Toronto Raptors vs. Golden State Warriors: Die Ausgangslage
Die Raptors haben es tatsächlich geschafft. Trotz eines 0-2-Rückstandes konnten die Kanadier die Serie gegen die Milwaukee Bucks für sich entscheiden und stehen zum ersten Mal in ihrer Franchise-Geschichte in den NBA Finals. Und dort haben sie aufgrund der besseren Saisonbilanz sogar den Heimvorteil auf ihrer Seite.
Gegen Milwaukee bestachen die Raptors dabei vor allem mit ihrer unheimlich variablen Defense. Superstar Kawhi Leonard entnervte MVP-Favorit Giannis Antetokounmpo im direkten Duell und ließ diesen nach Spiel 3 kaum noch zur Entfaltung kommen, auch die restlichen Bucks verloren offensiv an Durchschlagskraft. Bei Toronto hingegen war Leonard anders als noch in der vorigen Serie gegen die Philadelphia 76ers nicht mehr so stark auf sich allein gestellt.
Kyle Lowry spielte eine starke Serie, Pascal Siakam und Marc Gasol steigerten sich ebenfalls. Den größten Wandel machte aber wohl Fred VanVleet durch. Nach zuvor enttäuschenden Playoffs kam vor Spiel 4 sein Sohn gesund und munter auf die Welt - und in der Folge konnte der Reserve-Guard kaum mehr daneben werfen. 14 seiner letzten 17 Dreier versenkte VanVleet über die vergangenen drei Spiele.
Im Zentrum des Raptors-Erfolgs stand aber weiter vor allem Leonard, der sich inmitten eines der besten Playoff-Runs der letzten zehn Jahre befindet (31,2 Punkte über 18 Spiele). Trotz Problemen mit dem Bein war er auch in dieser Serie offensiv wie defensiv der beste Spieler. Nun wartet auf ihn ein Duell, auf das er wohl bereits seit zwei Jahren hingearbeitet hat.
Kawhi Leonard hat eine offene Rechnung mit den Warriors
Zur Erinnerung: Im Dienste der Spurs spielte Leonard 2017 gegen die Warriors in den Conference Finals und sein Team führte in Spiel 1 mit 23 Punkten, nach einer unsportlichen Aktion von Zaza Pachulia verletzte sich die Klaue jedoch und konnte in der Folge nicht mehr verhindern, dass Golden State die Serie sweepte. Leonard hat mit den Dubs also gewissermaßen noch eine Rechnung offen.
Die Warriors wiederum haben einen eigenartigen Weg zur fünften Finals-Teilnahme in Folge hinter sich. In den Conference Finals schien es kein großes Problem zu sein, dass Kevin Durant gegen Portland verletzt fehlte, Golden State gab kein einziges Spiel ab und gerade Stephen Curry und Draymond Green erinnerten wieder an die Zeit des ersten Titels 2015.
So wurde teilweise bereits debattiert, ob die Dubs ohne KD nicht vielleicht sogar besser sind - gerade angesichts des anstehenden Duells mit Leonard hoffen die Warriors aber stark auf eine baldige Genesung. Bei Durant (Wadenzerrung) ist aber nicht klar, wann er wieder eingreifen kann. Anders liegt der Fall bei Center DeMarcus Cousins: Coach Kerr bestätigte wenige Stunden vor dem Beginn der Finalserie, dass "Boogie" schon im ersten Spiel wieder mit von der Partie sein werde.
"Wir müssen herausfinden, wie wir ihn am besten einsetzen können, wie viele Minuten er spielen kann, wie sich das Spiel anfühlt, und was die Matchups sind", sagte Kerr.
Die letzte Serie für Kevin Durant - und Kawhi Leonard?
Die Duelle in der Regular Season (beides Siege für die Raptors) sind dabei nur bedingt aussagekräftig. Draymond Green, Curry, Leonard und Cousins verpassten alle mindestens eine Partie, Marc Gasol war damals noch gar nicht bei den Raptors. Die Karten werden also komplett neu gemischt.
Nebenschauplätze gibt es dabei ebenfalls - und das bei beiden Teams. Weder bei Durant noch bei Leonard ist aktuell sicher, wo sie in der kommenden Saison spielen. Es scheint also bei beiden Teams nicht nur die unmittelbare, sondern auch die mittelfristige Zukunft auf dem Spiel zu stehen.
Toronto Raptors vs. Golden State Warriors: Fakten zur Serie
Raptors | Warriors | |
Leader Punkte | Kawhi Leonard (31,2) | Kevin Durant (34,2) |
Leader Rebounds | Kawhi Leonard (8,8) | Draymond Green (9,9) |
Leader Assists | Kyle Lowry (6,4) | Draymond Green (8,2) |
Offensiv-Rating Playoffs | 108,1 (Platz 9) | 116,4 (Platz 1) |
Defensiv-Rating Playoffs | 102,4 (Platz 2) | 110,2 (Platz 9) |
Raptors vs. Warriors: Alle Termine der Serie!
NBA Finals 2019: So gewinnen die Raptors die Serie
Die Raptors haben den Bucks auf beeindruckende Art und Weise ihre Stärken genommen - gegen die Dubs wartet allerdings eine ganz andere Herausforderung, weil Golden State wiederum sehr viel variabler in der Offensive spielt. Eine Schlüsselrolle kommt sicherlich Siakam zu: Kann er die Kreise von Green einigermaßen einschränken? Dann könnte Golden State, zumindest solange Durant ausfällt, offensiv ein paar Schwierigkeiten bekommen.
Die Realität derzeit ist ja: Neben Curry und Klay Thompson haben die Dubs aktuell keine herausragenden Scorer. Portland war trotzdem nicht in der Lage, die Balance zwischen Aushelfen und dabei trotzdem nicht jede Menge Layups Opfern zu finden, die Raptors haben dafür aber das bessere Personal.
Sie können die Dubs härter arbeiten lassen. Zudem besteht immer die Option, in engen Situationen Kawhi auf entweder Curry oder sogar Green anzusetzen, auch wenn es angesichts der Last nicht empfehlenswert wäre, dies das ganze Spiel über zu versuchen. Das vielleicht etwas größere Fragezeichen steht hinter der Offense Torontos.
Wie reagieren die Finals-Debütanten auf den erhöhten Druck? Bleiben VanVleet und Lowry heiß? Und vielleicht noch wichtiger: Erwacht Danny Green aus seinem Slump? Leonard wird die Dubs nicht alleine besiegen können, dafür sind sie zu gut. Wenn der Supporting Cast jedoch ähnlich auftritt wie in den vergangenen Spielen gegen Milwaukee, haben die Raptors eine Chance.
Der Kader der Toronto Raptors
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Kyle Lowry | Danny Green | Kawhi Leonard | Pascal Siakam | Marc Gasol |
Fred VanVleet | Norman Powell | O.G. Anunoby* | Malcolm Miller | Serge Ibaka |
Jeremy Lin | Jodie Meeks | Patrick McCaw | Chris Boucher | |
Jordan Loyd |
* = Status unklar
NBA Finals 2019: So gewinnen die Warriors die Serie
Im Prinzip muss Steve Kerr mehrere Pläne erstellen, einen mit Durant und einen ohne. KD dürfte einer von maximal drei Spielern auf der Welt sein, auf die nicht einmal Leonard individuell eine überzeugende Antwort hat, gleichzeitig wäre er nominell auch defensiv zumindest eine Option gegen Kawhi. Ohne ihn verschiebt sich die komplette Statik des Spiels. Andre Iguodala wird Kawhi kaum 44 Minuten pro Spiel verteidigen können. Wer kann übernehmen? Thompson, vielleicht auch Green?
Das Ziel wird dabei sein, alle Raptors außer Kawhi zum Scoren zu zwingen, insbesondere Gasol, Siakam und Green. Draymond zerstörte die Blazers-Offense als Help-Verteidiger - geht das auch gegen Toronto, oder kann ihn Siakam (oder Gasol) dafür bezahlen lassen? Curry muss es zudem vermeiden, wieder so oft in Foul-Trouble zu geraten. Gerade in Abwesenheit von Durant wird die Warriors-Offense in Minuten ohne Steph Probleme bekommen, es gilt also, diese zu minimieren.
Offensiv ist mit viel Small-Ball und hohem Tempo zu rechnen, um vor allem Gasol aus dessen Komfortzone zu bringen. Die Pick'n'Rolls von Curry und Green werden womöglich sogar noch mehr in den Fokus rücken als gegen Portland.
Golden State muss zudem zwingend auf die Turnover achten - Toronto ist ein starkes Transition-Team. Und ohne KD ist der ansonsten so massive Spielraum für Fehler wesentlich kleiner geworden.
Der Kader der Golden State Warriors
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Stephen Curry | Klay Thompson | Kevin Durant* | Draymond Green | Andrew Bogut |
Shaun Livingston | Jacob Evans | Andre Iguodala | Jonas Jerebko | Kevon Looney |
Quinn Cook | Alfonzo McKinnie | Marcus Derrickson | Jordan Bell | |
DeMarcus Cousins |
* = Status unklar
Raptors vs. Warriors: Wer gewinnt die Serie?
Bei den Buchmachern sind die Dubs recht klar favorisiert, was auch mit der Wahrscheinlichkeit zusammenhängt, dass Durant während der Serie zurückkehrt. Chancenlos sind die Raptors aber nicht - das Team schwebt auf der Euphorie-Welle, der Heimvorteil ist auf ihrer Seite, und den größten Druck haben ausnahmsweise die anderen. Leonard kann auch in dieser Serie der beste Spieler sein, wenn sein Bein der Belastung einigermaßen standhält. Die defensive Qualität ist enorm.
Und dennoch ... die Erfahrung spricht für Golden State. Curry, Thompson, Green und Iggy haben etliche von Playoff-Schlachten geschlagen und verstehen sich blind. Es wird kaum so leicht werden wie im vergangenen Jahr - aber am Ende wird man sich trotzdem zum dritten Mal in Serie die Krone aufsetzen. Wenn ja, klappt es auch endgültig mit dem Finals-MVP für Steph. Prognose: Warriors in 6.