Startverbot ein PR-Bluff

SID
In Turin belegten die russischen Eishockeydamen den sechsten Platz
© Getty

Ausgerechnet eine Russin hat dafür gesorgt, dass das Thema Doping in Vancouver vor Entzündung des Olympischen Feuers weiter loderte. Eishockeyspielerin Swetlana Terentewa setzte die nicht enden wollende Serie positiver Fälle unter den Wintersportlern ihres Landes fort.

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Die Teamkollegin der noch 2009 ertappten Skilanglauf-Olympiasieger Jewgeni Dementjew und Julia Tschepalowa kam mit einer Verwarnung davon und darf bei Olympia starten, weil sie nur eine leichte Stimulans verwendet hatte.

"Normalerweise schickt man Athleten nach Dopingfällen nach Hause. Aber in diesem leichten Fall mit einer Verwarnung als Konsequenz darf sie am Turnier teilnehmen", sagte IOC-Vizepräsident Thomas Bach als Vorsitzender der Disziplinarkommission.

Die Stimulans Tuaminohetan, die am 6. Februar bei der 26-Jährigen gefunden wurde, befand sich in einem Nasenspray, das vor der Anreise nach Vancouver eingenommen worden war - was in der wettkampflosen Zeit nicht verboten war.

Nasenspray auf dem Index

Seit Öffnung des Olympischen Dorfes am 4. Februar stehen allerdings auch solche Mittel auf dem Index. Das wusste Swetlana Terentewa und setzte die Medizin am 3. Februar ab. Doch drei Tage später fanden sich noch Spuren in ihrem Körper.

Die Russin, deren Wettkampf erst am 14. Februar ansteht, zeigte sich laut IOC sehr kooperativ bei der Aufklärung.

Olympia-Startverbot ein PR-Bluff

Stunden vor Bekanntwerden ihres Falles entpuppte sich das Olympia-Startverbot für über 30 Athleten als PR-Bluff der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA). Erst durch viele bohrende Fragen wurde deutlich, dass die WADA auch alte Fälle addiert hatte, um glauben zu machen, dass Dutzende von Athleten von der Startliste gestrichen worden und die Spiele sauberer denn je seien.

Doch letztlich wurde deutlich, dass die Zahl der überführten Athleten sich in ganz normalen Dimensionen bewegt. WADA-Generaldirektor David Howman räumte nun ein, dass auch ein Jahr alte Fälle darunter seien.

2000 Proben in Vancouver

Gerhard Zimmermann, deutscher Vizepräsident des Eislauf-Weltverbandes ISU, bestätigte, dass auch die seit acht Monaten gegen ihre Dopingsperre ankämpfende fünfmalige Olympiasiegerin Claudia Pechstein miteingerechnet war.

Enthalten sind laut Howman in dieser Zahl auch rund ein Dutzend russische Fälle von 2009 - inklusive Dementjew und Tschepalowa. WADA-Chef John Fahey hatte Minuten zuvor noch glauben gemacht, dass es sich bei dieser "außerordentlichen hohen Zahl an positiven Fällen" um Verstöße aus den letzten "Wochen und Monaten" handelt, die zu einem kurzfristig erlassenen Startverbot geführt hätten.

Er betonte, Namen könne man nicht nennen, da dies laut Statuten in die Hoheit der nationalen Verbände falle. Insgesamt will die WADA in Vancouver 2000 Proben nehmen, davon 500 zusätzlich nach Auffälligkeiten im Blut kontrollieren.

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