Das Synonym für Spektakel

Von Haruka Gruber / Florian Regelmann
Die Lenker des FC-Bayern-Basketball: Uli Hoeneß, Dirk Bauermann, Marko Pesic (v.l.)
© Imago

Mit einer Armada aus US-Stars und deutschen Nationalspielern planen die Bayern den Sprung in Europas Basketball-Spitze. Aber wie gut ist die Mannschaft wirklich? Es gibt zwei Schwachstellen.

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Die Eckdaten sind imposant: Mit einem Etat von rund sieben Millionen Euro bewegt sich der FC Bayern bereits im ersten BBL-Jahr finanziell auf Augenhöhe mit den beiden Finalisten Bamberg und Berlin. Die Rudi-Sedlmayer-Halle wird für vier Millionen Euro grundsaniert und unter dem Namen "Audi Dome" die 6700 Zuschauer fassende Stätte der Bayern.

Dank einer Wild Card erhält der Aufsteiger die Spielberechtigung für den Eurocup, von der Bedeutung her gleichzusetzen mit der Europa League im Fußball.

"Ich gehe davon aus, dass die Bayern sofort international absolut konkurrenzfähig sind. Im Eurocup gehören sie zu den Favoriten", sagt Alba-Geschäftsführer Marco Baldi. Aber wie stark sind die Bayern wirklich?

Point-Guard-Rotation

Steffen Hamann (31): Bauermann-Favorit, bei Fans aber nicht unumstritten.

Jonathan Wallace (25): Topscorer beim Aufstieg (15,6 Punkte), Verbleib jedoch offen.

Bastian Doreth (22): Neben Ulms Günther der deutsche Spielmacher der Zukunft.

Sollte Wallace trotz des Guard-Überangebots in München verlängern dürfen, bleibt die Point-Guard-Position die einzige mit Kontinuität. Dennoch bleiben Zweifel: Ist dieses Trio befähigt, ein Team mit vier neuen Startern so zu orchestrieren, dass sich die Bayern sofort in der europäischen Elite wiederfinden?

Hamann spielt defensiv die Schlüsselrolle und traf letztes Jahr seinen sonst wackeligen Dreier (42,2 Prozent) so gut wie nie zuvor - aber eben in der 2. Liga. Wallace ist ein Ausbund an Unbeständigkeit, Doreth hat sich bei allem Talent noch nicht auf höchstem Level bewährt. Und: Keiner von ihnen ist ein klassischer Floor General mit herausragenden strategischen Fähigkeiten.

 

Shooting-Guard-Rotation

Je'Kel Foster (28): Athlet mit komplettem Spiel, verpasste mit Cremona aber die italienischen Playoffs.

Ben Hansbrough (23): College-Star von Notre Dame, galt als Draft-Kandidat. Allrounder mit tödlichem Wurf.

Demond Greene (32): Lange verletzt, arbeitet sich wieder heran. Premium-Backup.

Bayern hat sich auf der Shooting-Guard-Position ideal verstärkt. Foster mag mit seinem muskelbepackten Körper (98 Kilo auf 1,91 Meter) wie der stereotypische US-Swingman ohne Basketball-IQ aussehen, doch dahinter steckt ein Spieler mit massig Fundamentals.

12,2 Punkte, 3,3 Rebounds, 2,1 Assists und 37,5 Prozent Dreierquote aus der italienischen Liga sind für sich genommen nicht herausragend, in Kombination aber ergibt es einen Basketballer von europäischer Güte. Zudem bringt er drei Jahre BBL-Erfahrung (Meister 2009 mit Oldenburg) mit.

Hansbrough ist ähnlich vielseitig, anders als Foster sieht er sich jedoch mehr als spielmachender Shooting Guard. In einer der härtesten College-Conferences lieferte er für Notre Dame 18,4 Punkte (41,2 Prozent Dreier), 4,3 Assists und 3,9 Rebounds. Dass er dennoch nicht gedraftet wurde, lag wohl an der für NBA-Verhältnisse überschaubaren Größe von 1,91 Metern, der nur durchschnittlichen Athletik und an einer Verletzung vor den Pre-Draft-Workouts.

Demond Greene zu SPOX: "Es gibt Spieler, die gedraftet werden und es nicht verdienen. Bei Ben ist es eher umgekehrt. Ein hochkarätiger Spieler, sehr variabel und ehrgeizig."

 

Small-Forward-Rotation

Robin Benzing (22): Begnadeter Scorer und noch immer eines der größten Talente Europas. Aber zu wankelmütig.

Philipp Schwethelm (22): Gestandener BBL-Profi und Nationalspieler. Starke Playoffs gegen Bamberg.

Das interessanteste Experiment: Mit Benzing und Schwethelm teilen sich zwei Neuzugänge die Minuten auf der Drei, die a) deutsch, b) gleich alt und c) Nationalspieler sind. Davon abgesehen könnten sie als Small Forwards unterschiedlicher nicht sein. Benzing verfügt über die seltene Gabe, aus fast allen Positionen punkten zu können, sei es per Drive, Midrange-Jumper oder Dreier. Mit 15,1 Punkten für Ulm war er letzte Saison der beste deutsche BBL-Scorer. Was ihm jedoch fehlt, sind Toughness und Konstanz.

"Robin muss noch sehr viel an seinem Spiel arbeiten, das ist klar, aber er hat sich in den letzten Jahren super gemacht", sagt Greene.

Während Benzing die letzten zwei Jahre als NBA-Hoffnung gefeiert wurde, entwickelte sich Schwethelm in Bremerhaven recht unbemerkt zu einem deutschen Spitzenbasketballer. Ihm gehen zwar die Eleganz und das riesige Potenzial von Benzing ab, dafür zeichnet er verantwortlich für all die kleinen Dinge, die nötig sind, egal ob Dreier (42,9 Prozent), Rebounds (3,9) oder Assists (2,1).

Teil II: Power Forward, Center, Fazit

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