FIFA geht gegen Spielmanipulationen vor

SID
Illegale Sportwetten sind nicht nur im Pferdesport lukrativ
© Getty

Mit einem groß angelegten Aktionsplan will die FIFA in den kommenden Monaten verstärkt gegen illegale Sportwetten und Spielmanipulationen vorgehen. "Wir haben es hier mit einer nie da gewesenen Herausforderung zu tun, es gibt ein riesiges kriminelles Interesse am Fußball", sagte FIFA-Sicherheitschef Chris Eaton.

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Der Sechs-Punkte-Plan sieht unter anderem zeitlich befristete Zeugenschutzprogramme und Amnestien für Informanten vor. Außerdem sollen die Zusammenarbeit mit Polizei und Justiz verstärkt und die bestehenden Präventions-, Schutz- und Aufklärungsprogramme regionalisiert werden - mit FIFA-Sicherheitsbeauftragten in Amerika, Nahost und Asien.

Eaton präsentierte mehrere E-Mails und Faxe, in denen Kriminelle Funktionäre kontaktiert und mit Erfolg zur Manipulation von Freundschaftsspielen und Jugendturnieren bewegt hatten. In einem Fall ließ sich eine offensichtlich dubiose Organisation sogar von einem nationalen Fußballverband vertraglich das Recht zusichern, selbst FIFA-Schiedsrichter für bestimmte Partien bestimmen zu dürfen.

"Spielmanipulationen sind ein internationales Problem"

"Spielmanipulationen sind ein internationales Problem, das lässt sich nicht auf eine bestimmte Region begrenzen", führte Eaton aus. Deswegen will die FIFA sowohl ihre Bemühungen auf nationaler Ebene als auch im internationalen Verbund verstärken.

Auf beiden Ebenen monierte der FIFA-Sicherheitschef Defizite. Internationale Ermittlungen seien komplex und zögen sich oft über Jahre hin. Zugleich fehlten vielen Ländern die strukturellen Voraussetzungen für solche aufwendigen Ermittlungen.

Außerdem forderte Eaton bessere staatliche Kontrollen des Glücksspiels und schärfere Strafen für Verstöße. Wer illegales Glücksspiel lediglich behindere, der stoppe es nicht, sondern sorge nur dafür, dass die Wettindustrie in den Untergrund abwandere.

Viele widersetzen sich - aber schweigen

Ein Schwerpunkt des Aktionsprogramms liegt auf der Vorbeugung, wie Eaton betonte. Dabei arbeitet die FIFA mit Interpol zusammen. Die internationale Polizeibehörde soll Präventions-, Trainings- und Fortbildungsprogramme für Spieler, Funktionäre und andere Beteiligten leiten. Ziel sei es, die zentralen Akteure zu befähigen, kriminelle Anwerbeversuche für Spielmanipulationen zu erkennen, ihnen zu widerstehen und sie zu melden.

Eaton verwies in diesem Zusammenhang auf das vorbildliche Verhalten des italienischen Zweitliga-Profis Simone Farina. Der Verteidiger des AS Gubbio 1910 hatte ein lukratives Angebot zur Manipulation - dem Vernehmen nach wurde ihm das Doppelte seines Jahresgehalts geboten - abgelehnt und trotz Einschüchterungsversuchen Anzeige erstattet. Für seinen Mut wurde er am Montagabend bei der FIFA-Ballon-d'Or-Gala von FIFA-Präsident Sepp Blatter zum Fairplay-Botschafter ernannt.

"Simone Farina ist ein leuchtendes Vorbild. Da sind viele, die sich widersetzen, aber auch viele die schweigen", sagte Eaton und fügte hinzu: "Aber wenn es keine Meldung gibt, dann können wir gegen solche kriminellen Versuche auch nicht vorgehen."

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