Wird Gspurning der Nikopolidis-Nachfolger?

Von Interview: Haruka Gruber
Michael Gspurning spielt seit 2007 in Griechenland bei Skoda Xanthi
© Imago

Österreichs Nationaltorwart Michael Gspurning mauserte sich seit seinem Wechsel von Pasching zu Skoda Xanthi zum Top-Keeper Griechenlands und wird von den Topklubs gejagt. Auch Köln könnte eine Option sein. Aber wer ist dieser Gspurning? Im Interview mit SPOX spricht der 29-Jährige über das Olympiakos-Interesse und den Van-der-Sar-Stil.

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SPOX: Michael Gspurning - ein Name, der selbst deutschsprachigen Fußball-Fans erstmal nur schwer über die Lippen kommt. Wie kommt ein Grieche damit klar?

Michael Gspurning: Mittlerweile klappt das ganz gut. Aber der Stadionsprecher von Xanthi hat immer noch die gleiche Routine wie vor drei Jahren und sagt jedes Mal vor dem Anpfiff bei der Spielerpräsentation: "Jetzt kommt unser Torwart, gegen den ein Tor zu schießen schwieriger ist als dessen Name auszusprechen!" (lacht)

SPOX: In Deutschland sind Sie wenig bekannt, obwohl Sie seit Jahren zu den besten Torhütern der griechischen Liga zählen und auch von einigen Bundesliga-Teams beobachtet wurden. Was für ein Torwart-Typ sind Sie?

Gspurning: Ich gehöre eher zu den ruhigen, sachlichen Vertretern. Ich komme mehr nach Torhütern wie Edwin van der Sar und bin nicht so aufbrausend wie beispielsweise ein Oliver Kahn es gewesen war.

SPOX: Müssten Sie womöglich extrovertierter sein, um mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen?

Gspurning: Vielleicht. Aber ich möchte mich anders als einige Kollegen nicht künstlich aufplustern, so bin ich nicht und so will ich nie sein. Daher hat es mich immer genervt, wenn mir der Ratschlag gegeben wurde, dass ich mich anders zu verhalten hätte. Jeder muss seinen eigenen Weg gehen.

SPOX: Mit Erfolg, immerhin gelten Sie als Favorit auf die Nachfolge von Olympiakos-Torwartlegende Antonis Nikopolidis, der Anfang der Woche seinen Rücktritt bekannt gegeben hat. Auch bei Panathinaikos werden Sie seit langem gehandelt.

Gspurning: Seitdem werde ich jeden Tag von zahlreichen Journalisten angerufen, aber leider kann ich nicht viel dazu sagen. Offenbar hat Piräus konkretes Interesse und Kontakt zu Xanthi aufgenommen. Mehr weiß ich leider auch nicht.

SPOX: Sie haben mitt Xanthi in der abgelaufenen Saison gerade so den Abstieg vermieden. Warum sind Sie dennoch ein Kandidat für solche Spitzenklubs?

Gspurning: Weil ich mittlerweile einen sehr guten Namen in Griechenland habe. Natürlich verlief das Jahr für den Verein sehr enttäuschend, aber meine persönlichen Leistungen waren nicht schlechter als in der Vorsaison, als wir lange an der Tabellenspitze mit dabei waren, insgesamt nur 21 Gegentore kassiert haben und ich häufig im Fokus stand. Von daher weiß ich, dass ich zumindest bei den griechischen Klubs immer auf der Kandidatenliste stehe. Nur der richtige Zeitpunkt kam noch nicht.

SPOX: In der Vergangenheit wurden sich auch von Köln beobachtet. Der FC verpflichtet in diesem Sommer wohl einen neuen Torwart als Backup für die aktuelle Nummer eins Faryd Mondragon. Wäre Köln eine Option - auch wenn Sie als österreichischer Nationalspieler womöglich auf der Bank sitzen müssten?

Gspurning: Es wäre eine Überlegung wert. Köln war schon einmal ein Thema und die Bundesliga als Ganzes ist natürlich sehr reizvoll, egal in welcher Konstellation etwas zustande kommen würde. Zumal es im Fußball sehr schnell gehen kann und eine Nummer zwei immer Chancen hat, die Nummer eins zu verdrängen.

SPOX: Zuletzt soll Red Bull Salzburg Interesse gezeigt haben.

Gspurning: Red Bull hatte lose angefragt und Salzburg ist der einzige Verein, für den ich nach Österreich zurückgekehrt wäre. Ich habe mich im Ausland durchgesetzt und will mich in einer der ganz großen Ligen Europas beweisen, von daher würde mir die österreichische Liga wie ein Rückschritt vorkommen, auch wenn sie zuletzt einen Sprung nach vorne gemacht hat. Aber mit Red Bull hat sich relativ schnell abgezeichnet, dass wir nicht zusammenkommen.

SPOX: Wäre ein Wechsel in die Heimat aber nicht förderlich für die Nationalmannschaftskarriere?

Gspurning: Nein, Nationaltrainer Didi Constantini meldet sich regelmäßig bei mir und ich werde vom ÖFB beobachtet, von daher weiß ich, dass die Fachleute meine Leistungen gut einschätzen können. Ich bin überzeugt davon, dass sie sehen, dass ich von meiner Klasse her jedem Konkurrenten ebenbürtig bin.

SPOX: Ihr Vertrag in Xanthi läuft bis 2011, als Ablösesumme sind eine Million Euro festgeschrieben. Viel Geld für einen 29-jährigen Torwart.

Gspurning: Das ist richtig. Ich habe den Vertrag kurz vor dem Beginn der Weltwirtschaftskrise unterzeichnet, damals war eine Million Euro lange nicht so viel wert wie heutzutage. Es ist schwer, so einen Betrag auf den Tisch zu legen, demtentsprechend gehe ich davon aus, dass Xanthi mich auch für einen niedrigeren Betrag ziehen lässt.

SPOX: Von der Weltwirtschaftskrise abgesehen manövrierte sich Griechenland selbst fast in einen Staatsbankrott. Wie sehr wird das Leben eines Fußball-Profis davon beeinflusst?

Gspurning: Es hat natürlich finanzielle Auswirkungen, beispielsweise wurden die Einkommens- und die Mehrwertssteuer deutlich erhöht. In der Kabine, aber auch im Gespräch mit den Fans ist das Thema allgegenwärtig. Dennoch fühle ich mich in Griechenland sehr wohl. Es sieht nicht rosig aus, aber die Griechen lassen sich das Leben nicht verderben. Diese Einstellung gefällt mir.

Von Superfund zu Skoda: Michael Gspurning im Steckbrief