WM

Mexiko: Die Verheißungen der El Tri

Von SPOX
Mexikos Marco Fabian bejubelt die Goldmedaille der El Tri bei Olympia 2012
© Getty

Mexiko gehört aktuell zu den spannendsten Nationalmannschaften des Planeten und walzt bislang durch die Qualifikation zur WM 2014 in Brasilien. Die Mischung im Team der El Tri stimmt, doch Nationaltrainer Jose Manuel de la Torre hat noch einige vielversprechende Senkrechtstarter in der Hinterhand. Unter anderem mit dabei: Ein Fast-Wolfsburger, das Supertalent und der Cannavaro Mexikos.

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2011: Sieg bei der U-17-WM, Dritter bei der U-20-WM und der Gewinn des Gold Cups. 2012: Triumph bei den Olympischen Spielen (einziges Gold Mexikos!) und erste CONCACAF-Mannschaft in der entscheidenden vierten Runde zur WM-Qualifikation 2014. Der mexikanische Fußball durchlebt derzeit die wohl beste Phase seiner Geschichte.

Die El Tri, die ihre bisherigen sechs Qualifikationsspiele bei einem Torverhältnis von 15:2 allesamt gewann, besticht aktuell mit einer homogenen Mischung aus Spielern wie den Routiniers Carlos Salcido oder Oribe Peralta, mittelalten Akteuren wie Andres Guardado und Youngstern wie Javier Hernandez und Hector Moreno.

WM-Qualifikation CONCACAF 2011-2013: Der Spielplan

Doch kann sich die A-Nationalmannschaft auf dem Weg nach Brasilien 2014 aus einem umfangreichen Becken an vielversprechenden Talenten bedienen, die teils auf dem Sprung stehen, teils bereits auf dem Weg sind, sich dauerhaft zu etablieren. SPOX stellt fünf dieser Akteure vor.

Der Jungspund: Diego Reyes

Alter: 20

Position: Innenverteidiger

Verein: Club America

Reyes schaffte den Durchbruch bei den Olympischen Spielen in London, als er in allen sechs Partien über 90 Minuten zum Einsatz kam.Seitdem hat er auch in der heimischen Liga einen Stammplatz sicher und gehört mittlerweile zu den besten Verteidigern der Liga, nachdem er gegen Ende der letzten Saison noch durch ein paar individuelle Patzer auffiel. Trotz einer Körpergröße von 1,90 Metern besticht er durch ein starkes Timing beim Tackling, bereinigt aber auch zahlreiche Situationen dank einer hohen Antizipationsgabe. Reyes ist zudem vielseitig einsetzbar und wurde bereits als Rechtsverteidiger und defensiver Mittelfeldspieler aufgeboten. Auch war er 2011 Mitglied des mexikanischen U-20-Teams, das in Kolumbien den dritten Platz erreichte. Im selben Jahr stand er in allen drei allerdings verlorenen Partien der Copa America in der Startelf. Innerhalb der vergangenen zwölf Monate hat er dermaßen auf sich aufmerksam machen können, dass bereits Vereine wie Manchester United, der FC Porto und Benfica Lissabon mit Reyes in Verbindung gebracht wurden. Konkretes Interesse zeigt jedoch Atletico Madrid. "Da bin ich ganz ruhig. Sollte ein Transfer klappen - gut. Wenn nicht, werde ich weiter an mir arbeiten", so Reyes. Dies ist in seinem Alter ohnehin notwendig, um sich dauerhaft bei der A-Mannschaft Mexikos anzubieten.

Der mexikanische Cannavaro: Hiram Mier

Alter: 23

Position: Innenverteidiger

Verein: C.F. Monterrey

Der Sohn des Bassisten der Band "Los Mier" ist Kapitän in Mexikos U 23, die zusammen mit den Altgedienten Jose de Jesus Corona, Carlos Salcido und Oribe Peralta im Sommer in Wembley die Goldmedaille gewann. Wie Reyes absolvierte auch Mier bei Olympia alle 540 Turnierminuten. Schon kurz nach seinem Debüt für Monterrey im Oktober 2010 angelte er sich einen Stammplatz und ist seitdem nicht mehr aus dem wohl besten Team Mexikos wegzudenken. So konnte er bereits einige internationale Erfahrung sammeln (u.a. Klub-WM) und gewann 2011 und 2012 die CONCACAF Champions League mit seinem Verein. Auch wenn er wie wohl viele mexikanische Abwehrspieler Rafael Marquez als sein Vorbild nennt, gab man ihm aufgrund seiner Stärke am Ball und der Geschicklichkeit im Zweikampf den Beinamen "Cannavaro". Ein Potpourri europäischer Teams (u.a. Arsenal, Ajax, Valencia) soll Miers Werdegang bereits genau verfolgen. Er ist auf dem Sprung, dauernder Bestandteil der El Tri zu werden, stand in der WM-Quali jeweils gegen Costa Rica im Kader und kam beim 1:0-Heimspielsieg für rund 30 Minuten zum Einsatz.

Das Vorbild: Hector Moreno

Alter: 24

Position: Innenverteidiger

Verein: Espanyol Barcelona

Moreno hat in jungen Jahren bereits das geschafft, wovon die vier anderen Jungs noch träumen: den Sprung in eine europäische Spitzenliga. Wie bei den dos-Santos-Brüdern oder Carlos Vela war für ihn der Gewinn der U-17-WM 2005 die Initialzündung. Nur zwei Jahre später ging er kurz nach seinem Debüt in der A-Nationalmannschaft nach Holland zum AZ Alkmaar. Am Ende seiner zweieinhalb Spielzeiten in der Eredivisie standen erste Einsätze in der Champions League sowie der Gewinn der Meisterschaft und des Supercups zu Buche. Moreno, der schon 2010 zweimal bei der WM in Südafrika eingesetzt wurde und 2011 den Gold Cup gewann, hat sich so in kürzester Zeit zu einem unverzichtbaren Teil der El Tri gemacht und absolvierte fünf der sechs überzeugenden Spiele in der aktuellen WM-Qualifikation über 90 Minuten. Im Vorjahr unterschrieb er für fünf Jahre bei Espanyol und wurde nach seiner ersten Spielzeit (35 Einsätze, 3 Tore) gleich zum Spieler des Jahres bei den Periquitos gewählt. Er überzeugt durch sein körperbetontes Spiel, das ihm bei den Anhängern der Nationalelf den Spitznamen "Pepe Mexikos" einbrachte. Luft nach oben hat er noch in Sachen Grundschnelligkeit, seine Explosivität auf den ersten Metern ist ausbaufähig. Dennoch ist er ein heißer Kandidat für einen Wechsel im Januar: Juventus, Inter und auch der FC Barcelona sollen interessiert sein. Ex-Barca-Verteidiger Marquez traut ihm den nächsten Sprung zu: "Hector hat alle Qualitäten, um bei jedem großen Klub zu spielen. Er bewegt sich gut mit dem Ball, ist aber nicht so schnell. Aber dank seiner bereits gesammelten Erfahrung könnte er problemlos bei Barca spielen."

Das Supertalent: Jorge Enriquez

Alter: 21

Position: Defensives Mittelfeld

Verein: Club Deportivo Guadalajara

Dem 21-Jährigen wird eine herausragende Zukunft vorhergesagt: Viele Mexikaner trauen ihm zu, einer der besten Spieler zu werden, die das Land jemals hervorgebracht hat. El Chaton, wie der physisch starke 1,90-Meter-Mann genannt wird, durchlief den gesamten Nachwuchsbereich bei Chivas und gewann im Vorjahr mit der U 20 die CONCACAF-Meisterschaft. Auch bei der U-20-WM war er Teil des Teams. Nationaltrainer Jose Manuel de la Torre hält große Stücke auf den technisch versierten Enriquez und sieht in ihm den Erben von Gerardo Torrado im defensiven Mittelfeld. Nach einer Verletzung Torrados durfte er für diesen beim 5:0-Erfolg gegen Guyana, als Mexiko alle Tore innerhalb von nur neun Minuten erzielte, über eine Stunde lang spielen. Beim 2:0 über El Salvador kam er bereits 90 Minuten zum Einsatz und konnte überzeugen. "Die Abläufe sind sehr ähnlich. In den Junioren-Nationalmannschaften wird sehr gute Grundlagenarbeit verrichtet, so dass der Wechsel nicht schwerfällt, weil das System fast identisch ist", begründete er seine ansprechende Leistung. Seine Einsatzminuten in der CONCACAF-Endrunde, die für Mexiko am 6. Februar gegen Jamaika beginnt, werden sicherlich steigen. Man muss zudem kein Wahrsager sein um festzustellen, dass Enriquez wohl bald nach Europa wechseln wird, um sich dauerhaft auf höchstem Niveau messen zu können. Dazu ist die mexikanische Liga, in der gerade Mittelfeldspieler bei Ballbesitz nicht annähernd den Druck bekommen wie in Europa, schlicht nicht geeignet. Enriquez wäre bereit: "Hoffen wir einmal, dass sich bald etwas ergibt. Ich würde sehr gern in der spanischen Liga spielen, bei Barcelona, aber auch die Premier League oder Italien fände ich super."

Der Fast-Wolfsburger: Marco Fabian

Alter: 23

Position: Sturm

Verein: Club Deportivo Guadalajara

Was haben Fans des FC Barcelona und des VfL Wolfsburg gemeinsam? Beiden müsste der Name Marco Fabian etwas sagen. Im August 2011 bezwang er mit seinem Klub Chivas die Blaugrana in einem Testspiel mit 4:1 und traf doppelt (Fabian: "Ein solcher Tag zeigt dir, dass im Leben einfach alles möglich ist."), ein Jahr später stand er kurz vor einem Wechsel in die Autostadt. Die finale Absage für Ex-Coach Felix Magath kam dann von Johan Cruyff höchstpersönlich, der seit Februar diesen Jahres eine Beraterfunktion in Guadalajara einnimmt.Dort kickt Fabian bereits seit seinem achten Lebensjahr, durchlief zehn Jahre lang die Jugendabteilungen des Klubs und debütierte mit 18 im Profiteam. Dabei überzeugt er durch enorme Präzision im Passspiel und beim Abschluss, in seinen mittlerweile 165 Partien für Chivas war er an 65 Treffern direkt beteiligt (39 Tore, 26 Vorlagen). Er ist zudem vielseitig einsetzbar und kann im vorderen Spielfelddrittel alle Offensivpositionen bekleiden. Nach seinem Debüt im U-20-Trikot Mexikos 2009 fiel er zwei Jahre später im Vorfeld der Copa America allerdings negativ auf und wurde vom Verband zusammen mit sechs weiteren Spielern für sechs Monate gesperrt - Partymädels im Teamhotel in Ekuador... Der Anruf aus Wolfsburg - mexikanische Medien berichteten im August sogar von einem Interesse des FC Bayern - folgte dann vor allem deshalb, weil Fabian 2012 erst beim renommierten Turnier von Toulon und später beim CONCACAF-Turnier zur Olympia-Qualifikation mit fünf bzw. sieben Treffern jeweils als Torschützenkönig brillierte. In England stand er letztlich in allen sechs Partien in der Startelf. Auch wenn er bislang lediglich zwei Einsätze in der A-Nationalmannschaft verzeichnen konnte, besitzt er glänzende Perspektiven, sich bis zur WM 2014 als zweiter Stürmer neben ManUniteds Javier Hernandez zu positionieren. "Ich bin ja weiterhin noch in der Lernphase. Jeder Trainer gibt mir etwas Hilfreiches mit. Ich komme in meiner Karriere bislang stetig voran und lerne einfach weiter", so Fabian.

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