NBA

"Dirk ist wie ein großes Kind"

Von Interview: Tobias Rochau
Mit großem Einsatzwillen und starker Athletik hat sich James Singleton in die Mavs-Rotation gespielt
© Getty

James Singleton hat eine wilde Fahrt hinter sich: Beim NBA-Draft übergangen, dann für drei Jahre ab nach Europa. Anschließend zwei Jahre bei den Clippers, dann wieder Europa. Erst in Dallas scheint der Forward ein Zuhause gefunden zu haben.

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Bei den Mavericks genießt Singleton das Vertrauen des Trainers, außerdem hat er in Dirk Nowitzki einen Mentor gefunden. Im SPOX-Interview spricht der 27-Jährige über seinen ungewöhnlichen Werdegang, das Leben in Europa und den deutschen Superstar.

SPOX: Herr Singleton, Sie haben ja Einiges erlebt, bevor Sie in der NBA gelandet sind. Beim Draft wurden Sie 2003 übergangen. Wie hart war das für Sie?

James Singleton: Ich habe einfach einen etwas anderen Weg genommen. Es gibt doch verschiedene Möglichkeiten, um an sein Ziel zu gelangen. Mir hat meine Zeit im Ausland sehr viel Spaß gemacht.

SPOX: Sie sind nach Italien gegangen, haben aber sogar dort zunächst nur in der 2. Liga gespielt.

Singleton: So ist es halt gekommen. Ich bereue nichts. Ich würde es definitiv wieder genauso machen, um dahin zu kommen, wo ich jetzt bin.

SPOX: Später haben Sie dann für Armani Jeans Milano gespielt, eine der Topadressen in Italien. Wie hat Ihnen denn das Land an sich gefallen?

Singleton: Ich habe mich sauwohl dort gefühlt, ich mochte die Menschen und mein Team. Die ganze Atmosphäre in Italien war super. Die Kultur und - na klar - das Essen waren einfach toll. Ich komme ja aus einer großen amerikanischen Stadt, da war es schon schön, in ein fremdes Land zu kommen und so freundlich aufgenommen zu werden, wie ich es erlebt habe. Ich habe mich sehr schnell wie zu Hause gefühlt.

SPOX: Was fällt Ihnen als Erstes ein, wenn Sie an Ihre Zeit in Italien denken?

Singleton: Der Kulturschock. Die kleinen Autos, die fremden Menschen, die eine andere Sprache sprechen - diese ganze "Weg-von-zu-Hause"-Sache war schon etwas Besonderes. Ich bin sehr glücklich, dass ich die Gelegenheit dazu hatte.

SPOX: Von 2005 bis 2007 haben Sie dann für die L.A. Clippers gespielt. Warum hat es da nicht geklappt?

Singleton: Als ich bei den Clippers ankam, dachte ich noch, dass es passen könnte. Als sich Walter McCarty verletzte, kam der Coach auf mich zu und sagte mir, dass er viel von mir erwarte. Ich hatte das Gefühl, dass er sich auf mich verlässt. Aber je länger die Saison dauerte, desto mehr bin ich in der Rotation nach hinten gerutscht. Ich habe weiter alles gegeben und mich angeboten, aber es sollte einfach nicht sein.

SPOX: Sie sind daraufhin nach Europa zurückgekehrt, diesmal nach Spanien zu Tau Ceramica, einem weiteren Topklub. Dort haben Sie sogar die Meisterschaft geholt. Wie war das? Und was war der Unterschied zwischen Spanien und Italien?

Singleton: Der Hauptunterschied war der Klub. In Italien wurde ich viel mehr umsorgt. Außerdem habe ich mich in meiner Zeit in Spanien verletzt, insofern war diese Zeit natürlich sowieso härter für mich.

SPOX: So manch anderer Spieler hätte sich mit dem tollen Leben in Europa sicher begnügt. Sie dagegen haben letztes Jahr in der Summer League für die Mavs gespielt, um doch noch den Sprung in die NBA zu schaffen.

Singleton: Die NBA war schon immer mein Traum. Mit meiner Zeit bei den Clippers war ich nicht zufrieden, deshalb wollte ich mir selbst beweisen, dass ich es schaffen kann.

SPOX: Es scheint so, als hätten Sie in Dallas eine neue Heimat gefunden. Sie haben zuletzt groß aufgespielt. Warum läuft es plötzlich?

Singleton: Ich hab endlich mal die Chance bekommen. Ich bin immer einsatzbereit, auch wenn ich mal nicht spiele. Diese Einstellung wirkt sich positiv aus, weil der Coach weiß, dass er auf mich zählen kann, wenn ich gebraucht werde. Das Vertrauen des Trainers und meiner Teamkollegen hilft mir enorm weiter.

SPOX: Ihr Spitzname ist Chicago, dort kommen Sie her. Worin unterscheiden sich Dallas und Chicago?

Singleton: Es ist halt anders. Ob besser oder schlechter, kann ich nicht sagen. Es gibt eben Dinge, die ich an Chicago liebe: Die Leute, das Essen, die Atmosphäre. Chicago ist nunmal meine Heimatstadt.

SPOX: Und wie ist es, mit Dirk Nowitzki zusammen zu spielen? Würden Sie sagen, dass er in diesem Jahr wieder wie ein MVP spielt?

Singleton: Mit Dirk macht es unheimlich viel Spaß. Er ist wie ein großes Kind, macht die ganze Zeit irgendwelche Witze. Er ist immer gut drauf, ich habe ihn noch nie schlecht gelaunt erlebt. Sportlich hat er natürlich einmal mehr ein überragendes Jahr. Von ihm kann ich auf dem Platz und abseits davon viel lernen.

SPOX: Gibt es etwas, dass wir Deutschen vielleicht nicht über Dirk wissen?

Singleton: Er kann definitiv nicht tanzen (lacht). Aber trotzdem ist er der coolste Typ, den ich kenne.

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