"Sperrt Eure Frauen weg, Terry geht um!"

Von SPOX
Die Fans an der Stamford Bridge stehen voll hinter John Terry
© Imago

Schlüpfriges aus England, Michael Ballack als Matt Damon, richtig asoziale Tifosi, der AC Milan als Stasi-Imperium und der fluchende Portugal: Die Blitzlichter aus Europa.

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Premier League

von Raphael Honigstein

JT's Balls of Steel: Auf welcher Seite die Chelsea-Fans in der Debatte um John Terry stehen würden, war klar. Vor dem 2:0 gegen Arsenal konnte man rund um das Stadion an der Stamford Bridge blaue T-Shirts erwerben, auf denen zum Beispiel "Sperrt Eure Frauen weg, John Terry geht um" oder "TEAM TERRY. He always scores at the Bridge" (er trifft immer an der Bridge/bei [Wayne] Bridge) zu lesen war. Höhnische Gesänge der gegnerischen Fans - "Du siehst (deine Frau) nie wieder" riefen sie in Richtung des gestürzten Nationalmannschaftkapitäns - konnten den 29-Jährigen nicht verunsichern. Terry bot eine makellose Partie und genoss danach das Bad in der Menge. "Der Mann hat Eier aus Stahl", staunte BBC-Experte Garth Crooks im Fernsehstudio. Ob das die passende Metapher für diese Geschichte war, muss an dieser Stelle bezweifelt werden.

The Chelsea Supremacy: Nach dem Londoner Derby staunten die Journalisten nicht schlecht, als plötzlich ein merkwürdig strahlender Michael Ballack mit einer Mütze im Presseraum auftauchte. Bei genauerem Hinsehen entpuppte sich der Deutsche jedoch als Hollywood-Star Matt Damon. Die verblüffende Ähnlichkeit der beiden sorgte für große Heiterkeit in der Chelsea-Kabine. "Wir haben ein Foto zusammen gemacht", lachte Ballack, der nach dem Karriereende sofort als Stunt-Double für "Jason Bourne" arbeiten könnte.

Avram "The Gigolo" Grant: Der arme FC Portsmouth hat seit der vergangenen Woche mehr wechselnde Eigentümer (vier) als Siege in dieser Saison (drei). Balraim Chainrai, ein Millionär aus Hongkong, hat dem Klub 17 Millionen Pfund geliehen, will aber auch wieder schleunigst verkaufen. Am Mittwoch wird vor Gericht die Zwangsauflösung des hochverschuldeten Tabellenletzten  verhandelt. "In Portsmouth gehen die Lichter aus", titelte die "News of the World". Beim 0:5 im Old Trafford, schaffte es Pompey, mit drei Eigentoren das größte Eigentor von Trainer Avram Grant vergessen zu machen. Der Israeli wurde von der "Sun" als Kunde eines Thai-Bordells entlarvt, bestand aber darauf, nur für eine Message gezahlt zu haben. "Sie war viel zu alt und fett, um eine Prostituierte zu sein", sagte Grant. Der alte Charmeur.

Primera Division

von Paula Villamarin Temperan

Rot-Flut in Spanien: Erst neulich hatte sich Cristiano Ronaldo beschwert, dass er von den spanischen Schiedsrichtern zu hart bestraft werde und immer gleich Rot sehe. Da wollten die Schiedsrichter am Wochenende offenbar zeigen, dass überhaupt keine Verbindung mit dem großen Namen besteht und schickten in zehn Spielen gleich neun Mann vorzeitig zum Duschen: fünf Mal glatt Rot und vier Mal Gelb-Rot. Die buntesten Partien des Wochenendes waren Saragossa gegen Sevilla und Almeria gegen Gijon mit jeweils drei Platzverweisen. Auch Barcas Innenverteidiger Pique und Marquez flogen gegen Getafe vom Platz. Die Highlights des Spiels bei SPOX.TV! Keine schlechte Bilanz. Zumal der Schnitt vor dem Spieltag bei 3,45 Platzverweisen pro Runde lag.

Portugals Flüche: Ein Spiel kam überraschenderweise ganz nohne Platzverweis aus. Dafür flogen verbal die Fetzen. Santanders Trainer Miguel Angel Portugal war so ganz und gar nicht zufrieden mit der Einschätzung seines Atletico-Kollegen Quique Sanchez Flores. Der hatte die Schiedsrichter-Leistung als "sehr gut" bezeichnet. Portugals Kommentar: "Der Schiedsrichter war saugeil, weil er an beiden Tagen für Atletico war." Portugal bezog sich dabei auf das Pokalspiel vom Donnerstag (0:4), als Atletico einen Elfmeter zugesprochen bekam, obwohl das Foul weit außerhalb des Strafraums passierte. In der Liga hätte Racing einen Sieg verdient gehabt. "Nach Punkten hätten wird gewonnen", meinte Portugal. "Aber wir sind nicht beim Boxen, sondern beim Fußball und da geht es um Tore."

Mallorcas weiße Weste: Mallorca ist weiterhin keine Reise wert. Zumindest für die Teams der Primera Division. Im zehnten Heimspiel der Saison feierten die Mallorquiner ihren zehnten Sieg und versauten damit Villarreals neuem Trainer Juan Carlos Garrido sein Debüt. "Die Mannschaft hat es sehr gut gemacht und hätte mehr verdient", meinte Garrido. Aber ein Kopfball von Nunes machte den Unterschied. Mallorca bastelt damit weiter an seiner herausragenden Serie und nutzte die Ausrutscher von Sevilla und Deportivo La Coruna zum Sprung Platz vier.

Serie A

von Oliver Birkner

Chaos bei Lazio: Thomas Hitzlspergers Debüt für Lazio Rom hätte kaum chaotischer laufen können. Ohne Bindung zu einer Elf, die seit Monaten ohnehin keine Bindung erkennen lässt, wurde der Deutsche nach 65 Minuten ausgetauscht - am Ende verloren die Biancocelesti daheim 0:1 gegen Catania und stehen auf einem Abstiegsplatz. Es gehört mittlerweile schon zur Praxis, dass nach Spielende rund tausend Tifosi den Kopf von Coach und Präsident forderten. Besonders ärgerlich: Catanias Treffer erzielte Maxi Lopez, den Präsident Claudio Lotito eigentlich schon verpflichtet, und dann wieder fallen gelassen hatte. Dass Goran Pandev für Inter mal wieder eine überragende Partie lieferte, dürfte die Anhänger zusätzlich hochgeschaukelt haben. Ihn hatte Lotito zu Saisonbeginn wegen lauter Wechselgedanken ausgebootet und nach einem Rechtsstreit im Dezember zum Nulltarif an die Mailänder verloren. Zuletzt trat Lazio übrigens 1985 den Gang in die Serie B an, seit Sonntag macht man sich zum ersten Mal ernsthaft Gedanken um einen erneuten Fall in die Zweite Liga: Lazio kalkulierte den eventuellen Verlust auf  46 Millionen Euro. Ein hübsches Sümmchen für einen Klub, den noch 75 Millionen Euro Steuerschulden drücken. Doch die darf man vom Staat genehmigt ja in komfortablen Häppchen über lange Jahre gemütlich abarbeiten.

Party-Maus und Stasi-Spitzel: Bisweilen können Interna über Profis auch interessant sein. So verriet ein Teamkollege von Ronaldinho am Wochenende: "Manchmal hat Ronnie so viele Leute bei sich zu Hause, dass er beim Schlafengehen gar nicht weiß, wer sich bei ihm überhaupt noch herumtreibt." Wahrscheinlich mietete sich Ronaldinho vor dem Derby gegen Inter deshalb für drei Tage eine Suite in einem Mailänder Luxushotel (Kosten: 75.000 Euro), um dem ganzen Trouble daheim endlich einmal zu entkommen. Nur dumm, dass die ganze Bekanntschaft plötzlich in der Herberge auftauchten und die Nacht zum Tag werden ließ. Allerdings ohne Alkohol, wie Milan am Samstag feierlich bekanntgab, denn die Werte des Alkoholtests haben im normalen Rahmen gelegen - was immer das bedeuten mag. Außerdem outete Trainer Leonardo den AC Mailand als ein gut organisiertes Überwachungsunternehmen: "Wir wissen alles über Dinho - und nicht nur über ihn. Wir wissen, ob er getrunken hat oder nicht, wo er hingeht, und was er macht." Beim 0:0 in Bologna gab es nicht viel zu berichten, denn Ronaldinho machte außer einem Lattentreffer rein gar nichts.

Spinnen die jetzt total?: Eine beschämende Guerilla-Aktion starteten einige der Napoli-Ultras am Sonntag vor der Partie in Udine: Ein Kleinbus bewaffnet mit Messern, Schlagstöcken und Eisenstangen bremste vor der Udinese-Kurve, es folgten vier Autos, aus denen Hooligans sprangen, sich aus dem Kleinbus bedienten und auf die gegnerischen Tifosi losgingen. Es folgte eine Verfolgungsjagd der Polizei, die die Delinquenten dann an einer Autobahnraststätte stellte. Traurige Bilanz: sieben Verletzte, acht inhaftierte Personen. Napoli verlor die Partie nach 15 ungeschlagenen Spielen in Serie 1:3, und Trainer Walter Mazzarri bemerkte sarkastisch: "Es war ja vorherbestimmt, dass wir verlieren." Abstruse Komplott-Theorien sollte man sich generell sparen, und vor allem an einem Tag wie diesen.

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