Sache von Manchester United und Köln." Das hat Tosic zwar schön und offen formuliert, die Entscheidung obliegt aber alleine United.

Wollen sie ihn zurückhaben, muss er kommen. Wollen sie ihm weiter Spielpraxis bei einem anderen Verein verhelfen, muss United entscheiden, ob Köln der richtige Ort dafür ist. Die FC-Verantwortlichen tun alles dafür. Auch Hennes würde sich über einen Rivalen auf Dauer freuen.

Köln - Hertha: Tosic wieder in der Startelf