Toni Nadal ist genervt vom modernen Tennis

Der Trainer von Rafael Nadal will die Regeln ändern, um es den „Hardhittern“ schwerer zu machen.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 19.05.2016, 15:43 Uhr

MONTE-CARLO, MONACO - APRIL 18: Toni Nadal, uncle and coach of Rafael Nadal of Spain looks on against Novak Djokovic of Serbia in the semi finals during day seven of the Monte Carlo Rolex Masters tennis at the Monte-Carlo Sporting Club on April 18, ...

Dass Toni Nadal kein Freund von kompromisslosem Power-Tennis ist, weiß man in der Szene schon lange. Schnelle Beläge, kurze Ballwechsel, Kanonenaufschläge und knallharte Grundschläge – willkommen im Alptraum des 55-jährigen Mallorquiners.Erst im Frühjahr sprach Onkel Toni darüber, wie schwer es seinem Neffen Rafael fällt, sich an das moderne Tennis zu gewöhnen. Jetzt legte er in einem Interview mit der französischen Sportzeitung „L’Équipe“ nach und ließ kein gutes Haar an der derzeitigen Entwicklung im Profitennis. Grundsätzlich sei er genervt vom „Boom-Boom-Boom“ der aktuellen Spielergeneration. MitRoger Federerhat lange Zeit ein technisch Hochbegabter die Tenniswelt geprägt, lobt Nadal. Mittlerweile sind Strategie und Variabilität aber deutlich rarer gesät. Die Entwicklung zum „Baseball-Tennis“ missfällt dem Spanier enorm.

„Die Bosse entscheiden, wie gespielt wird“

Doch wer ist dafür verantwortlich? Für Toni Nadal sind es die Funktionäre, welche über die Regeln bestimmen: „Die Bosse entscheiden zwar nicht, wer die Nummer eins wird, aber sie bestimmen darüber, welche Art von Tennis gespielt wird.“ Seiner Meinung nach ist das Regelwerk antiquiert und muss geändert werden. „Nichts ist mehr wie vor 20 Jahren, aber die Regeln sind immer noch dieselben“, bemängelt Onkel Toni. Vor allem das Material und die Trainingslehre haben sich enorm weiterentwickelt. Deshalb sei das Spiel heute viel schneller und anspruchsvoller, was aber zu einer extrem hohen Fehlerquote führe. Was soll also konkret geändert werden? Nadal setzt beim ersten Aufschlag an: „Das Spiel geht schon mit einem Schlag los der meist zu einem Fehler führt – in welcher anderen Sportart gibt es sonst so etwas?“ Demnach würde es der Coach begrüßen, wenn nur noch ein Aufschlag zur Verfügung stünde – diese Änderung sei nicht zu radikal, da sich der Returnierende sowieso schon wie beim Elfmeter im Fußball fühle.

Große Bälle, kleine Schläger und nur 1 Aufschlag

Als Toni Nadal damit konfrontiert wird nur im Sinne seines Neffen zu argumentieren, gerät der temperamentvolle Mann von der Baleareninsel in Rage. Es gehe hier nicht nur um Rafael Nadal, sondern um die generelle Ausrichtung des Sports. Demnach müssen fundamentale Reformen vorgenommen werden, unterstreicht der meinungsstarke Trainer. Was soll sich also noch ändern? Nadal sieht den größten Bedarf beim Thema Material: „Wir brauchen größere und langsamere Bälle, auch die Schlägerköpfe müssen wieder kleiner werden.“ Heutzutage sei es extrem schwierig geworden, die Bälle zu kontrollieren – das wirkt sich auch auf den Amateursport aus, ergänzt der frühere Balearenmeister im Tischtennis. Nadal wünscht sich eine ähnliche Entwicklung wie im Fußball, wo Kraft und Athletik nicht mehr so wichtig sind wie in der Vergangenheit. Es sind kleine, technisch versierte Spieler wie Messi oder Neymar, die den Sportliebhaber faszinieren. Auch im Tennis will Onkel Toni wieder mehr Künstler sehen und verweist auf Fabrice Santoro. Der Franzose habe im Winter während der International Premier Tennis League den meisten Applaus bekommen – „denn die Leute wollen lange und kreative Ballwechsel sehen.“

von tennisnet.com

Donnerstag
19.05.2016, 15:43 Uhr