Kampf gegen Investoren

Von SPOX
Abu Dhabi Group, Manchester City
© Imago

David Triesman, der Vorsitzende des englischen Fußballverbandes, hatte Anfang der Woche eine spektakuläre Zahl verkündet: Mit insgesamt knapp vier Milliarden Euro seien die Vereine in England mittlerweile verschuldet.

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Auf diese besorgniserregende Summe reagierte er selbst mit einer Forderung, die in den vergangenen Jahren immer wieder in Funktionärskreisen diskutiert wird: Nach Vorbild nordamerikanischer Profiligen sollen auch die Etats europäischer Fußballklubs durch einen sogenannten Salary Cap reguliert werden.

Heißt: Jeder Verein hat nur eine festgeschriebene Summe zur Verfügung, die er für Spielergehälter ausgeben darf. Eine Gehaltsobergrenze soll das exzessive Wettbieten der Vereine um Spieler mittels astronomischer Vertragsangebote einschränken.

Am Mittwoch nun reagierte auch die UEFA auf das Bekanntwerden des immensen Schuldenberges in England. "Wir müssen uns dringend über die Anzahl der Verträge in den Vereinen unterhalten und wir sollten auch über einen Salary Cap sprechen", sagte Präsident Michel Platini gegenüber "Sky Sports".

Platini kritisiert Investoren

Das Problem bestehe allerdings in der Frage nach dem rechtlichen Status von Maximallöhnen. Denn eine Beschränkung von Gehältern ist in Europa grundsätzlich nicht legal. "Ich bin in solchen Dingen kein Experte", sagt Platini, "ich weiß nur, dass es für den Fußball gut und wichtig wäre. Wir müssen Schritt für Schritt sehen, was wir machen können."

Außerdem kritisierte der UEFA-Boss den Einfluss, den ausländische Investoren vor allem auf englische Vereine ausüben.

"Fußball ist deshalb so populär, weil sich die Menschen mit den Vereinen identifizieren", so Platini, "aber wer würde sich zum Beispiel noch mit Liverpool identifizieren, wenn dort ein arabischer Scheich das Sagen hat, einen Trainer aus Brasilien holt und dazu elf Spieler aus Afrika?"

Der FC Liverpool gehört im Moment den beiden amerikanischen Milliardären George Gillet und Tom Hicks. Wochenlang allerdings hielten sich jüngst die Gerüchte, der Klub könnte von einem arabischen Finanzkonsortium übernommen werden.

Seitenhieb gegen ManCity

Auch einen Seitenhieb auf die Übernahme von Manchester City durch die "Abu Dhabi Group" konnte Platini sich nicht verkneifen: "Ich finde das nicht gut. Ich bin der Meinung, dass Leute aus Katar auch in Katar investieren sollten. Sie sollen den Fußball in ihrem eigenen Land weiterbringen."

Ungeachtet der Tatasche, das Abu Dhabi gar nicht in Katar liegt, kündigte Platini Maßnahmen seitens der UEFA an: "Wir müssen Regeln finden. Ich weiß nicht, ob wir wirklich etwas dagegen tun können - aber ich werde es in jedem Fall versuchen."

Neun der zwanzig Vereine in England haben mittlerweile einen ausländischen Besitzer. Tendenz steigend. Damit steigt vor allem in der Premier League die Angst vor den Folgen der Turbulenzen auf dem internationalen Finanzmarkt.

Auch Chelsea fürchtet die Finanzkrise

Selbst Liga-Krösus FC Chelsea mit dem russischen Oligarchen Roman Abramowitsch als Besitzer ist dagegen nicht immun. "Ich glaube, alle Klubs werden den finanziellen Engpass in relativ naher Zukunft spüren", warnte Chelseas Vorsitzender Bruce Buck, "vor allem wenn die Erneuerung der Dauerkarten oder Weihnachtskäufe anstehen. Die Finanzkrise ist ein großes Problem, mit dem wir uns alle auseinandersetzen müssen, selbst mit einem Mäzen Roman Abramowitsch."

Wohl am schlimmsten hat die internationale Banken-Krise in der Premier League West Ham United getroffen. Grund ist der Kollaps der inzwischen notverstaatlichten isländischen Bank Landsbanki.

West Ham in Problemen

Klub-Besitzer Björgolfur Gudmundssson, bisher zweitreichster Isländer, gehörten mit seinem Sohn 42 Prozent des Geldinstituts. Gudmundsson, der West Ham im November 2006 für 85 Millionen Pfund (knapp 109 Millionen Euro) übernommen hatte, erklärte, dass der Klub sicher sei und keine Spieler verkauft werden müssten.

West Hams Vize-Präsident Asgeir Fridgeirsson räumte aber ein, dass Teammanager Gianfranco Zola sehr wahrscheinlich im Januar kein Geld für neue Transfers zur Verfügung steht.

West Ham hat bereits zum zweiten Mal Pech: Im September hatte sein Trikotsponsor, das Reiseunternehmen XL Holidays, Konkurs angemeldet und in der Vereinskasse ein Loch von fünf Millionen Pfund (knapp 6,4 Millionen Euro) hinterlassen.