"Das 1:6 kann etwas Positives haben"

Von Für SPOX in der Allianz Arena: Andreas Lehner
Heynckes, Hecking und Allofs vor dem Spiel. 90 Minuten später hatte nur noch einer was zu lachen
© getty

Wolfsburgs Sportdirektor Klaus Allofs spricht im Interview über die Folgen des deutlichen Resultats, die Leistung seiner Mannschaft und die Manndeckung gegen Bastian Schweinsteiger.

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Frage: Herr Allofs, Sie haben im Pokal-Halbfinale 1:6 gegen die Bayern verloren. Wie sehr schmerzt diese Niederlage?

Klaus Allofs: Ich gewinne lieber. Aber man muss auch anerkennen, wenn der Gegner besser ist. Wir haben vorher gesagt, dass wir das Unmögliche möglich machen wollen, und das Bemühen war da. Wenn man gegen die Bayern spielt, darf man nicht zu viele Fehler machen und das haben wir getan. Am Ende haben wir den Kopf verloren und dumm gespielt. Wir haben zu lange den Ball gehalten und uns dann noch auskontern lassen. Das muss nicht sein, dafür haben wir zu erfahrene Spieler. Diese Fehler dürfen wir nicht machen. Ansonsten wäre das Spiel 3:1 oder 4:1 ausgegangen. So hört sich das Ergebnis nach einer Blamage an, die war es aber nicht.

Frage: Die Mannschaft hat lange gut gespielt und die Bayern gefordert. War das 1:3 nach der Pause der Genickbruch?

Allofs: Wir hatten uns in der ersten Halbzeit einige Chancen herausgespielt und das ist den Bayern zuletzt ja selten passiert. Nach der Pause fiel das Tor zu schnell, weil wir nicht aufmerksam waren. Das sind Dinge, die können wir verhindern - auch wenn die Bayern das gut machen. Dann gab es eine Szene, in der Vieirinha gefoult wird. Das wäre, wenn es ein Elfmeter war, nochmal die Chance gewesen heranzukommen. Da hätten sich die Bayern zumindest einen Moment Sorgen machen müssen, so sind sie dann zu souverän.

Frage: Hat die Mannschaft anfangs über Niveau gespielt und später darunter? Oder wo liegt die Wahrheit?

Allofs: Die Mannschaft hat sich teuer verkauft. Wir sehen immer wieder, dass wir phasenweise auf diesem Niveau spielen können. Aber eben nicht über 90 Minuten. Und das hat zur Folge, dass wir auch in der Bundesliga nicht die Resultate haben, die wir uns wünschen.

Frage: Wünschen Sie sich auch für die Bundesliga ein Auftreten, wie es die Mannschaft bis zur 60. Minute gezeigt hat?

Allofs: Die Schlüsse aus dieser Partie wären, dass wir diese Bereitschaft, auch gegen einen solchen Gegner zu marschieren, dass alle auch in der Defensive mitmachen, mit dem Abstellen der Fehler kombinieren. Dann würden wir auch einige Siege einfahren.

Frage: In der Liga brauchen sie noch drei Punkte, um den Klassenerhalt wohl endgültig sicher zu haben. Glauben Sie, dass sich dieses Ergebnis negativ auf die Moral und die Motivation auswirkt?

Allofs: Die Mannschaft ist permanent motiviert, aber im Augenblick ihrer Motivation macht sie Fehler. Wenn man das Spiel richtig analysiert und wir die richtigen Dinge mitnehmen und erkennen, dass wir uns nicht so verhalten dürfen wie am Ende, dann kann das 1:6 sogar etwas Positives haben.

Frage: Beim HSV hat man aber auch gesehen, dass sich die Klatsche in München auf die nächsten Spiele ausgewirkt hat.

Allofs: Im Pokal ist es egal, ob man 1:2 oder 1:6 verliert. Es war ja nicht so, dass wir am Ende müde oder die Bayern noch viel, viel besser waren. Das Ergebnis kam zustande, weil weil wir es wenig clever gespielt haben. Wir rücken auf und haben dann Ballverluste, die wir normalerweise nicht haben dürfen. Das sind keine Dinge, die unsere Moral brechen dürfen.

Frage: Slobodan Medojevic hatte mit der Bewachung von Bastian Schweinsteiger eine besondere Aufgabe. Wie hat er die aus Ihrer Sicht erfüllt?

Allofs: Sehr, sehr gut. Bis zum Wechsel, den wir dann vorgenommen haben, war es auch so, dass Schweinsteiger nur sehr schwer ins Spiel kam. Hinterher hat man gesehen, was passiert, wenn er in Ruhe die Pässe spielen kann, wenn auch aus der Kontersituation heraus.

Frage: Die freien Räume im Mittelfeld hat dafür Xherdan Shaqiri genutzt.

Allofs: Man kann nicht alle ausschalten. Im Eins-gegen-eins setzen sich Spieler wie Shaqiri oder Robben immer wieder mal durch. Aber ich glaube schon, dass wir Schweinsteiger als Ideengeber und als Passgeber ziemlich eingeschränkt haben. Im Moment gibt es keine perfekte Taktik gegen die Bayern, weil die Einzelspieler einfach zu gut sind. Für Mannschaften unserer Kragenweite sind sie im Moment kaum zu schlagen.

Frage: Wie sehen Sie dann die Chancen des FC Bayern in der Champions League?

Allofs: Gut. Barca hat mich bisher nicht überzeugt, Real Madrid nur phasenweise. Borussia Dortmund spielt eine starke Saison, aber am souveränsten waren bisher die Bayern.

Frage: In der Bundesliga geht es für Wolfsburg jetzt gegen Werder Bremen. Mit welchen Emotionen für Sie?

Allofs: Natürlich ist es etwas anderes, wenn man an einen Ort zurückkommt, wo man 13 Jahre gearbeitet hat. Schon im Hinspiel wurde sehr viel Aufmerksamkeit darauf gelegt. Das haben wir damals professionell gemeistert und das werden wir dieses Mal auch machen. Ich hoffe, dass wir unsere gute Auswärtsbilanz fortsetzen.

FC Bayern - VfL Wolfsburg: Daten zum Spiel