In den Straßen von Madrid mit den Ronaldos

SPOX
08. Mai 201310:33
Cristiano Ronaldo (l.) und Freundin Irina Shayk bekamen Ärger mit der Polizeigetty
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Cristiano Ronaldo und seine Modelfreundin bekamen nächtlichen Ärger mit der Polizei und einem durchgeknallten Atletico-Fan. Meister-Coach Antonio Conte will einen Wolkenkratzer a la FC Bayern. In England werden Medien ausgesperrt und Maurer Andy Carroll muss Zahntechniker werden. Dies und mehr von unseren Korrespondenten in Europa.

Serie A

Von Oliver Birkner

Meister des Spieltags: Der übliche Soundtrack passte am Sonntag besonders gut. Jovanottis "Das größte Spektakel seit dem Big Bang" oder AC/DC mit ihrem pulsierenden "Thunderstruck". Juves Urknall und Donner erlitt die Konkurrenz auch in diesem Jahr und um 16.50 Uhr stand die 29. Juventus-Meisterschaft endlich auch rechnerisch fest. Etwas pingelig mussten die Profis mit alkoholfreiem Bier in der Kabine anstoßen, da bereits am Mittwoch die nächste Partie ansteht. Dafür betrank man sich später im Bad der Massen, als die Mannschaft von rund 400.000 Tifosi flankiert im offenen Bus durch die Stadt kroch. Kleine Sticheleien durften freilich nicht fehlen, so erinnerte ein Transparent in den Händen von Kapitän Gigi Buffon "5. Mai, dabei geht mir immer noch einer ab". Exakt elf Jahre vor dem aktuellen Titelgewinn hatte Rivale Inter Harakiri begangen und die sicher geglaubte Meisterschaft durch ein 2:4 bei Lazio am letzten Spieltag an Juve verspielt. Der halbnackte Coach Antonio Conte erlebte noch einen ungemütlichen Wurf ins Eiswasser-Becken, er war es schließlich auch, der inmitten des Deliriums den Euphorie-Stecker gezogen hatte. Nun müsse Klarheit her, was der Verein für die Zukunft plane: "Die Messlatte wird jetzt höher gelegt, bleibt die Frage um wie viel? Langsam und mit Geduld ein großartiges Team aufzubauen wie Dortmund, passt nicht zu Juventus. Dort würde man ohne riesige Kritik noch ein Jahr 20 Punkte hinter Bayern eventuell ohne Titel ertragen. Das wäre hier unmöglich. Um die internationale Lücke zu schließen, benötigen wir mehrere neue Top-Player, denn mir geht ein Image als schöner Verlierer gegen den Strich." Noch in dieser Woche wird Conte im Gespräch mit Präsident Andrea Agnelli und Sportchef Beppe Marotta Aufrüstung erbitten, ganz nach seinem kürzlichen Credo: "Einen Wolkenkratzer wie Bayern errichtet man nicht mit Schüppchen und Eimer." Viel Spaß beim Bauen!

Spieler des Spieltags: Die Statistik-Abteilung hatte wohl vergeblich versucht, Lazio-Coach Vladimir Petkovic zu erreichen. "Petko" wechselte Miroslav Klose 24 Minuten vor Spielende aus und verbaute dem deutschen die Chance, in den Serie-A-Olymp einzuziehen.

So bilanzierte der Deutsche lediglich fünf Treffer beim 6:0 über Bologna und verpasste es mit Silvio Piola (Pro Vercelli, 1933) als auch Omar Sivori (Juventus, 1961) gleichzuziehen, die als Liga-Rekordhalter jeweils sechs Mal erfolgreich waren. Jetzt muss sich Klose Platz zwei im Bomber-Klassement mit zwölf anderen Spielern teilen. Zumindest war es nach Romas Roberto Pruzzo der erste Liga-Fünferpack seit 27 Jahren, einem Lazio-Spieler gelang dieses Kunststück in der 113-jährigen Geschichte überhaupt noch nicht.

"Klosissimo! Ein wenig muss der Nachmittag wohl auch den Mann aus Eis bewegt haben", schrieb die "Gazzetta dello Sport" und die "Repubblica" kommentierte: "Klose übertreibt. Miro trieb sich nach der Lethargie von vier torlosen Monaten auf dem Rasen wie ein wütender, ausgehungerter Bär herum." Gut gebrüllt, Miro!

Und sonst? Ein Hacker? Ein aufgebrachter Praktikant? Geklärt ist die Panne noch nicht, doch am Sonntagabend lief auf dem Sender "Sky Sport News 24" minutenlang gemütlich der Ticker über den unteren Bildschirm: "Skandal! Scheiß Milan!!" Fällt ja auch nicht so auf, wenn Wiederholungen von traumhaften Blitz-Interviews ins Wohnzimmer flimmern wie das mit Fiorentinas David Pizarro: "Florenz und Rom haben zusammen bisher 133 Tore erzielt, zur Pause steht es 0:0. Was hat gefehlt? - "Ein Tor." Guten Abend.

Serie A: Conte will einen Wolkenkratzer wie Bayern

Premier League: Bale ist der neue Klinsmann

Primera Division: Ronaldos Ärger auf Madrids Straßen

Premier League

Von Raphael Honigstein

Spiel des Spieltags: Es war ein echtes Spitzenspiel, Erster gegen Vierter, der englische Meister gegen den (noch) amtierenden Champions-League-Sieger und es war: ein ganz fieser Grottenkick. Die erste Hälfte von Manchester United gegen Chelsea war am Sonntag so übel, dass selbst der vertraglich zum Premier-League-Hype verpflichtete Sky-Kommentator Martin Tyler fand, das ganze wäre so prickelnd, wie die eigene Schwester zu küssen. Oder meinte Tyler mit "kissing your sister" vielleicht konkret die Zwillingsschwester von Co-Kommentator Gary Neville, Tracey Neville? Hoffentlich nicht. "Wir waren nicht genug, um uns einen Punkt zu verdienen", sagte Alex Ferguson nach dem 0:1 unerhört offen, fügte allerdings noch spitzfindig hinzu, dass Juan Matas Schuss, abgefälscht von Phil Jones' Bein ein "äußerst glücklicher Treffer" gewesen sei. Aufregender als das Match an sich war sowieso die kleine Kontroverse um David Luiz. Der Chelsea-Verteidiger spielte nach einem Foul von Rafael laut Ferguson den "sterbenden Schwan", und wurde noch dazu wie einst Cristiano Ronaldo mit einem frechen Lächeln am Boden erwischt, als sein Landsmann die Gelb-Rote Karte sah. Sonst hatte im Old Trafford niemand etwas zu lachen. Vor allem nicht der geneigte Zuschauer.

Mann des Spieltags: Wo wir schon beim Thema "Diver" sind: Gareth Bale wurde mit seinem späten Wahnsinnstor gegen Southampton, eine Kombination aus Arjen Robbens "Ich zieh von rechts nach innen" und einem Karl-Allgöwer-Knaller ins Eck, der erste Spurs-Spieler seit Jürgen Klinsmann, dem 20 Treffer in der Liga gelungen sind. Tottenham (5.) bleibt vor dem wichtigen Nachhol-Match gegen Chelsea (3.) weiter im Rennen um die Champions-League-Plätze, muss sich aber zunehmend dem Verdacht erwehren, ein "One-Man-Team" zu sein. "Das ist extrem unfair gegenüber unseren anderen Spielern", sagte Andre Villas-Boas, "die Mannschaft muss Leistung bringen, damit Gareth solche brillanten Momente genießen kann." Das stimmt natürlich, verschweigt aber, dass die Leistung der Mannschaft ohne Bales brillanten Momente meist gar nichts bringt. Der Waliser traf bisher so oft, wie die drei Stürmer Jermain Defoe, Clint Dempsey und Emmanuel Adebayor zusammen. Überhaupt pocht Villas-Boas lieber auf Teamwork. In einem Interview am Wochenende verglich sich der Portugiese selbstbewusst mit mit dem Dirigenten des Boston-Philarmonic-Orchesters, dessen "entscheidender Schritt" die Erkenntnis gewesen sei, "dass er selbst keinen Ton machte, sondern nur die Musikanten." Eine hübsche Parabel. Auch schön: Villas-Boas' sensationelles Eingeständnis, dass es viele Dinge in seinem Leben gebe, die er nicht gut mache. Ein Beispiel? "Nähen". Wer hätte das gedacht?

Und sonst? Nach einem kritischen Bericht über Spaltungen in der Newcastle-United-Kabine darf der "Daily Telegraph" ab sofort nicht mehr aus dem St. James' Park berichten. Der Klub verlangt eine Entschuldigung, das seriöse Blatt weigert sich. Man darf gespannt sein, ob sich die Sache bis zum nächsten Heimspiel der Elstern gegen Arsenal am 19. Mai klären lässt. Einstweilen muss man sich freuen, dass der Spielplan Newcastle erstmal in gegnerische Stadien schickt. Ansonsten hätte man womöglich auch auf einen Bericht des "Guardian" verzichten müssen. Neu aufkommenden Rufen nach der Berufung von Andy Carroll in die Nationalmannschaft erteilte das Blatt nach dem 0:0 von West Ham gegen Newcastle eine elegante Abfuhr. "Caroll sollte für seine Stärken gerühmt, aber besser zum Grasen auf seiner vertrauten Wiese in der Premier League gelassen werden", schrieb Reporter Barney Ronay, "ihn für England zu nominieren aber heißt, von einem Maurer Zahntechnik zu verlangen."

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Primera Division

Spiel des Spieltags: Es dauerte keine zwei Minuten, da musste Victor Valdes den Ball schon wieder aus dem Tor holen. Waren die Bayern etwa schon wieder anwesend? Würde das große Barca schon wieder in seine Einzelteile zerlegt werden? Drei Tage nach der "schmerzhaftesten Pleite in Barcas Europacup-Geschichte" (El Mundo Deportivo) muckte auch das verhältnismäßig kleine Real Betis im Camp Nou auf. Doch Barca kam diesmal zurück, wenn auch erstmal nur sanft. Alexis schoss den schnellen Ausgleich, zur Pause führte die Gäste aus Sevilla dennoch mit 2:1. Doch dann kam er. Der Messias. Der Verletzte, der eigentlich nicht verletzt war gegen die Bayern. Drei Minuten nach seiner Einwechslung schoss Lionel Messi die Blaugrana mit einem fantastischen Freistoßtor in Führung, wenig später stellte er mit seinem 46. Saisontor den 4:2-Endstand her. Der Sieg genügte dem FC Barcelona zwar nicht zur Meisterschaft, aber er war so eminent wichtig für die Seele. "Wir waren ziemlich am Arsch nach Mittwochabend. Manch einer hat uns ja schon empfohlen, den Verein aufzulösen. Wir haben uns aber entschieden zu bleiben", sagte Dani Alves. So ganz mies läuft die Saison ja auch nicht. 88 Punkte und 105 Tore in der Liga nach 34 Spieltagen, dazu der sechste CL-Halbfinaleinzug in Folge. "Die Kritik an uns war teilweise ein schlechter Witz. Wir sind völlig verdient ausgeschieden in der Champions League, aber ein bisschen mehr Respekt vor diesen Spielern, vor diesem Verein, hätte ich mir schon gewünscht", sagte Präsident Sandro Rosell.

Mann des Spieltags: Rafael Gordillo war in seiner Zeit als Vereins-Präsident von Real Betis ein angenehmer Zeitgenosse. Kein Lautsprecher, keiner, der sich immer benachteiligt fühlte als Vertreter eines kleinen Klubs. Cool, besonnen, andalusisch. Mittlerweile steht er der Stiftung des Vereins vor und ist bei den Medien ein gern gesehener Gesprächspartner. Nach dem 2:4 beim FC Barcelona ließ er gleich zwei Bomben los. "Barcelona hat Messi gegen die Bayern geschont, weil sie Angst vor uns hatten. Er sollte gegen uns in Bestform spielen." Das war dann doch eher als Scherz gemeint. Den folgenden Satz meinte Gordillo dann aber toternst. "Messi ist ein großartiger Spieler. Aber er hat manchmal schon auch großes Glück. So wie dem Freistoß. Den hätte früher nicht ins Tor gehauen. Er hat dafür halt sehr viel geübt." Lassen wir jetzt einfach mal so stehen...

Und sonst? Ronaldo hat ein besonders zwiespältiges Wochenende hinter sich. Am Samstag erzielte er zwei Tore beim 4:3 von Real Madrid gegen Real Valladolid und wurde von der "Marca" als "wahrer Special One" gefeiert. Die Nacht von Sonntag auf Montag wird er dagegen in schlechter Erinnerung behalten. Kurz nach Mitternacht wurde er nach einem Abendessen mit Freundin Irina Shayk von der Verkehrspolizei gestoppt. Als er aufgefordert wurde, seine Papiere vorzuzeigen, soll Ronaldo zum Polizisten gesagt haben: "Weißt du nicht wer ich bin?" Dem Befehl der Sitte den Kofferraum zu öffnen, soll Ronaldo zudem nicht nachgekommen sein. Freundin Irina musste helfen. Zu allem Überfluss wurde Ronaldo noch von einem zufällig anwesenden Atletico-Fan übel beschimpft: "Du Hurensohn, wir bringen dich im Pokalfinale um." Ronaldo durfte weiterfahren, der Störenfried wurde von der Polizei in Gewahrsam genommen. Punktsieg Real.

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