NBA

Es geht auch ohne LeBron

Von Philipp Dornhegge
Nic Batum hatte Miamis All-Star Dwyane Wade über weite Strecken im Griff
© getty

Mit einer Energieleistung haben die Miami Heat (23-7) das Spitzenspiel bei den Portland Trail Blazers (24-6) gewonnen. Beim 108:107-Sieg des Meisters fehlte LeBron James, stattdessen war Chris Bosh der Mann des Abends.

Cookie-Einstellungen

Der viermalige MVP musste seinen Einsatz nach dem Aufwärmen absagen, am Abend zuvor hatte sich die Knöchelverletzung verschlimmert und eine Bauchmuskelverletzung eingestellt.

Bosh übernahm die zusätzliche Scoring-Last gern und mit Erfolg, traf 15 seiner 26 Würfe (darunter drei Dreier) und kam am Ende des Abends auf 37 Punkte sowie 10 Rebounds. Endgültig zum Held wurde er, als mit 0,5 Sekunden auf der Uhr den Gamewinner von Downtown traf.

Dwyane Wade kam auf 16 Punkte, Ersatzstarter Michael Beasley auf 12. Dazu steuerten die Reservisten Rashard Lewis (10) und der sehr starke Norris Cole (11) zweistellige Punktzahlen bei. Mario Chalmers kratzte an einem Triple-Double (9 Punkte, 9 Rebounds, 9 Assists).

Bei den Gastgebern war Wesley Matthews (23) in Topform, LaMarcus Aldridge kam auf 22 Punkte. Mit Robin Lopez (17), Damian Lillard (16) und Nicolas Batum (11) punkteten auch die übrigen Starter zweistellig. Von den Reservisten stach Joel Freeland (Career-High 12 Rebounds) hervor.

Folge NBA.de bei Twitter - auch Dirk Nowitzki ist dabei!

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: LeBron James hat Knöchel-, vor allem aber Bauchmuskelprobleme, die ihn zu einer Pause zwingen. Coach Spoelstra schiebt deshalb Beasley in die erste Fünf, mit Chalmers, Wade, Battier und Bosh bleibt ansonsten alles beim Alten.

Portland schickt seine übliche Starting Five aus Lillard, Matthews, Batum, Aldridge und Lopez ins Rennen.

3.: Blitzstart für Miami, LeBrons Fehlen führt eingangs einfach nur zu mehr Würfen für Wade. Jetzt nagelt Beasley einen Jumper im Fastbreak rein, frühe 11:3-Führung.

7.: So haben es die Blazers-Fans gern: Batum fällt nicht auf Wades Wurffinte rein und blockt schließlich den Jumper seines Gegners. Dann geht's ganz schnell: Batum sichert den Ball, spielt auf Lillard, der auf Matthews - Dreier! 19:17 Heat.

17.: Portland gibt Miami eine kräftige Dosis der eigenen Medizin, sprich jede Menge Fastbreaks. Die Gastgeber haben bereits 12 Punkte nach Schnellangriffen auf dem Konto, gerade schließt Lillard per Layup ab. Die Blazers haben sich eine 45:36-Führung herausgespielt.

22.: Chalmers erkennt immer wieder die Lücken in der Blazers-Defense und zieht konsequent zum Korb. Ein weiterer - und sehr spektakulärer Layup - führt zum 50:53 aus Heat-Sicht. Der Champion lässt sich nicht abschütteln.

24.: Kurz vor der Halbzeit wird es noch mal hitzig: Bosh rempelt Lopez von hinten an, als der einwerfen will. Der Heat-Lefty bekommt ein Foul, regt sich tierisch auf - und bekommt nocht ein technisches Foul obendrauf! Die Blazers nutzen zwei der drei folgenden Freiwürfe und nehmen eine 62:58-Führung mit in die Pause.

26.: Na das hat den Heat gerade noch gefehlt: Beasley gelingt ein hübscher Layup über Lopez zum 62:64 aus Sicht des Meisters, allerdings verletzt er sich dabei am Knie und muss auf der Bank behandelt werden. Lewis übernimmt - nicht unbedingt ein Upgrade.

34.: Was für ein Block vonn Batum! Chalmers setzt zum Floater an, doch der Franzose steigt hoch und fährt seine langen Arme aus. Beim anschließenden Angriff erhöht Aldridge per Jumper auf 83:77.

41.: Das Spiel ist grad in seiner hässlichsten Phase. Acht Angriffe in Folge generieren keine Punkte, die Fans werden schon ganz unruhig. Blazers-Coach Stotts erlöst alle Beteiligten, indem er nach Boshs jüngstem Fehlwurf eine Auszeit nimmt - und anschließend zwei Starter zurück bringt. 92:87 Blazers.

44.: Chalmers versemmelt einen Layup, Batum schickt Matthews auf die Reise. An der Mittellinie stolpert Bosh über seine eigenen Füße, dadurch hat Portlands Shooting Guard freie Bahn zum Korb. 96:93 für die Blazers, enge Kiste.

48.: Was für ein Fehler von Wade! Miami führt 103:102, doch dann foult der All-Star Batum beim Dreier! Der Franzose versenkt alle drei Freiwürfe, plötzlich steht es 105:103 für die Blazers. Aber dann diese Reaktion: Im nächsten Angriff stopft Wade zum Ausgleich! 26,2 Sekunden noch...

48.: Batum erhöht nach einem weiteren Wade-Foul auf 107:105, Miami hat noch 7,7 Sekunden. Wade zieht wieder zum Korb, wird gedoppelt, passt an die Dreierlinie - und aus neun Metern trifft Bosh zum Sieg!!!

Portland Trail Blazers vs. Miami Heat: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Chris Bosh. Der Lefty hätte sich keine bessere Gelegenheit für sein bestes Spiel der Saison aussuchen können. Bosh traf hochprozentig (15/26 Field Goals) und aus allen Lagen, griff sich 10 Rebounds und verteidigte LaMarcus Aldridge so gut, wie es eben geht. In der Crunchtime versenkte er drei Dreier, darunter der Gamewinner.

Der Flop des Spiels: Damian Lillard und Mo Williams. Miamis Defense war nicht so intensiv wie gewohnt, dennoch hatte die beiden Point Guards der Blazers große Probleme mit dem Ballhandling. Zusammen verbuchten sie 9 Turnover (bei immerhin 16 Assists), fast jeder davon war absolut vermeidbar. Im vierten Viertel schaffte es weder Lillard noch Williams, dem Spiel der Blazers Struktur zu verleihen.

Das fiel auf:

  • Wer auf Defense steht, war beim Duell Portland gegen Miami definitiv falsch. Beide Teams ließen dem Gegner reichlich Freiräume, aus allen Lagen (Dreier, Mitteldistanz, am Brett) wurde munter gescort. Insgesamt 5 Fouls im ersten Viertel zeigen die geringe Intensität.
  • Portland hatte große Mühe mit dem Small-Ball-Lineup der Heat, der Meister kreierte allerlei schwierige Matchups: Lopez musste Bosh verteidigen, Aldridge Beasley. Dafür wurde Batum gegen Battier "verschwendet". Und aufgrund der fragwürdigen Pick'n'Roll-Defense wurde am Perimeter viel geswitcht. Dadurch fand sich unter anderem Mo Williams zwei Mal gegen Beasley wieder.
  • Weil Michael Beasley ein äußert talentierter Scorer ist, war der offensive Aderlass in Miamis Team zunächst nur gering. Probleme ergaben sich aufgrund des Dominoeffekts in der zweiten Fünf. Den Reservisten fehlte ein explosiver Scorer, gleichzeitig ist oft Dwyane Wade derjenige, der diese zweite Fünf unterstützt. Doch der wiederum musste gemeinsam mit Beasley die Starter tragen, weil LeBron James fehlte. So konnte sich Portland im zweiten Viertel leicht absetzen.
  • Miami ist ohnehin schon ein schwaches Rebounding-Team und verlor mit LeBron James auch noch den besten Individual-Rebounder. Dennoch war Portlands Überlegenheit an den Brettern überschaubar (41:35). Die Heat lassen pro Spiel 12 Offensivrebounds zu, aber ausgerechnet ohne den MVP war man in diesem Bereich äußerst diszipliniert (nur 7 zugelassene Offensivrebounds). Michael Beasley und Mario Chalmers sind mit ihrer Unterstützung für Chris Bosh hervorzuheben. Der Star des Spiels selbst griff sich im Angriff 4 Abpraller.
  • Nach der Overtime-Schlacht in Sacramento, bei der die Stars viele Minuten spielen mussten, fanden sich die Heat in Portland gleich im nächsten Grabenkampf wieder. Ohne LeBron durften sich Bosh und Wade kaum Auszeiten gönnen, im vierten Viertel wirkte Miami völlig platt. Weil die Blazers eine offensive Flaute heimsuchte, blieb der Gast aber im Spiel. Letztlich war der Sieg eine Frage des Willens.
  • Bisher hatte Portland alle elf seiner Spiele gegen Eastern-Conference-Teams gewonnen. Gegen Miami endete diese Serie, die Heat wiederum begannen eine neue gegen die Western Conference. Deren Serie von 19 Siegen in Folge war am Abend zuvor von Sacramento beendet worden.

Ergebnisse und Spielplan im Überblick

Artikel und Videos zum Thema