NBA

Eine reine Basketball-Entscheidung

Kevin Durant spielte neun Jahre für die Oklahoma City Thunder
© getty

Kevin Durants Entscheidung erschüttert die NBA in ihren Grundfesten - die Golden State Warriors haben nun alle Zutaten, die Liga über Jahre hinweg zu dominieren. KD nimmt mit der Entscheidung allerdings auch in Kauf, dass er von nun an von vielen NBA-Fans und sogar -Spielern verachtet werden wird. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Ole Frerks.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Auch, wenn die Unterschrift von Kevin Durant bei den Warriors erst nach dem 7. Juli geleistet werden kann: Es steht fest, dass der Ex-MVP seine Zelte in Oklahoma City abbrechen und nach Oakland verlagern wird. Stephen Curry, Klay Thompson, Andre Iguodala, Kevin Durant, Draymond Green. Das Closing Lineup der Dubs in der kommenden Saison muss man sich erst auf der Zunge zergehen lassen.

Es ist ja nicht so, dass die Dubs die Liga nicht schon vergangene Saison mit 73 Siegen dominiert hätten, den verlorenen Titel hin oder her. Jetzt ersetzen sie Harrison Barnes durch Durant. Auch das muss man sich erst auf der Zunge zergehen lassen.

Das beste Team der Geschichte? Das wird sich zeigen müssen. Die Warriors haben mit Steph, Klay, Draymond und KD (alle unter 28!) aber in jedem Fall einen Kern, der sie zu haushohen Favoriten macht - in der nächsten Saison, eigentlich aber auch in den drei oder vier Saisons danach. Mit diesem Argument soll GM Bob Myers Durant ja letztendlich auch überzeugt haben.

Die Aussicht auf Ringe, auf pure Dominanz war bei KD demnach größer als die Angst, nicht mehr geliebt zu werden. Denn das muss allen Beteiligten klar sein: Die Dubs sind von nun an nicht mehr Everybody's Darling und KD erst recht nicht mehr der fast überall geschätzte und gefeierte Superstar.

Storify zu Durant: Da war doch was...

Einen treffenden historischen Vergleich für diesen Wechsel gibt es nicht. Wer da an LeBron James' Decision denkt - das würde nur zutreffen, wenn LeBron damals nach Boston gegangen wäre. KD wechselt zu dem Team, gegen das er gerade erst in den Conference Finals verloren hat.

Den Schwanz eingezogen?

Aus sportlicher Sicht ist das vollkommen nachvollziehbar und Durant hatte ja auch angekündigt, eine Entscheidung aus Basketball-Gründen treffen zu wollen. In der öffentlichen Wahrnehmung wird er jedoch von nun an immer derjenige sein, der zu Stephs Team gewechselt ist. Schon ohne ihn waren die Dubs Champion und Curry zweifacher MVP.

Durant hat seit 2012 nicht mehr die Finals erreicht und schien das Gefühl zu haben, dass er mit den Thunder nicht an Golden State vorbeikommen würde, also hat er sich ihnen stattdessen angeschlossen. Nicht wenige werden darin ein "Schwanz einziehen" sehen, und dafür lässt sich zumindest argumentieren.

Keine andere Entscheidung hätte ihm so viel Gegenwind eingebracht. Die romantische Option wäre ein Verbleib in OKC gewesen - auch wenn man bei Dirk Nowitzki oder momentan Dwyane Wade sehen kann, dass sich bedingungslose Loyalität auch nicht zwingend auszahlen muss.

Die Chance, mit beispielsweise den Celtics einen Ost-Konkurrenten für LeBron zu formen, hätte vielen imponiert und selbst ein Wechsel nach San Antonio wäre 'okay' gewesen. Schließlich wäre er auch dort die unangefochtene Nummer eins gewesen. Das ist er nur in Golden State (und natürlich potenziell Cleveland) nicht - dabei sollte er diesen Anspruch nach der Meinung der allermeisten NBA-Fans als einer der drei besten Spieler der Welt haben.

Durants Wechsel-Erklärung im Wortlaut

Fair? Natürlich nicht

Ist es fair, die Entscheidungen eines 27-Jährigen als Außenstehender zu bewerten und ihn zu verdammen, wenn er sich "falsch" entscheidet? Ihm fehlende Cojones vorzuwerfen, weil er sich seinem größten Rivalen anschließt, statt alles daran zu setzen, ihn fertig zu machen?

Natürlich nicht. In anderen Branchen würde man es den talentiertesten Leuten auch nicht vorwerfen, wenn sie zur besten und größten Firma wechseln. Der Hass und die Häme, die KD in den letzten Stunden erreicht haben, sind eigentlich vollkommen absurd - es ist ganz allein seine Entscheidung und diese sollte man ihm auch zutrauen.

Aber: Das ist eben nicht die Realität. Wir wussten alle, dass KD bei einem Wechsel nach Golden State schnell als Feigling gebrandmarkt werden würde. Durant wusste das auch und hat es dennoch getan. Eine reine Basketball-Entscheidung eben.

Alles zu Kevin Durant

Artikel und Videos zum Thema