Was tun gegen die beste linke Seite der Welt?

Von Thomas Gaber
Philipp Lahm und Franck Ribery (ganz links Mark van Bommel) bilden die linke Seite des FC Bayern
© Getty

Bielefeld, Mönchengladbach, Cottbus, Bukarest - über Wochen hinweg durfte sich der FC Bayern München "einspielen" für das erste echte Highlight seit langem in der Bundesliga. Am Samstag gastiert die Mannschaft von Trainer Jürgen Klinsmann bei Bayer Leverkusen (Sa., 15.15 Uhr im LIVE-TICKER und bei Premiere).

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Im Vorfeld tauschten die Alphatiere der jeweiligen Vereine, Uli Hoeneß (Bayern) und Wolfgang Holzhäuser (Leverkusen) Gehässigkeiten aus. Die Trainer stellen lieber den sportlichen Wettkampf ins Rampenlicht.

Die voraussichtlichen Aufstellungen

Labbadia: "Werden unser Spiel nicht ändern"

"Ich erwarte ein heißes Duell zwischen zwei Mannschaften, die auf Platz eins schielen. Wir sind bereit", sagte Klinsmann.

Bayer-Coach Bruno Labbadia machte klar, dass seine Mannschaft "ihr Spiel nicht ändern werde, nur weil der FC Bayern kommt. Wir richten uns nicht nach dem Gegner, sondern wollen unsere eigenen Waffen einsetzen", so der Ex-Bayern-Spieler (28 Tore in 82 Bundesligaspielen).

Bayers Waffen. Davon gibt es reichlich. Das Pressing, die Kreativität im Mittelfeld, das Sturmduo Patrick Helmes/Stefan Kießling.

Die Bayern werfen die starke linke Seite mit dem überragenden Franck Ribery in die Waagschale, die deutlich verbesserte Kompaktheit, das Sturmduo Miroslav Klose/Luca Toni.

Wie funktionieren die beiden Teams und wie schaltet man die jeweiligen Stärken aus?

Leverkusens Stärken:

Pressing: Permanentes, frühes Attackieren der gegnerischen Verteidiger gehört zu Labbadias Masterplan. Die Stürmer Kießling und Helmes werden vom gesamten Mittelfeld, bestehend aus der offensiven Reihe Barnetta/Vidal/Augusto und dem Spieler auf der Sechs Rolfes unterstützt.

"Der Sechser muss nicht nur klassischer Abräumer, sondern auch mal Spielmacher sein. Wenn die Mittelfeldspieler die Abstände halten, funktioniert das Pressing. Meine Spieler sollen jagen. Denn ohne Ballgewinn kein Offensivspiel und keine Tore", sagt Labbadia im Gespräch mit SPOX.

Bayerns Abwehrspieler sind es nicht gewohnt, früh attackiert zu werden. Die Münchner machen in der Regel selbst das Spiel. Lucio, Massimo Oddo und Daniel van Buyten sind nicht ball- und passsicher genug, für sie könnte das Pressing zum echten Problem werden.

Kreativität im Mittelfeld: Leverkusen versucht den Barca-Style zu kopieren. Rolfes gibt bei Ballbesitz den Takt vor und bestimmt das Tempo. Wie Xavi bei Barcelona.

Barnetta links, Vidal in der Mitte und Renato Augusto rechts spielen den Ball bisweilen geduldig quer, der schnelle, vertikale Pass in die Spitze erfolgt nicht aus Hysterie oder Euphorie, sondern nur dann, wenn die Stürmer in Position gelaufen sind. Der Ball bleibt am Boden, langen Hafer gibt's nur ab und an mal aus der Viererkette.

Bei Bayern wird viel auf Andreas Ottl, der für den grippekranken Mark van Bommel zum Einsatz kommen wird, ankommen. Er muss in Zusammenarbeit mit Ze Roberto Vidals und Augustos Kreise stören. Vidal verlor zuletzt schnell die Lust, wenn's auf die Socken gab und fiel nach Ballverlusten durch ständiges Reklamieren auf. "Arturo war zuletzt etwas im Tief. Aus dem muss er sich herausziehen. Wir werden ihm mit Gesprächen dabei helfen", sagte Bayer-Sportdirektor Rudi Völler im "kicker".

Helmes/Kießling: Theofanis Gekas hat derzeit ganz schlechte Karten. Kießling und Helmes - das funktioniert. 17 Tore haben beide gemeinsam auf dem Konto. Kießling ist der bessere Fußballer, leistet aber viel Laufarbeit und zieht dadurch die Innenverteidiger aus dem Zentrum. Helmes nutzte die sich bietenden Räume bereits zu elf Saisontoren.

Helmes und Kießling - eine echte Herausforderung für Lucio und Daniel van Buyten.

Bayerns Stärken:

Die linke Seite: Mit das Beste, was es derzeit im europäischen Vereinsfußball gibt.

"Wir haben die momentan beste linke Seite der Welt. Wir haben da drei Bomben, drei echte Raketen. Es gibt nicht viele, die schneller sind, weniger Fehler machen und technisch genau so stark sind wie wir. Nicht mal bei Milan, Arsenal, Barca oder ManUnited. Die haben zwei von der Sorte, aber nicht drei", sagte Ze Roberto der Münchner "tz".

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Philipp Lahm und Franck Ribery werden im Angriffsspiel von Ze Roberto unterstützt. Das Dreigestirn versteht sich blind. Wenn Lahm den Ball führt, bleibt Ribery an der Seitenauslinie und zieht meist zwei Gegenspieler auf sich. Ze Roberto zieht dann oft in den Strafraum. So spielen sich die Bayern über die linke Seite reihenweise Torchancen heraus. Und über die individuellen Qualitäten von Ribery ist sowieso alles gesagt.

Um Bayerns größte Waffe zu entschärfen, muss Vidal Gonzalo Castro und Renato Augusto unterstützen, um das Flügelspiel der Bayern über links im Keim zu ersticken. Lahm muss bei Ballbesitz ständig attackiert werden, so dass Ribery gezwungen wird, sich die Bälle schon in der eigenen Hälfte zu holen.

Verbesserte Kompaktheit: Als Ribery in den ersten Spielen verletzungsbedingt fehlte, war Bastian Schweinsteiger Kreativposten und heimlicher Chef im Mittelfeld. Seit Riberys Rückkehr verrichtet Schweini viel Drecksarbeit. Grätsche statt Glamour. "Ich habe gelernt, dass ich mehr kämpfen muss und es nicht immer mit Eleganz geht", so Schweinsteiger.

Beim 3:0 gegen Steaua Bukarest (zur Analyse) verließ Schweinsteiger des Öfteren seine rechte Seite und eroberte viele Bälle im zentralen Mittelfeld zurück. Das gesamte Bayern-Mittelfeld arbeitet derzeit gut gegen den Ball, die einzelnen Mannschaftsteilen rücken enger zusammen.

Klose/Toni: Beide Stürmer waren zu Saisonbeginn nicht in Topform. Toni schoss wie bei der EM eine Fahrkarte nach der anderen und Klose hing generell durch. Ausgerechnet Tonis Verletzungspause half Klose, aus dem Loch zu kommen. Er befreite sich von Tonis Allmacht, wirkt körperlich topfit und lässt wenige Torchancen aus.

Das ist derzeit Tonis Problem. Gegen Bukarest hätte er allein in den ersten 15 Minuten drei Tore erzielen müssen. Durch das flexible Angriffsspiel der Münchner bekommt Toni in jedem Spiel erstklassige Vorlagen und irgendwann ist der Ball dann eben doch drin. Und sechs Tore in zehn Bundesligaspielen sind keine allzu schlechte Quote.

Bayers Defensive muss sich auf viel Arbeit einstellen. Manuel Friedrich und Henrique dürfen sich gegen ein Top-Sturmduo beweisen.

Der 15. Spieltag der Bundesliga