"Toronto muss mich wie Bosh bezahlen"

SID
Linas Kleiza spielte bereits 2005-2009 in der NBA für die Denver Nuggets
© Getty

Er floh von den Denver Nuggets, wurde in Piräus zum Topscorer der Euroleague und soll nun die Toronto Raptors aus der Krise führen. Linas Kleiza über seine fehlenden Millionen, Chris Bosh und das Erfolgsgeheimnis des Mini-Staats Litauen.

Cookie-Einstellungen

SPOX: Mit drei Siegen in drei Spielen gegen den Turnier-Gastgeber Deutschland, WM-Gastgeber Türkei und Medaillen-Geheimtipp Kroatien hat Litauen überraschend den Supercup in Bamberg gewonnen. Gehört Ihre Mannschaft plötzlich zum Favoritenkreis?

Linas Kleiza: So weit sind wir noch lange nicht. Wir fahren mit niedrigen Erwartungen zur WM und schauen einfach, was herauskommt. Der Turniersieg darf uns nicht in Sicherheit wiegen, denn wir haben viel Arbeit vor uns. Wir haben nach wie vor eine junge Mannschaft, die lernen muss.

SPOX: Obwohl Stars wie Sarunas Jasikevicius, Zydrunas Ilgauskas oder Ramunas Siskauskas mittlerweile fehlen, hat Litauen erneut eine talentierte Mannnschaft zusammgestellt. Dabei hat Ihr Land nur rund drei Millionen Einwohner. Was ist das Erfolgsgeheimnis?

Kleiza: Ganz einfach: Litauen lebt Basketball wie vielleicht kein anderes Land auf der Welt. Bei uns interessiert man sich als Kind nicht für den Fußball, du wirst sofort mit dem Basketball-Virus infiziert und lernst, den Sport zu lieben und zu ehren. Von daher: Litauen hat nicht viele Einwohner, aber verhältnismäßig dafür gibt es eine riesige Anzahl an Basketballern, aus denen man selektieren kann.

SPOX: Welchen Eindruck haben Sie von der deutschen Mannschaft?

Kleiza: Dafür, dass sie noch unerfahren sind, waren sie nicht schlecht. Dirk Nowitzki und Chris Kaman fehlen ihnen, aber weil im Grunde alle Top-Mannschaften Ausfälle zu beklagen haben, sehe ich Deutschland nicht ganz chancenlos. Mal sehen.

SPOX: Nach der WM wechseln Sie von Olympiakos Piräus für vier Jahre und 18,8 Millionen Dollar zurück in die NBA zu den Toronto Raptors. Sie hatten einige Angebote - warum Toronto?

Kleiza: Das Paket stimmt. Ich mag die Stadt, ich mag die Franchise und ich mag, dass das Team sehr europäisch geprägt ist mit Spielern wie Jose Calderon und Andrea Bargnani.

SPOX: Mit Chris Bosh hat Toronto seinen einzigen Superstar nach Miami verloren. Können Sie Boshs Nachfolge antreten?

Kleiza: Warum sollte ich, wenn ich Boshs Nachfolge antreten soll, müssen sie mich auch so bezahlen wie ihn. (lacht) Im Ernst: Zunächst ist es am wichtigsten, dass ich mich gut in das Team einfüge und einfach versuche, das Beste zu geben. Ich weiß, dass die Raptors viel von mir halten, und ich wäre glücklich, wenn ich das Vertrauen zurückzahlen kann.

SPOX: Weil Sie sich letzte Saison nicht mit Denver über einen Verbleib einigen konnten, sind Sie als Restricted Free Agent nach Europa zu Olympiakos zurückgekehrt - und hatten großen Erfolg. Sie standen im Euroleague-Finale und waren über die Saison gesehen mit 17,1 Punkten der Topscorer.

Kleiza: Die Erfahrung in Piräus war großartig. Ich habe mit tollen Spielern auf dem Parkett gestanden, die mir alles sehr leicht gemacht haben. Und ich habe in den Monaten sehr viel gelernt, wie es ist, bei einem der besten Teams Europas viele Minuten zu bekommen und als Go-to-Guy gefragt zu sein. Davon werde ich in der NBA profitieren.

SPOX: Sie sagten, dass Ihr Ex-Klub Denver keine Option für Sie gewesen sei. Warum nicht?

Kleiza: Ich hatte vier schöne Jahre bei den Nuggets, dennoch wollte ich nicht zurück. Mehr möchte ich nicht zu dem Thema sagen. Denver hatte die Möglichkeit, mit dem Angebot der Raptors für vier Jahre gleichzuziehen, weil ich ein Restricted Free Agent war - aber Gott sei Dank haben sie darauf verzichtet.

Supercup: Litauen siegt - versöhnlicher Abschluss für Bauermann-Truppe