Der Exzess kennt Grenzen?

Von Stefan Moser
Englands Meister Manchester City votierte gegen Schuldenbremse und Salary Cap
© Imago

Die Premier League hat sich selbst finanzielle Beschränkungen auferlegt, um die Inflation von Transfersummen und Spielergehältern einzudämmen. Dass die Verantwortlichen nun von "Nachhaltigkeit" sprechen, ist angesichts der Zahlen dennoch absurd. Die wichtigsten Hintergründe zu Schuldenbremse und Gehaltsobergrenze in England.

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Was ist passiert? Mit einer knappen Mehrheit beschlossen die 20 Premier-League-Klubs, sich selbst verbindliche finanzielle Spielregeln aufzuerlegen. Nach langen Verhandlungen einigte man sich im Februar auf zwei Kernpunkte: eine Schuldenbremse sowie eine Gehaltsobergrenze (Salary Cap). Die Schuldenbremse verbietet den Klubs, innerhalb von drei aufeinanderfolgenden Spielzeiten Verluste von mehr als 122 Millionen Euro anzuhäufen; ausgenommen sind Ausgaben für Nachwuchsförderung und Stadion. Der erste Drei-Jahres-Zyklus beginnt mit der kommenden Saison. Die Salary Cap greift für Vereine, deren jährliche Gehaltskosten 61 Millionen Euro übersteigen. Wer über dieser Grenze liegt, darf seinen Spieleretat bis 2016 nur um jährlich 4,6 Millionen Euro erhöhen. Gehälter für Management und Trainerstab sind nicht von der Regelung betroffen.

Wer ist betroffen? Der Wert für die Schuldenbremse ist überdurchschnittlich hoch angesetzt. In den vergangenen drei Jahren haben nur Manchester City, Chelsea, Liverpool und Aston Villa die Grenze von 122 Millionen Euro Verlust durchbrochen. Die 61-Millionen-Marke für die Gehaltsobergrenze wurde in der vergangenen Saison dagegen von 13 der 20 Klubs überschritten. Den höchsten Gehaltsetat hatte zum achten Mal in Folge der FC Chelsea mit 220 Millionen Euro vor Manchester City (202 Mio.); die niedrigsten Personalkosten wies Blackpool mit 29 Millionen Euro aus.

Die Notwendigkeit der Regulierung: Seit der Öffnung für Investoren haben betriebswirtschaftliche Grundkategorien in der Premier League zusehends ihre Gültigkeit verloren. Rentabilität und Kostendeckung spielen keine Rolle mehr, sobald vor allem private Geldgeber jeden Verlust umstandslos aus der eigenen Tasche begleichen. Es kam zu einem finanziellen Exzess, der selbst in einer neoliberalen Wirklichkeit noch absurd wirkt. Spielergehälter und Transfersummen treiben unkontrollierte Stilblüten, wie den 46-Millionen-Euro-Wechsel von Andy Carroll zum FC Liverpool im Januar 2011. Trotz Rekordeinnahmen machten die Klubs der Premier League allein im letzten Jahr einen Verlust von 420 Millionen Euro.

Die offizielle Begründung: Nach dem neuen Beschluss kreisten die Aussagen der Verantwortlichen entsprechend um den Begriff der wirtschaftlichen "Nachhaltigkeit" - der angesichts der fraglichen Zahlen allerdings zur modischen Worthülse verkommt. Um die unabhängige Zukunftsfähigkeit der Vereine ernsthaft zu gewährleisten und der Gefahr vorzubeugen, dass Klubs nach dem Rückzug eines Investors finanziell kollabieren, reichen die Beschränkungen kaum aus.

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