EM

Darum zählt Oranje zu den Titelkandidaten

Von Daniel Börlein
Sneijder, van Bommel, van Marwijk: Die Schlüsselfiguren des niederländischen Nationalteams
© Getty

Die Europameisterschaft in Polen und der Ukraine ist in diesem Sommer das große Highlight des Fußball-Jahres. SPOX befasst sich im Vorfeld der Endrunde intensiv mit den Teilnehmern und liefert zu den Top-Nationen eine umfassende Analyse. In Teil zwei der Serie steht die Niederlande im Fokus. Bondscoach Bert van Marwijk vertraut auf eine Achse, zwei "falsche" Stürmer und ein Defensivkonzept, das keine Fehler verzeiht. Auf einen bestimmten Spieler kann die Elftal nicht verzichten.

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Die Grundsätze

Keine andere Nation hat ein spezielles Spielsystem derart geprägt wie die Niederlande. Das 4-3-3 schien quasi im Grundgesetz verankert und wurde von allen Top-Teams des Landes und insbesondere von der eigenen Nationalmannschaft teilweise nahe der Perfektion praktiziert.

Unter Bondscoach Bert van Marwijk ist die Elftal von dieser Ausrichtung nun ein Stück abgerückt. Der ehemalige Dortmund-Coach hat das niederländische System modifiziert und es den Veränderungen im Weltfußball angepasst. Aus dem 4-3-3 ist auf der Taktiktafel nun eher ein 4-2-3-1 geworden. Schon bei der WM 2010 schaffte man es damit bis ins Endspiel.

Die aktuelle Mannschaft hat dieses System nun weiter verfeinert, viele Abläufe sind inzwischen automatisiert - auch, weil die zentralen Positionen innerhalb der Mannschaft fest besetzt sind. Zur EM bildet im Normalfall das Duo Joris Mathijsen/Johnny Heitinga die Innenverteidigung. Im defensiven Mittelfeld ist Mark van Bommel gesetzt, davor Wesley Sneijder. Auch an Arjen Robben (anders als bei den Bayern spielt er auf links) und Robin van Persie führt - sofern beide fit sind - kein Weg vorbei.

Um diese Schlüsselspieler hat van Marwijk seine Mannschaft zusammengebaut, die sich an gewissen Vorgaben und Mechanismen zu orientieren hat. So legt van Marwijk großen Wert darauf, dass der Ball in der Spieleröffnung aus der Abwehr immer von einer zur einfachsten nächstmöglichen Station gepasst wird.

Auf schnellen Raumgewinn oder einen Überraschungsmoment verzichten die Niederländer - zumindest, wenn ein Abwehr- oder defensiver Mittelfeldspieler den Ball hat. Stattdessen gilt: Ruhe am und Sicherheit für den Ball und schauen, wo sich ein einfacher Passweg ergibt.

So kommt der niederländische Spielaufbau durchaus etwas schwerfällig und behäbig rüber. Die Innenverteidiger sind in erster Linie eine Art Ballübergeber an einen der Sechser, der sich tief fallen lässt und den Ball hinten abholt.

Die Rollen innerhalb der Doppelsechs sind dabei recht klar verteilt. Van Bommel gibt den Anker, der aus der Zentrale dirigiert und organisiert, ohne dabei bevorzugte Anspielstation zu sein.

Viel häufiger wandert der Ball aus der Abwehr an den zweiten Sechser (Nigel de Jong, Kevin Strootman, bisweilen auch Rafael van der Vaart), der dann gerne auch mal ein paar Meter mit dem Ball am Fuß anläuft.

Ein Offensivsechser, der sich regelmäßig nach vorne mit einschaltet und auch den Weg in die Tiefe sucht, ist aber weder de Jong, Strootman noch van Bommel. Dieses Trio hat seinen Offensivauftrag in der Regel dann erfüllt, wenn der Ball bei Wesley Sneijder oder auf dem Flügel angekommen ist.

Teil 2: Der Schlüsselspieler

Teil 3: Die "falschen" Stürmer

Teil 4: Die Mehr-Ebenen-Verteidigung