NFL

"Ich sehe überall noch Defizite"

Von Für SPOX in London: Andreas Renner
Dank Sebastian Vollmer (M.) hatte Quarterback Tom Brady gegen die Buccaneers alle Zeit der Welt
© Imago

Sebastian Vollmer hat es geschafft: Als Absolvent der University of Houston hat sich der Deutsche in den Kader der New England Patriots gespielt. Bei SPOX spricht er über das Abenteuer NFL.

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SPOX: Herr Vollmer, Sie sind der erste deutsche Nicht-Kicker, der jemals bei einem Spiel in der NFL gestartet ist - bedeutet Ihnen das etwas?

Sebastian Vollmer: Da habe ich ehrlich gesagt noch gar nicht darüber nachgedacht. Ich finde, ich habe noch nichts erreicht, daher muss ich weiter an mir arbeiten und jeden Tag besser werden und auch jede Trainingseinheit dazu nutzen, um besser zu werden.

SPOX: Wenn wir einmal kurz zum Draft zurückgehen: Sie hatten keine Scouting-Combine-Einladung und das ist ja so eine Art Vorauswahl für den Draft. Deswegen waren viele Leute überrascht, dass Sie schon in der zweiten Runde ausgewählt wurden. Haben Sie denn vorher Anzeichen bekommen von den Patriots, dass sie Sie auswählen wollen und vielleicht sogar schon so früh?

Vollmer: Coach Scarnecchia (Offensive Line-Trainer der Patriots, d. Red.) kam zu meinem Pro Day in Houston (am Pro Day haben die Profi-Anwärter einer Uni die Gelegenheit, sich interessierten Scouts und Trainern zu präsentieren, d. Red) und hat dort auch viele Übungen mit mir gemacht. Man weiß nie, was beim Draft passiert. Da gibt es so viele Experten, die einem etwas sagen, daher ist es immer schwer abzuschätzen. Ich habe definitiv gehofft, hier in Foxboro bei den Patriots zu landen. Meine Gebete wurden erhört.

SPOX: Sie sind in der zweiten Runde gedraftet worden, was ein Riesenunterschied zu beispielsweise der sechsten Runde ist - zum einen natürlich finanziell, zum anderen was den Status angeht, wenn man im Trainingslager auftaucht.

Vollmer: Glaube ich nicht. Jeder muss sich jeden Tag neu beweisen, nichts ist garantiert und man kann halt nur die Einstellung haben und versuchen, das Spiel schnell zu verstehen und physisch besser zu werden.

Renners Blog: Vollmer ist einer von uns

SPOX: Wie schwierig war für Sie der große Schritt vom College in die NFL?

Vollmer: Das ist schon eine Herausforderung und ich bin froh, dass ich so erstklassige Coaches habe, die mich besser machen, und versuche eben jeden Tag, etwas dazu zu lernen.

SPOX: Coach Bill Belichick hat gesagt, Sie seien ein Swing-Tackle, können also links und rechts spielen. Das ist sehr selten, dass jemand das kann. Was sind denn die Unterschiede zwischen dem Left und dem Right Tackle?

Vollmer: Der Unterschied ist nicht soo groß. Man muss seine Balance ein bisschen anpassen, weil quasi alles umgedreht ist. Die ersten zwei, drei Snaps, wenn man mal gewechselt hat, fühlen sich etwas komisch an.

SPOX: Was muss denn ein Tackle vor allem können?

Vollmer: Man muss für den Pass und für den Lauf blocken können, ein entweder/oder gibt es dabei nicht. Man muss halt alles gut können, damit man eine Chance hat, in der NFL zu bleiben.

SPOX: Wenn Sie Ihr eigenes Spiel anschauen und sich Woche für Woche auf Video betrachten, wo sehen Sie dann noch Defizite, an denen Sie arbeiten müssen?

Vollmer: Ich sehe überall noch Defizite. Deshalb bin ich ja hier und deshalb habe ich Coaches. Ich bin ja noch ein Rookie und weiß, dass ich viel zu lernen habe. Ich glaube, dass es da nicht nur ein Gebiet gibt - jedes Gebiet kann verbessert werden.

SPOX: Kann man sagen, dass es eine Sorte von Gegenspielern gibt, die Ihnen im Moment noch mehr Probleme bereiten - besonders schnelle Gegenspieler oder auch jemand, der besonders stark ist?

Vollmer: Weiß ich nicht, ich habe ja auch noch nicht so viele Spiele gespielt. Es gibt halt ein paar Leute, die sind stark und schnell und groß und breit. Es ist eben besonders schwierig, wenn man nicht genau weiß, was auf einen zukommt.

SPOX: Welche persönlichen Ziele haben Sie sich denn kurz- und langfristig gesetzt?

Vollmer: Ich muss mich verbessern. Das ist meine Einstellung: Jeden Tag im Training und dann von Spiel zu Spiel besser zu werden.

SPOX: Wie ist es denn, als Rookie zu den Patriots zu kommen? In ein Team mit einer solchen Tradition? Und mit Superstars wie Randy Moss und Tom Brady zusammen zu spielen?

Vollmer: Wenn man mit Tom im Backfield ist, will man natürlich alles geben, um ihn zu beschützen. Es geht darum, sich täglich zu verbessern. Wenn man Fehler macht, dann ist es okay. Man darf sie nur nicht zwei Mal machen.

SPOX: Waren Sie schon zum Grillabend bei den Bradys daheim eingeladen?

Vollmer: (lacht) Noch nicht. Im Moment lässt es das tägliche Training auch gar nicht zu.

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