"In der Dusche hängen keine Versace-Kacheln"

Von Kevin Bublitz/Mark Heinemann
emden, sandhausen
© Getty

Ostfriesland liegt nicht gerade in unmittelbarer Nähe des Äquators. Dementsprechend kommt es an der Nordseeküste ab und an zu kräftigen und andauernden Regengüssen. In ebensolchem musste der SV Sandhausen am 11. Spieltag zum Spitzenspiel bei den Kickers aus Emden ran, verlor mit 0:3 und fiel aus den Aufstiegsrängen. Seitdem knirscht es ordentlich zwischen beiden Vereinen.

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Das gefürchtete ostfriesische Schmuddelwetter hatte den Rasen im Emdener Embdena-Stadion in ein tiefes und schwer bespielbares Geläuf verwandelt. Gerd Dais, Trainer des SV Sandhausen, sprach schon direkt nach der Partie von "irregulären Verhältnissen", mit denen seine Spieler "nicht klar gekommen sind".

"Fußball ist immer noch Freiluftsport"

Nun schickte auch Sandhausens Präsident, Jürgen Machmeier, in einer Pressemitteilung deutliche Worte in Richtung Emden. "Das wir unsere Erfolgsserie nicht fortsetzen konnten, lag an den katastrophalen Bedingungen, die wir in Emden antrafen. Der Platz war eine mit Pfützen übersäte Matschgrube, auf der kein Ball mehr normal rollte."

Eine Sicht der Dinge, die man in Emden nicht nachvollziehen kann. "Ein solches Verhalten habe ich in zehn Jahren nicht erlebt. Sandhausen hatte eine halbe Chance im ganzen Spiel und tritt jetzt so nach. Das ist stillos. Fußball ist immer noch ein Freiluftsport, bei dem es halt auch mal regnen kann. Der Schiedsrichter und ein DFB-Inspekteur haben den Platz als für bespielbar erklärt", wehrt sich Engelbert Schmidt, Präsident von Kickers Emden.

"Der DFB misst bei Emden mit zweierlei Maß"

Ebenfalls massiv sind die Sandhausener Vorwürfe, dass der DFB bei Emden in Sachen Stadion wohl mit "zweierlei Maß messen" würde. "Emden hält die klaren Auflagen nicht ein. Dort gibt es keine Drainage, keine ausreichende Fantrennung und keine vernünftigen Toilettenanlagen", beschwert sich Machmeier in der Mitteilung weiter und hat auch an den Wegen zum Stadion etwas auszusetzen: "Am nahe gelegenen Nordseestrand wäre man nicht so tief eingesunken wie auf dem Parkplatz und auf den Wegen zu den Tribünenplätzen."

Schmidt ist nach diesen Aussagen bedient: "Wir erfüllen alle Bedingungen des DFB. Es ist unglaublich, dass ein Verein solch einen Vorwurf in den Raum stellt. Natürlich kann man bei unseren finanziellen Mitteln keinen Komfort wie in der Düsseldorfer LTU-Arena erwarten, aber wir haben sehr wohl eine Drainage. Wir haben separate Faneingänge und die Duschanlagen sind zwar nicht neu aber sauber und in Ordnung", betont Emdens-Präsident und schiebt süffisant hinterher: "Dass in der Dusche keine Versace-Kacheln hängen, ist sicherlich ein Problem."

Emden bedauert mangelnden Respekt

Ein neues Fußballstadion planen sie in Emden bereits. Der Bauantrag ist bereits gestellt, die Diskussionen um die endgültige Finanzierung der neuen Arena laufen.

Dass es nun zu dauerhaften Spannungen zwischen den Kickers aus Emden und dem SV Sandhausen kommen könnte, befürchtet Schmidt nicht. "Ich verliere auch nicht gerne, daher ist der Ärger von Sandhausen zu verstehen. Trotzdem sollte man nach einer Niederlage die bessere Mannschaft respektieren und fair wieder in den Bus steigen. Aber ich bin nicht nachtragend."

"Nach vorne blicken", möchte nun auch Sandhausens Machmeier, zumal der SVS bislang eine durchaus erfolgreiche Saison spiele. Geht dies so weiter, kann man am Saisonende im Mai möglicherweise auch in Sandhausen über die "Regenschlacht von Emden" lachen.

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