6+5? Nein, danke!

Von Florian Regelmann
Sepp Blatter
© Getty

München - Wenn es nach Sepp Blatter geht, dann startet ab der Saison 2010/2011 eine neue Zeitrechnung. Der FIFA-Präsident will mit aller Macht durchsetzen, dass dann die sogenannte 6+5-Regel in Kraft tritt.

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Kurzum: Mindestens sechs einheimische Spieler müssen in der Anfangsformation stehen. Diesen Plan stellte Blatter am Freitag in Zürich vor.

"Wenn ein Team elf Ausländer in seiner Mannschaft hat, ist das nicht gut für die Entwicklung des Fußballs", so Blatter. "Außerdem profitieren die Nationalmannschaften davon, wenn weniger Ausländer in der Liga spielen." Klar, dass er die Nationaltrainer wie Jogi Löw damit schnell auf seiner Seite hat.

FIFA zuständig?  

In der Bundesliga stößt Blatters Plan dagegen auf kein durchweg positives Echo, wie SPOX.com herausgefunden hat. So zeigte sich Heribert Bruchhagen, der Vorstandschef von Eintracht Frankfurt, mehr als überrascht von Blatters Vorstoß, merkte aber an: "Wir haben genügend deutsche Spieler in Frankfurt, insofern hätten wir kein Problem damit." 

Bruchhagen, immerhin Mitglied der Liga-Chefetage, zweifelte aber vor allem die Zuständigkeit der FIFA an: "Das hat nicht der Herr Blatter zu entscheiden, da hat die FIFA kein Mitspracherecht. Wir als DFL sind da autark."

Ob sich Bruchhagen da nicht mal täuscht? Wenn die FIFA eine entsprechende Regelung verabschieden würde, käme Deutschland sicher nicht umher, sie auch umzusetzen.

Schwierige Umsetzung 

Ob es allerdings realistisch ist, muss stark bezweifelt werden. Auch wenn Blatter forsch ankündigte, nicht vor einem Rechtsstreit gegen die Europäische Union zurückzuschrecken. Es bleiben viele Fragezeichen. Auch für Stefan Kuntz, den Manager des VfL Bochum.

"Ich denke, dass es im vereinten Europa schwer einzuhalten und umzusetzen sein wird. Es ist kontraproduktiv im Rahmen der Europäisierung", so Kuntz' erste Reaktion.

Der VfL Bochum würde sicher auch zu den Klubs gehören, die sich schwer tun würden mit der neuen Regelung. Bislang konnte und kann der VfL das Manko, bei den besten deutschen Spielern finanziell nicht mithalten zu können, mit Kompetenz im Scouting-Bereich und einem guten Auge auf dem Transfermarkt wett machen. Man denke nur an Theofanis Gekas oder aktuell Stanislav Sestak.

"Wir müssen Nischen finden" 

"Es ist ja nicht so, dass wir keine deutschen Spieler haben wollten. Aber in der Qualität, in der wir suchen, entscheiden die sich für andere Vereine. Wir sind darauf angewiesen immer Nischen zu finden, die andere nicht finden. Solch eine Regelung würde unsere Arbeit sicher erschweren", sagte Kuntz weiter.

Wenn er die letzte Aufstellung seines VfL durchgeht, wird das Problem schon deutlich. Selbst mit den Deutsch-Polen Thomas Zdebel und Christoph Dabrowski kommt man in Bochum nicht auf sechs Deutsche in der ersten Elf. Gegebenfalls könnte man natürlich Dennis Grote, Oliver Schröder und Danny Fuchs dazu zählen, aber einen echten Konkurrenzkampf gäbe es für die deutschen Spieler dann nicht mehr.

Im Gegensatz zu Bruchhagen ist für Kuntz grundsätzlich aber klar, dass man sich "letztlich dieser Regelung unterwerfen müsste".

Hochstätter sieht positive Aspekte 

Besser als in Bochum sieht es in Sachen "Players Made in Germany" bei Hannover 96 aus. Im Spiel beim VfB Stuttgart stand genau die angedachte Zahl von sechs Deutschen in der ersten Elf (Robert Enke, Frank Fahrenhorst, Christian Schulz, Hanno Balitsch, Jan Rosenthal und Mike Hanke).

Daher ist es vielleicht gar nicht verwunderlich, dass für 96-Manager Christian Hochstätter die 6+5-Regelung grundsätzlich "keine schlechte Regelung ist, da sie den Nachwuchs fördert und mehr Identifikation schafft". Aber die Umsetzung "im neuen offenen Europa" hält auch Hochstätter für schwierig.

Heftige Kritik von Arsene Wenger 

Auch international hat Blatters Plan für zum Teil heftige Kritk gesorgt. Arsenal-Coach Arsene Wenger äußerte sich gegenüber der englischen Zeitung "The Guardian" mehr als deutlich.

"Diese Regelung würde die Premier League zerstören. Sie wäre sicher nicht mehr die beste Liga der Welt. Ich wäre nicht glücklich, wenn ich einem Spieler sagen müsste 'Tut mir leid, Du kannst leider nicht spielen, weil Du nicht am richtigen Ort geboren bist'", so Wenger. 

Eines haben die ersten Reaktionen gezeigt. Es herrscht noch viel Gesprächsbedarf. Aber bis 2010 wird ja auf jeden Fall noch viel Wasser in den Zürichsee fließen. Viel Zeit, um im FIFA-Hauptquartier anzurufen und sich genauer zu erkundigen.