"Sie haben wohl die Realität verpasst"

Von Interview: Andreas Lehner
Milan, Sasic, Kaiserslautern, FCK
© Getty

München - Einen am Boden liegenden Traditionsverein wie den 1. FC Kaiserslautern auf einem Abstiegsplatz mit fünf Punkten Rückstand aufs rettende Ufer zu übernehmen, dazu gehört schon reichlich Mut. Milan Sasic hat ihn aufgebracht.

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Nach 19 Spielen der Vorsaison hatte Lautern magere 16 Pünktchen auf dem Konto, der 49-jährige Kroate schraubte diese Zahl als Trainer in den restlichen 15 Spielen um 23 Punkte nach oben - der Klassenerhalt war im Sack.

Dementsprechend groß ist nun die Vorfreude in Kaiserslautern auf die neue Zweitliga-Saison mit dem Auftaktspiel in Mainz (Fr., 18 Uhr im LIVE-TICKER und bei Premiere). Selbst das frühe Pokal-Aus am vergangenen Samstag beim Drittligisten Jena tut dem keinen Abbruch.

Im SPOX-Interview spricht Sasic über Stefan Kuntz, pfälzische Tradition und über den Grund, warum er nach Deutschland kam.

SPOX: Herr Sasic, Sie haben viele bundesligaerfahrene Spieler geholt. Ist Ihr Ziel in diesem Jahr der Aufstieg?

Milan Sasic: Sie haben wohl die Realität verpasst. Wir haben in den letzten 20 Minuten der Vorsaison die Klasse gehalten. Da wäre es vermessen, das Ziel Aufstieg auszugeben.

SPOX: Wie lauten dann Ihre Ziele für diese Saison?

Sasic: Wir wollen hier in Ruhe etwas aufbauen und die Mannschaft festigen. Natürlich muss das mittelfristige Ziel des FCK der Aufstieg sein. Aber nicht in diesem Jahr.

SPOX: Der Vorstandsvorsitzende Stefan Kuntz hat seine Ziele so formuliert: "Professionalisierung des Vereins, Spitzengruppe 2. Liga und mittelfristig die Etablierung in der Bundesliga".

Sasic: Diese Formulierung ist der Beweis, dass Stefan der absolut richtige Mann für diesen Verein ist. Er hat die fachlichen und persönlichen Qualitäten, die man braucht. Und dieses Ziel ist genau das richtige für den FCK.

SPOX: Wie wichtig war die Verpflichtung von Kuntz für den Klassenerhalt?

Sasic: Ich war sehr glücklich, als Stefan zum FCK gekommen ist. Das war noch mal ein großer Schub und eine wichtige Unterstützung für die Mannschaft und den Verein.

SPOX: Was zeichnet das Erfolgsduo Sasic / Kuntz aus?

Sasic: Ich spreche nicht gerne über mich. Ich habe nur das getan, was Milan Sasic immer macht.

SPOX: Das wäre?

Sasic: Das will ich Ihnen nicht sagen! Meine Arbeit sollen andere beurteilen.

SPOX: Sie konnten jetzt zum ersten Mal Ihren Kader zusammenstellen. Sie haben sieben Neue geholt und zehn Spieler abgegeben. Worauf haben Sie geachtet?

Sasic: Wir wollten deutsche Spieler holen oder zumindest Spieler, die schon lange in Deutschland spielen, um die Probleme der Integration und der Sprachbarriere zu vermeiden.

SPOX: Sie haben vor kurzem Srdjan Lakic (zum Steckbrief) verpflichtet, haben aber trotzdem nur drei Stürmer im Kader. Kommt noch was?

Sasic: Unser Kader ist noch nicht komplett. Wir wollen noch zwei, drei Spieler holen. Aber wir wollen uns nicht unter Zeitdruck setzen. Wir werden nur Spieler zu uns holen, die wirklich zu uns passen.

SPOX: Wie wichtig ist dies besonders beim FCK, der sehr stark von seiner Identifikation mit dem Umfeld lebt?

Sasic: Das ist wichtig in jedem Verein. Wir können nicht gegen die Gewohnheiten und die Mentalität des Klubs arbeiten. Das wäre kontraproduktiv. Wir müssen versuchen, so Fußball zu spielen, wie es die Leute in dieser Region sehen wollen.

SPOX: Haben das auch die neuen Spieler schon verinnerlicht?

Sasic: Kaiserslautern ist eine kleine Stadt, in der der Fan sehr nah an der Mannschaft ist. Es gehört zur Tradition, dass die Leute Kontakt mit den Spielern haben und mit ihnen sprechen. Deshalb haben wir auch immer öffentliches Training. Da erwarte ich von den Spielern, dass sie sich auf diese Gewohnheiten einlassen.

SPOX: Die 2. Liga scheint nach dem Aufstieg von Gladbach, Köln und Hoffenheim in dieser Saison schwächer zu sein...

Sasic: Wie kommen Sie darauf? Natürlich sind drei finanz- und spielstarke Mannschaften aufgestiegen, aber ich denke, die Liga wird noch ausgeglichener und spannender werden. Es sind noch genügend starke Mannschaften in der 2. Liga.

SPOX: Wer sind Ihre Favoriten?

Sasic: Das ist im Moment noch schwer zu sagen. Natürlich gehören die drei Absteiger dazu. Außerdem sind Mainz, Freiburg und 1860 München immer ein Thema. Es gibt so viele Mannschaften, die aufsteigen können, deshalb glaube ich auch nicht, dass die Liga schwächer ist als letzte Saison.

SPOX: Sie kamen 1991 nach Deutschland und sind 1995 beim B-Klasse-Klub Gebhardtshain ins Trainergeschäft eingestiegen. Warum haben Sie sich so lange Zeit gelassen?

Sasic: Ich bin nach Deutschland gekommen, weil in meinem Land Bürgerkrieg herrschte und nicht, um Trainer zu werden. Aber damals habe ich nicht an Fußball, sondern nur an meine Familie gedacht. Ich habe damals ganz normal gearbeitet und als sie wussten, dass ich ausgebildeter Fußballtrainer bin, habe ich in Gebhardshain die B-Klassenmannschaft  übernommen.

SPOX: Mittlerweile sind Sie in der 2. Liga angekommen. Ist die Bundesliga auch Ihr persönliches Ziel?

Sasic: Ich bin mit meinen Mannschaften bisher fünf Mal aufgestiegen. Natürlich würde ich auch gerne in die Bundesliga aufsteigen. Am liebsten mit dem FCK.

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