"Ich habe auch echt keinen Bock mehr"

Marcel Schmelzer wurde in der 70. Minuten für Erik Durm ausgewechselt
© getty

Borussia Dortmund hat das DFB-Pokalfinale im Elfmeterschießen gegen den FC Bayern München verloren. Im Anschluss an das Endspiel stand Dortmunds Linksverteidiger Marcel Schmelzer den Journalisten Rede und Antwort. Schmelzer im Interview über die Gründe für die Niederlage, die viel diskutierte Szene zwischen Franck Ribery und Gonzalo Castro und die Rolle des Schiedsrichters.

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Frage: Herr Schmelzer, Sie mussten als erster Dortmunder Spieler nach 70 Minuten das Feld verlassen. Was war der Grund?

Schmelzer: Mir hat einfach die Kraft gefehlt. Ich hatte im Laufe der Woche stark mit einer Erkältung zu kämpfen. Es hat dann leider nicht mehr gereicht, ich konnte nicht mehr laufen.

Frage: Einige Dortmunder wurden von Krämpfen geplagt, am Ende war man stehend K.o.. Wieso konnte man nicht mehr zulegen?

Schmelzer: Weit über 50 Pflichtspiele in einer Saison zu absolvieren ist schon anstrengend. Ab der Verlängerung ging es beiden Mannschaften so. Man hat es den Bayern nur nicht so sehr angesehen, da sie den Ball hatten und das dann nicht so auffällt. Es war ein Finale und ein harter Kampf - so muss das ablaufen. Wir haben alles in die Waagschale geworfen. Beim Elfmeterschießen ist es dann eine Sache zwischen Glück und Pech, das liegt ganz nah beieinander.

Frage: Thomas Tuchel hatte es vor dem Elfmeterschießen schwer, fünf Spieler zu finden, die antreten wollten.

Schmelzer: Man hat ja gesehen, dass wir Probleme hatten nach diesen 120 Minuten. Einige der Schützen haben sich beim Schießen dann auch verletzt. Zum Schluss war es ja von beiden Seiten auch gar kein Fußball mehr. Wenn man sich dann aufgrund von Krämpfen nicht in der Lage fühlt, selbst anzulaufen, ist es auch schwer zu sagen, dass man schießen möchte.

Frage: Wie war die Stimmung in der Kabine?

Schmelzer: Das große Thema war die Fehlentscheidung in der 39. Minute.

Frage: Der Griff von Franck Ribery ins Gesicht von Gonzalo Castro. War das für Sie spielentscheidend?

Schmelzer: Für Euch nicht?

Frage: Die Finger eines Spielers haben zumindest nichts im Gesicht eines anderen Spielers zu suchen.

Schmelzer: Korrekt. Daraus resultiert beim Fußball dann eine Rote Karte und die wurde nicht gegeben. Und das, obwohl der vierte Offizielle zehn Zentimeter daneben stand und es seine Aufgabe ist, so etwas zu sehen. Es ist ja nicht das erste Mal, dass wir darüber sprechen. Ich muss natürlich auch sagen, dass wir kein gutes Spiel gemacht und nur darum gekämpft haben, dass die Bayern kein Tor schießen. Das haben wir auch gut gemacht. Aber: Wenn in der ersten Halbzeit eine Tätlichkeit passiert und die nicht regelkonform bestraft wird, ist das für mich ganz klar spielentscheidend. Ich glaube nicht, dass uns zehn Bayern genauso angelaufen hätten wie elf.

Frage: Tuchel wählte eine eher defensive Taktik, der BVB hatte am Ende lediglich 30 Prozent Ballbesitz. War die Strategie die richtige?

Schmelzer: Es ist einfach den Bayern geschuldet, dass wir kaum an den Ball gekommen sind. Wir hatten viele Spieler auf dem Feld, für die es das erste Finale war. Das hat man am Anfang gemerkt. Da war nicht ganz die Sicherheit da, die wir von uns aus der Bundesliga kennen. Wir hatten dennoch viele Balleroberungen und hätten in der ersten Halbzeit unsere Konter besser fahren können. Daraus werden wir nun lernen. Wir haben eine lange Vorbereitung, die wir intensiv nutzen werden. Es war schwierig, unser Spiel durchzudrücken, da es die Bayern einfach gut gemacht haben - mit elf Mann.

Frage: Tuchel meinte, er hätte gerne höhere Balleroberungen erzielt. Wieso klappte das nicht?

Schmelzer: Wir sind zu Beginn wie gesagt schwer ins Spiel gekommen. Dann haben wir uns hinein gekämpft und hätten mit ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl vor allem die Konter besser ausspielen können. Kurz vor Schluss der 90 Minuten hatten wir so auch eine riesige Chance durch Aubameyang. Das große Thema bleibt für mich aber eindeutig die 39. Minute. Ich habe auch eigentlich echt keinen Bock mehr, hier zum dritten Mal nach einem Finale zu stehen und über eine Fehlentscheidung des Schiedsrichters zu sprechen. Wahnsinn!

Frage: Was schließen Sie daraus, ist das nur Zufall?

Schmelzer: Das will ich euch entscheiden lassen. Ihr dürft ja eure Meinung schreiben. Daher freue ich mich darauf, diese zu lesen. Ich bin echt gespannt, welche Aussagen da auch noch vom Schiedsrichter kommen. Zu uns hat er gesagt, er habe alles richtig gemacht. Das sehe ich nicht so.

Frage: Wann hat Marco Fritz das geäußert, während oder nach der Partie?

Schmelzer: Mats Hummels meinte zu mir, der Schiedsrichter habe von jemandem gehört, dass er richtig entschieden habe.

FC Bayern München - Borussia Dortmund: Daten zum Spiel

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