Mittelfinger sorgt für Wirbel

SPOX
19. November 200715:03
SPOXGetty
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Hamburg - Endlich durfte Jens Lehmann mal wieder ran. Bundestrainer Jogi Löw gönnte seiner Nummer eins gegen Zypern die Spielpraxis, die er momentan beim FC Arsenal nicht sammeln darf.

Lehmann wirkte allerdings nicht immer sicher und leistete sich nach 58 Minuten zudem eine Geste, die nach dem Spiel für Diskussionsstoff sorgte. Einen missglückten Ausflug aus seinem Strafraum quittierten die Zuschauer in Hannover mit Pfiffen und Rufen nach Lokalmatador Robert Enke. 

Lehmann "kratzte" sich beim Weg zurück ins Tor mit dem Mittelfinger ausgiebig an der Schläfe, was dem 38-Jährigen nun als Zuschauerbeleidigung ausgelegt wird: Mit dem simulierten Kratzen soll der Torhüter lediglich einen Stinkefinger "getarnt" haben.

Zwanziger verteidigt Lehmann

Theo Zwanziger verteidigte die umstrittene Handbewegung der deutschen Nummer eins allerdings vehement: "Ich weiß, dass er Respekt vor den Fans hat. Er weiß, dass es keinen Grund gibt, Gesten zu machen, die Fans verletzen können", sagte der DFB-Präsident im DSF.

Auch Lehmann selbst bestritt, die Fans beleidigt zu haben: "So ein Unsinn. Ich habe so etwas noch nie gemacht." Ein fader Beigeschmack bleibt allerdings dennoch.

Ex-Keeper stimmen gegen Lehmann

Und als wäre dies nicht genug, bekam Lehmann von ehemaligen deutschen Nationaltorhütern auch noch eins mit. Die Mehrheit der Ex-DFB-Keeper hat sich gegen Lehmann ausgesprochen, sollte der beim FC Arsenal seinen Stammplatz nicht zurückerobern. 

Dies geht aus einer Umfrage der "Bild am Sonntag" unter 23 deutschen Nationaltorhütern hervor. Ausgenommen waren nur die noch aktiven Keeper und Bundestorwart-Trainer Andreas Köpke.

Der langjährige Stammtorwart Oliver Kahn (Bayern München) enthielt sich der Stimme. Elf Keeper sprachen sich gegen Lehmann aus, sollte er weiterhin bei Arsenal nur die Nummer zwei hinter Manuel Almunia sein.

Sepp Maier: "DFB bekommt die Quittung" 

Wie Bodo Illgner, Weltmeister von 1990: "Für einen Torwart ist es ohne Spielpraxis viel schwieriger als für einen Feldspieler. Der Keeper verliert die Souveränität." Toni Schumacher, Vize-Weltmeister von 1982 und 1986, ergänzte: "Die Nummer eins muss Stammspieler sein. Es wäre sonst gegenüber den anderen Keepern, die jede Woche spielen, unfair."

Neun Torhüter sprachen sich indes für ein Festhalten an Lehmann aus, auch wenn er nicht Stammtorwart bei Arsenal ist. So auch Deutschlands Weltmeister-Keeper von 1974, Sepp Maier. Der merkte allerdings an: "Die Situation ist entstanden, weil man Olli Kahn damals rausgeekelt hat. Jetzt hat der DFB die Quittung."

Die einstige Nummer eins beim Deutschen Fußball-Bund (DFB), Eike Immel, meinte: "Lehmann kann man bedenkenlos ins Tor stellen." Drei weitere Torhüter wollten sich nicht festlegen.