"Pizarro hat Angst vor mir"

Von Interview: Sebastian Steegmüller
Ivan Klasnic hatte bei Nantes bisher kein Glück. In zehn Spielen traf er kein einziges Mal
© Imago

Ivan Klasnic kehrte nach zwei Nierentransplantationen wieder in die Bundesliga zurück und ist somit der erste Profifußballer, der mit einer Spenderniere gespielt hat. Nach sieben Jahren in Bremen suchte der Kroate eine neue Herausforderung und wechselte zum französischen Erstligisten FC Nantes.

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Im Interview mit SPOX spricht der 28-jährige Stürmer über den frühen Trainerwechsel beim Aufsteiger Nantes, deren Einstandsrituale und seinen Nachfolger bei Werder.

SPOX: Herr Klasnic, Ihr Start in Frankreich war alles andere als gut. Bereits nach dem vierten Spieltag wurde Trainer Michel der Zakarian entlassen.

Klasnic: Für mich persönlich lief es gut an und ich fühle mich wohl hier. Aber wir haben nicht den besten Start hingelegt.

SPOX: Haben Sie mit dieser Reaktion des Vereins gerechnet?

Klasnic: Nein, ich habe es auch erst erfahren, als ich morgens zum Training kam. Klar, wir haben bisher nur einen Punkt, trotzdem bin ich zuversichtlich, dass es bald aufwärts geht. Wir waren in den Spielen nicht schlechter, haben aber in der Abwehr kleine Fehler gemacht, die der Gegner eiskalt ausgenutzt hat.

SPOX: Der Nachfolger ist der ehemalige Toulouse-Trainer Elie Baup. Haben Sie ihn schon kennengelernt?

Klasnic: Leider hatte ich noch keine Möglichkeit, mit ihm zu sprechen, da ich bei der kroatischen Nationalmannschaft war.

SPOX: Sie sind als neuer Spieler in Nantes direkt zum Stammspieler avanciert. Haben Sie Angst, dass sich das mit dem neuen Trainer ändern könnte?

Klasnic: Ich bin nicht nach Nantes gegangen, um auf der Bank zu sitzen. Ich glaube mein Klub erwartet von mir, dass ich die Mannschaft führe und durch meine Erfahrung die Richtung vorgebe. Das ist natürlich eine neue und schwierige Aufgabe, aber ich freue mich darauf. Deshalb habe ich zu keiner Zeit bereut, dass ich den Schritt gemacht habe.

SPOX: Wie sind ihre Ziele mit dem achtfachen französischen Meister?

Klasnic: Nantes ist ein Traditionsklub, den man nicht unterschätzen darf. 2002 haben sie gegen Bayern noch in der Champions League gespielt und waren vor Lyon der letzte französische Meister. Natürlich ist die Situation als Aufsteiger nicht leicht. Dennoch ist mein Saisonziel nicht nur der Klassenerhalt.

SPOX: Sondern?

Klasnic: Ich will im Mittelfeld mitspielen und schauen, was nach oben geht.

SPOX: Wie wurden Sie in Frankreich von ihren Vereinskameraden aufgenommen?

Klasnic: Sehr gut. Meine Mitspieler erwarten natürlich sehr viel von mir. Aber man darf nicht denken, jetzt ist der Klasnic da, das läuft jetzt einfach. Ich werde meine Erfahrung einbringen, aber Tore schießen kann ich nicht alleine.

SPOX: Bestehen noch sprachliche Barrieren?

Klasnic: Ich hatte in der Schule französisch, aber da ist nicht mehr viel da. Von Tag zu Tag fallen mir wieder mehr Vokabeln ein, so dass ich mittlerweile das Meiste verstehe.

SPOX: Gab es ein bestimmtes Einstandsritual in Nantes?

Klasnic: Ich musste vor meinem ersten Spiel in der Kabine singen.

SPOX: Und was gab's zu hören?

Klasnic: Ich habe mich für ein kroatisches Lied entschieden. Ganz einfach!

SPOX: Verfolgen Sie die Spiele von Werder Bremen noch?

Klasnic: Ja, sie haben Startschwierigkeiten und nur einen Punkt mehr wie wir. Aber ich glaube die Mannschaft ist intakt. Diego ist wieder da und mit Claudio Pizarro haben sie noch einen guten Stürmer geholt. Bremen wird oben mitspielen, ob es zum Titel reicht wird man sehen.

SPOX: Was halten Sie insgesamt von der Bremer Offensive?

Klasnic (lacht): Es war natürlich einen sehr großer Verlust, dass man mich abgegeben hat.

SPOX: Pizarro kann Sie also nicht adäquat ersetzen?

Klasnic: Nein, ich glaube Pizarro hat Angst vor mir. Als ich nach Bremen kam, ist er gegangen. Und kaum bin ich weg, kommt er wieder zurück.

SPOX: Haben Sie damit gerechnet, dass Bremen den Peruaner verpflichtet?

Klasnic: Nein, aber mir war klar, dass im Sturm noch Bedarf bestand. Bremen hat Qualität verloren, nun mussten sie auch wieder neue reinbringen. Nein, Spaß beiseite! Wir werden sehen, was Bremen macht. Es wird natürlich schwierig, die hohen Ziele zu erreichen. Vielleicht kann noch ein anderes Team überraschen, die Bayern bringen es zurzeit ja auch noch nicht.

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